1983 Sommer

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

Die komplette Ausgabe zum Download
(21,87 MB)

47. Jahrgang Nr. 89

Inhaltsverzeichnis
  • Über die Kulturgeschichte des "Alten Friedhofes" in Neustrelitz (1769 - 1945) Annalise Wagner Es gibt in alten Großstädten, wie etwa in Leipzig und Berlin Friedhöfe von kulturkistorischer Bedeutung, die im 18. Jahrhundert oder früher angelegt wurden. Auch in mittelgroßen deutschen Städten gibt es sie noch vereinzelt, zumal wenn sie ehemalige Residenzen waren oder geistiger Mittelpunkt - wie z. B. ein berühmtes Hoftheater oder andere kulturelle Einrichtungen besaßen, um die sich Persönlichkeiten der Musik, Dichtung oder bildenden Kunst scharten. Solche alten Friedhöfe werden heute noch gern von Freunden und Forschern der Kulturgeschichte viel aufgesucht. - Sie geben uns einen Einblick in die Gestaltung damaliger Grabdenkmalkunst und des Kunstgewerbes, das sich in Tafeln, Epitaphien, Wandgräbern, Säulen, Kreuzen, Graburnen, geschmückt mit vielfältigen Symbolen aus der Tier- und Pflanzenwelt, wie Rankenornamenten und Laubgewinden, Wappen oder Porträts in Sandstein, Holz, Schmiedeeisen oder Granit zeigte.
  • Bibliothek, Archiv und Museum in Neustrelitz 1796 - 1950 Horst Börjesson Dieser Aufsatz basiert auf einer Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken unter dem Titel "Die Landesbibliothek Neustrelitz". Sie wurde vorgelegt 1976 beim Bibliothekar-Lehrinstitut in Köln, heute: Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen, und enthält auch den Nachweisapparat, auf den hier verzichtet wird. Die Arbeit ist außerdem zugänglich bei der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin ebendort (ehem. Meckl. Landesbibliothek). Im Mittelpunkt steht die Herzogliche bzw. Großherzogliche und schließlich Landesbibliothek von Mecklenburg-Strelitz. Archiv und Sammlungen bzw. Museum werden als ihr eng verbundene, sie manchmal sogar in den Hintergrund drängende Institute mitbehandelt.
  • Wüste Kirchen im alten Land "Müritz" Hans-Joachim Deppe "Wüste Kirchen" sind Zeugen der Vergangenheit, bei denen sich Geschichte und Sage oftmals vermischen. Im Müritzgebiet existieren einige mehr oder weniger erhaltene derartige Ruinen. Es handelt sich um die "wüsten Kirchen" von Dambeck bei Röbel, Falkenhagen bei Waren und Domherrenhagen bei Ulrichshusen südlich des Malchiner Sees gelegen. Die "wüste Kirche" von Conow bei Feldberg liegt bereits außerhalb des alten Landes "Müritz". Die Entstehungsgeschichte dieser Kirchen ist eng verbunden mit der Christianisierung und Kolonisation der wendischen Länder im 12. und 13. Jahrhundert.
  • Ein Mecklenburger vor Troja - Heinrich Schliemann erschließt die Welt der Antike Otto E. Heipertz Vor hundert Jahren unternahm Heinrich Schliemann, der Pastorensohn aus Neubukow (später Ankershagen) in Mecklenburg, die dritte und ergebnisreichste Grabungskampagne in der Nähe der Dardanellen am Ruinenhügel von Hissarlik in Kleinasien und rückte damit die Welt der Antike, im besonderen die Ereignisse des Trojanischen Krieges, wie sie in dem gewaltigen Epos "Bias" des großen griechischen Dichters Homer geschildert werden, in das Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit.
  • Großmama - Eine Erinnerung Christian Bourjau Mit unverdrossenem Trab zogen die Pferde den schwarz-gelben Wagen der königlich preußischen Post durch das märkische Land nordwärts. Um die zweite Nachmittagsstunde hatte er den Posthof in der Spandauer Straße verlassen und nun war man, mehrere Pferdewechsel mit ihrem Aufenthalt eingerechnet, schon eine beträchtliche Weile von Berlin unterwegs. Es dunkelte allmählich, und ein der herbstlichen Jahreszeit angemessener Wind hatte sich aufgemacht. Die Landstraße, merklich schlechter geworden, seit man vor einiger Zeit die lediglich durch eines der üblichen Chausseehäuser mit dem Schlagbaum markierte Grenze des benachbarten kleinen Großherzogtums überschritten hatte, führte nunmehr durch dichten Kiefernwald.
  • Rückblick auf das Landestheater Gerassimos Avgerinos Das alte höfische Theater in Neustrelitz fiel im Jahre 1924 einem Feuer zum Opfer und wurde total vernichtet. Man begann mit dem Wiederaufbau des nun neuen Landestheaters und am 1. Oktober 1928 wurde es mit der ersten Spielzeit eröffnet. Der damalige erste Intendant Paul von Bongartz hatte zuvor die Mitglieder des Ensembles von überall engagiert, im wesentlichen jüngere Kräfte. Das war ein großer Vorteil, denn diese jungen Leute gingen voller Enthusiasmus an ihre Arbeit. Ich selbst war damals 21 Jahre alt und kam als 1. Pauker von der Musikhochschule Berlin nach Neustrelitz. Obwohl nur 28 Mitglieder stark, war das Theaterorchester vorzüglich.
  • Laudatio für Frau Gertrud Bergmann, Berlin, zur Verleihung des Mecklenburger Kulturpreises 1982 Mit Gertrud Bergmann erhält zum erstenmal - endlich - ein bildender Künstler den Mecklenburger Kulturpreis, und zum erstenmal ist es auch eine Frau, die so öffentlich ausgezeichnet und geehrt wird. Beides halte ich für ebenso bemerkenswert, wie es eigentlich selbstverständlich sein sollte - wenn wie hier ein Mensch, ein Künstler und sein Werk gewürdigt werden, in dem sich mecklenburgische Tugenden, wenn es denn solche gibt, in unverwechselbarer Ausprägung vereinen: Beharrlichkeit und Bescheidenheit, Tüchtigkeit und Fleiß, gepaart mit jenem Humor, der eher versteckt als aufdringlich sich nur dem erschließt, der sich Zeit und Muße nimmt, ihm zu begegnen.
  • In memoriam Herrn Dr. Ernst Urbahn und Frau Herta Lotte Kiesel Durch die freundliche Vermittlung von Frau Annalise Wagner erhielten wir von Frau Lotte Kiesel in Zehdenick bei Berlin den folgenden Nekrolog auf Dr. phil. Ernst Urbahn und Frau Herta Urbahn geb. Schroer. Dr. Ernst Urbahn war ein in Fachkreisen bekannter Entomologe. Er war Träger der Leibniz-Medaille und Inhaber hoher wissenschaftlicher Auszeichnungen sowie Ehrenbürger der Stadt Zehdenick. Er war Schüler des Carolinum und Abiturient Ostern 1908.
  • Drei Buchbesprechungen