1969 Herbst

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(35.) 33. Jahrgang Nr. 53

Inhaltsverzeichnis
  • Aus: Walther von der Vogelweide Owe war sint verswunden alliu miniu jar! / ist mir min leben getroumet, oder ist ez war?
  • Alexander von Humboldt Kurt Forstreuter Vor zwei Jahren, zum 200. Geburtstag Wilhelms von Humboldt hat die Zeitschrift "Carolinum" einen Beitrag zu seiner Lebensgeschichte gebracht. (Carolinum, Jg. 33 H. 48 S. 10-20.) Es handelte sich dabei um die freundschaftlichen Beziehungen zum Erbprinzen und späteren Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz. Wilhelm von Humboldt konnte daher mit vollem Recht auch einen Platz auf den Seiten des "Carolinum" beanspruchen. Bei Alexander von Humboldt sind die Beziehungen zum Großherzog sehr viel weniger intim, die Quellen sehr viel spröder.
  • Die Erinnerungsfeier in Kiel zum 500jährigen Bestehen unserer Universität Rostock H. Schon lange zuvor hatten ehemalige Rostocker Studenten - insbesondere auch der Studienjahrgänge nach 1945 - angeregt, in einer gemeinsamen Erinnerungsfeier das 550jährige Bestehen ihrer Alma mater auch in diesem Teil unseres Vaterlandes zu begehen. Sie fanden vielseitigen Zuspruch, so daß sich alsbald ein Arbeitskreis zur Vorbereitung dieser Feier bildete.
  • Predigt zum Gottesdienst in St. Nikolai - Kiel anläßlich der 550 Jahrfeier Meyer-Buchtin Liebe Brüder und Schwestern! Unendlich vieles wird in Worten und Gedanken in diesen Tagen vor uns lebendig, was uns in den Jahren unseres Studiums in Rostock bewegt hat, wie lange es auch immer her sein mag. Und wie manch einem Menschen darf man hier wieder begegnen, mit dem man sich einst eng verbunden wußte. Vor uns steht das Bild der Stadt Rostock, die Universität mit dem Blücherplatz, die Blutstraße, der Marktplatz, der gewaltige Bau der Marienkirche, der schlanke Turm der Petrikirchei vielleicht auch die kleine Universitätskirche, die Klosterkirche, in der wir Theologen unsere ersten Predigten und vor allem unsere Examenspredigten zu halten hatten.
  • Begrüßungsansprache Wegner Namens des Arbeitskreises heiße ich Sie alle in der Hauptstadt unseres Patenlandes Schleswig-Holstein aufs herzlichste willkommen. Es war der Gedanke der Initiatoren für die Veranstaltungen aus Anlaß des 550jährigen Jubiläums unserer Universität Rostock, daß sich alle früheren Studenten, Professoren und Freunde unserer Universität hier heute zu einer unpolitischen Erinnerungs- und Wiedersehensfeier treffen.
  • Begrüßungsansprache Hellmuth Mayer Namens und im Auftrage des Rektors Magnificus überbringe ich dieser Versammlung die Grüße der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Damit erweist die jüngere benachbarte Ostseeuniversität ihren Respekt vor der älteren Schwester und ihren bedeutsamen Leistungen in der deutschen Wissenschaftsgeschichte. Wir geben die Hoffnung nicht auf, daß es dem Rektor der Kieler Universität noch möglich sein wird, seine Glückwünsche auf einer offiziellen Feier der Universität Rostock im Herbst auf eine für beide Seiten angemessenen Weise auszusprechen.
  • Festansprache Walter Hallstein Ich hoffe, Sie werden es nicht als Anmaßung empfinden, wenn ich Sie als Landsleute anrede. Ich bin, wie die meisten von Ihnen wissen, Süddeutscher. Meine Vorfahren waren seit mindestens einem halben Jahrtausend im hessischen Odenwald ansässig. Und als ich - mit 28 Jahren - 1930 an die Universität Rostock berufen wurde, als ordentlicher Professor der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, öffnete sich mir eine neue Welt. Eine schöne Welt: die noch unversehrte alte hanseatische Stadt, die Ostsee und ihre Dünen unter Sonne und Wind, das weite Land dahinter - Hügel, Felder und Seen -, und Menschen eines mir noch unbekannten Schlages - zugleich ernst, besinnlich, humorvoll und unendlich zuverlässig. Die zehn Jahre, die ich dort verlebt habe, gehören zu den glücklichsten meines Lebens.
  • Tag im Herbst G. H. Piehler Ein silberheller Tag im späten Herbst / glitt schmeichelnd / über unsre talgelegene Stadt. / Beglänzt lag Wall und Hohe Wiese / und in der jungen Frauen Augen stand / ein Licht aus Sphären, / die uns sonst verschlossen. / Die Welt war schön - / war wieder schön!
  • Gedanken zur Geschichte der Stadt Schöneberg Karl Alfred Hall Nicht nur Bücher, auch Jubiläen haben ihre Schicksale. In einem Vortrag im Schönberger Heimatbund im Oktober 1941 gedachte der verstorbene Kirchenrat Friedrich Schmidt in Ziethen der ersten urkundlichen Erwähnung Schönbergs im Jahre 1219. "Die Stadt Schönberg hätte im Jahre 1919 eine Siebenhundert-Jahrfeier veranstalten können. Das ist damals in den Wirren der Zeit nach dem Weltkriege unferblieben".
  • Das heutige Weltbild der Physik (I) Hans Siegfried Plendl Einleitung - Klassische und moderne Physik. Seit unserer Schulzeit sind wir uns der Tatsache bewußt, daß im Zeitraum zwischen 1480 und 1520 das Mittelalter von einer neuen Epoche, schlicht die Neuzeit genannt, abgelöst wurde. Weniger bewußt sind wir uns wohl der Tatsache, daß diese uns vom eigenen Erleben so vertraute Neuzeit in vieler Hinsicht schon als abgeschlossen gilt und daß eine neue Epoche begonnen hat. Dieses im Anfang begriffene Zeitalter unterscheidet sich von der hinter uns liegenden späten Neuzeit ebenso sehr wie sich das späte Mittelalter von der anbrechenden Neuzeit unterschied.
  • Beiträge zur Theatergeschichte von Neustrelitz (1726-1848), Teil 1 Annaliese Wagner 200 Jahre Theatergeschichte eines Provinztheaters, die vom "Hochfürstlichen Theatro" zum Hoftheater, dann Landestheater und schließlich heute zum Friedrich-Wolf-Theater reicht. Die Geschichte dieses Theaters, die in buntem Auf und Ab einige hundert Seiten füllen könnte, soll hier in geraffter Form dem Theaterfreund und Kulturhistoriker ein Stück Mecklenburg-Strelitzer Kulturgeschichte vermitteln.
  • Studienrat i. R. Johannes Köhler + Am 8. Mai 1969 entschlief unerwartet unser lieber Kollege und Freund, der Studienrat Johannes Köhler, in Baden-Baden im 85. Lebensjahr. Er war seit frühester Jugend mit dem Gymnasium Carolinum verbunden, bestand dort wie sein im ersten Weltkriege gefallener jüngerer Bruder Karl das Abitur (1903) und widmete sich auf der Universität den Alten Sprachen und der Geschichte.
  • Entsagung / Worte von G. H. Piehler, Weise und Satz von H. Borlisch H. Borlisch Wenn ich still und müde, / wenn ich traurig bin, / wenn die Tage trübe, / ohne Ziel und Sinn,
  • Dank und Ehre Friedrich Griese Als gemeldet wurde, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg sei am 5. August unseres Jahres 1969 gestorben, sagte eine in Lübeck wohnende Rostockerin, deren Mann dort Universitätsprofessor gewesen war: "Nun ist auch der letzte alte und große Mecklenburger nicht mehr da; aber Dank und Ehre für ihn, daß er so lange bei uns blieb." Sie hatte ihn während der Ratzeburger Heimattage gesehen, einmal in Lübeck bei einer Adventsfeier, der er durch seine Gegenwart die rechte Weihe gegeben hatte; sie kannte seinen Lebensgang und wußte also, was sie sagte.
  • Verlassener Berghof [Gedicht] Gertrude C. Schwebell Der Weg endet / in einer Wüste flüsternder Gräser. / Wandernde Wolkenschatten über / ausgetretenen Stufen, über dem / eingefallenen Dach, über der / verwitterten, schlafdunklen Tür.
  • Bevor… [Gedicht] Gertrude C. Schwebeil Bevor die Feuerwehr die Ahornbäume löscht / - Kriegsfarben der Indianer überall! - / Bevor Altweibersommer sich die Sonne fängt, / Bevor die Katydids ihr kleines Herz zerreißen,
  • Wallenstein vor Rostock Hans-Henning Pantel Ein Jahr nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges konnte die Hansestadt Rostock am 12. November 1619 noch in aller Ruhe zum Gedenken an die Stiftungsbulle Papst Martins V. vom 13. Februar 1419 das 200jährige Bestehen der Universität in der Sankt Marlenkirche feiern. Wie es in der Urkunde der mecklenburgischen Gründerfürsten Herzöge Johann IV. und Albrecht V. von Mecklenburg gewünscht, hatte die Universität Rostock in den zurückliegenden 200 Jahren als "ein leuchtendes Gestirn die wüste Stätte der Unwissenheit und Irrtümer in Mecklenburg aufgehellt und Strahlen der Weisheit und Gelehrsamkeit um die Stadt Rostock herum verbreitet".
  • Die Brüder Boll als Freunde von Fritz Reuter (II) Friedrich Scheven Karl Theodor Gaedertz nennt die Korrespondenz Fritz Reuters mit den Brüdern Boll "die reichhaltigste von allen". Das scheint heute, wo die Zahl der bekannten Briefe Reuters viel größer ist als zu Gaedertz' Zeiten, nicht ganz zutreffend. Andererseits ist es unbegründet, wenn Annaliese Wagner in ihrem Aufsatz "Die Bedeutung der Gebrüder Boll in Fritz Reuters Leben und Werk" über die geringe Zahl det uns bekannten Briefe Reuters an die Bolls Klage führt und noch manche unbekannte Briefe vermutet.
  • Elegie [Gedicht] Fritz Hagemann Allein zu wissen! / Den sehnenden Gott in der Brust, / Wenn aufgetürmt die Zeichen der Zeit / Schrecklich drohen / Und der Stunde Geläut / Dem Sehenden / Die Ohren sprengt,
  • Der Steintanz von Boitin bei Bützow Bruno Hollmann Die warmen Sommertage des Frühlings und Vorsommers laden zum Wandern in Mecklenburgs Landen ein. Glasklar und durchsichtig liegen Seen und Sölle wie große Augen in der von sanften Höhen durchzogenen Landschaft. Die Kiefern mit ihren rotbraunen Stämmen haben aus dem Dunkel ihres Alltagskleides helle Spitzen hervor·geschickt und Kerzen aufgesteckt.
  • Über den Ursprung der Geschichte Malchins (IX) - Malchin gegen Ende des 14. Jahrhunderts Ulrich Fischer Ernst Boll schreibt 1861 in seinem bekannten "Abriß der mecklenburgischen Landeskunde" über die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts: "Auch in Mecklenburg herrschte damals eine gränzenlose Verwirrung: kleine Kriege, Fehden und Raubzüge, von Fürsten, Gutsbesitzern, Bürgern und Bauern unternommen ... waren etwas Alltägliches; kurz, es herrschte hier ein Zustand, von welchem wir uns in unseren friedlichen, unter dem Schutz der Gesetze stehenden Zeiten kaum eine Vorstellung machen können."
  • Dr. Wilhelm Gernentz + G. H. Piehler Am 2. Mai 1969 verstarb mit 78 Jahren D r. WiIheIm Gernentz in seiner geliebten Vaterstadt Güstrow in Mecklenburg. Mit ihm ist nicht nur ein treuer Freund und verständnisvoller, stets zu Tat und Rat bereiter Mitarbeiter dahingegangen, sondern vor allem ein unantastbarer Charakter und ein hervorragender Kenner der mecklenburgischen Geschichte, der seiner Heimatstadt unersetzliche Dienste als Wiederbegründer und längere Zeit auch als Leiter des städtischen Museums geleistet hat.
  • Ein Streifzug durch Pommerns Mundarten (V) Gerhard Brose Vörrig Joohr, as ick noch bi'n Buern dainen deer, door wull ick uk werrer wie jedes Joohr so giern noa Walgast noa'n Joohrmark. Vörmiddags müßt ick ierst noch Heu infüehren helpen, un as'w doormit farig wieren, doon hebben'w ierst Frühstück äten, öwer mien Gedanken wieren all miehr bi'n Joohrmark as bi't Äten.
  • Schönberg - 750 Jahre alt Hans Meese Die oft genannte, jedoch wenig bekannte, Grenzstadt Schönberg im NW unserer Republik kann auf ein 750jähriges Bestehen zurückblicken. Da gilt es, Rückschau auf vergangene Jahrhunderte zu halten, zugleich aber auch, die Ergebnisse fleißiger Aufbauarbeit der Stadt sichtbar zu machen und sich mit der Perspektive des Ortes zu beschäftigen. Es war im Jahre 1219, als ein am Sconenberge ausgefertigter Vergleich vom Bischof von Ratzeburg unterzeichnet wurde.
  • Zum 100jährigen Bestehen der Richard-Wossidlo-Oberschule in Waren an der Müritz Paul Langmaak Es lebte in Waren ein Volksdichter: der Korb- und Verseflechter Lebrecht Fessel (1810-1895). Gymnasialprofessor Dr. Ernst Hamann, verstorben 1952 in Rerik, dem die Warener u. a. die Heimatklänge "Immer das alte Lied vom Müritzstrand" verdanken, hat sich zu seiner Zeit in seinen Veröffentlichungen begeistert für dieses Warener "Original" und seine Dichtungen eingesetzt.
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