1976 Herbst/Winter

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(41.) 40. Jahrgang Nr. 75

Inhaltsverzeichnis
  • Friedrich Wilhelm Buttel - 50 Jahre architektonisches Schaffen in Neustrelitz / Fortsetzung und Schluß Annalise Wagner Sakrale Bauten - Die Saal-Kirche in Conow ist der erste Kirchenbau Buttels im strelitzer Land. Eine frühgotische in rotem Backstein erbaute turmlose Kirche, die Glocke hängt über der Eingangstür direkt unter dem Dach. Je drei spitzbogige Holzrahmenfenster in barockklassizistischer Art. Ein kleiner Kanzelaltar mit Treppenaufgang und einer Balusterschranke. Die Kirche steht direkt an der Dorfstraße.
  • "Hegel war mein Freund" / 1. Fortsetzung Hans-Ewald Wohlfahrt Acht Brautbriefe von Friederike Schröder an Johann Martin Daniel Wohlfahrt - sie heirateten 1814 im Alter von 40 und 41 Jahren - enthalten neben persönlichen Ansichten auch allerlei Beobachtungen der Zeit und zeugen von dem scharfen Verstand der Braut. Sie war damals Haustochter beim Landessuperintendenten D. Dr. Andreas Friedrich Gottlieb Glaser, der am 29. März 1809 zum Konsistorialrat, Superintendenten und Hofprediger in Neustrelitz berufen wurde. Am 1. Pfingsttag des Jahres 1809 hielt er seine im Druck herausgegebene Antrittspredigt. "Als Gelehrter, als Kanzelredner, als Examinator genügte er den Anforderungen seines Berufes" heißt es bei einem Zeitgenossen.
  • Bildende Kunst und Tanz Hans-Georg Kaack Einführungsvortrag am 1. 5. 1976 in die gleichnamige Ausstellung der Stiftung Mecklenburg und des Kreismuseums im Herrenhaus am Domhof in Ratzeburg mit Kunstwerken von Karl Christian Klasen und Antje Klasen sowie den Tanzschöpfungen von Rita Klasen-Bütow. Die Verbindung von bildender Kunst und Tanz in einer Ausstellung entbehrt nicht des Wagnisses, muß aber dennoch einen reizvollen Versuch darstellen, zumal sich der Tanz einer statischen Präsentation in Zeichnungen und Fotos entzieht. Nur in einer Ausstellung ist es möglich, die Schöpfungen von Karl Christian Klasen und seiner Tochter Antje Klasen als Werke der bildenden Kunst zusammen mit den Tanzschöpfungen von Rita Klasen-Bütow zu präsentieren.
  • Der Superintendent Andreas Gottlieb Masch in Neustrelitz Hans-Heinrich Fölsch In dem Kirchenbuche der evangelisch-lutherischen, 9 Kilometer nordwestlich von Friedland im damaligen Herzogtum Mecklenburg-Strelitz gelegenen Gemeinde Beseritz/Dahlen findet sich im Jahrgang 1724 folgende Eintragung: "den 5. Dezember des abends um 8 Uhr ist mein anderer Sohn geboren, den 8. getauft und hat wieder die Namen seines seI. Bruders bekommen Andreas Gottlieb, hat auch dieselbigen Pathen gehabt : Herr Cammer Junker von Dunckherrn, dessen Stelle vertreten dessen Herr Bruder Leopold, mein Bruder Christian Go.ttlieb, dessen Stelle Vertretung Herr Past. Schultz, und die Frau Claenen, deren Stelle Vertretung die Frau Rittmeister von örnstedt. Gott laß ihn ein liebes Kind Chr. (Christi.) sein. Er behüte ihn. Amen."
  • Szenenwechsel Christian Bourjau Ob es sich gelohnt haben wird, an die Schilderung einiger vergangener Apothekertageaus der Sicht eines nur grundsätzlich Beteiligten so viele Zeilen zu wenden, dasmögen am Schluß die Leser entscheiden. Immerhin, ein gutes Dutzend Jahre war es her, daß B. anfing, die Szene der Standespolitik interessant zu finden und an ihr teilzuhaben, wenige Male selbst als Akteur, meist aber als ein Zuschauer und -hörer, dem auch das nicht zum offiziellen Programm Gehörende wichtig war. Zurückschauend will ihm überhaupt scheinen, daß es nicht zufällig war, wenn er schon damals seinen Weg in das südliche Deutschland fand, für einen verhinderten Kollegen als belegierter zur in Bad Wiessee statthabenden Tagung fahrend.
  • Ein unbekanntes Bildnis des Malers Georg Friedrich Kersting Ferdinand Tröme Georg Friedrich Kersting, in Güstrow 1795 geboren, war Schüler, Freund und Weggenosse des großen Caspar David Friedrich. Nach dem Besuch der Akademien in Kopenhagen und Dresden nahm er an der Seite Theodor Körners als freiwilliger Jäger an den Kämpfen des Freikorps Lützow teil. Nach seiner Heimkehr nach Dresden berief ihn die Fürstin Anna Sapieha als Zeichenlehrer ihrer Kinder nach Polen. Er hat in Warschau und auf dem Gut Radzyn der Familie Sapieha neben seiner Lehrtätigkeit als Maler gewirkt. Hier sei das rühmende Zeugnis zitiert, das die Fürstin ihm ausstellte.
  • Die Anfänge der akademischen Lehrerbildung in Mecklenburg Friedrich Scheven Vor 50 Jahren, im April 1926, wurde das Pädagogische Institut in Rostock eröffnet und damit die Lehrerbildung in ganz neue Bahnen gelenkt. Die alte Seminarbildung, seit 1862 in Neukloster, fand ein Ende. Das gibt Anlaß einer Entwicklung zu gedenken, die zu dem Ergebnis führte, das uns heute selbstverständlich ist, der Vorbildung aller Lehrer in hochschulmäßiger Form. Die Lehrerbildung ist Gegenstand politischer Auseinandersetzungen gewesen, seitdem das Standesbewußtsein der Lehrer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwacht war. Die mecklenburgische Schule freilich wurde zunächst von dem, was in Verfolg der Pestalozzi-Bewegung zur schulpolitischen Erörterung gekommen war, kaum berührt.
  • "Als noch ein Rundgang zu zwein" Im Nachruf auf unseren verewigten Carl Risch ("Carolinum" Heft 71, Seite 54) wird ein Vers zitiert, den er so liebte. Es sind aber keine Worte Hölderlins, wie angegeben wurde, sondern Worte Stefan Georges. Der Vers stammt aus seinem Werk "DAS JAHR DER SEELE" und ist in der 10. Auflage (1921) dieses bei Georg Bondi in Berlin erschienenen Werkes auf Seite 93 veröffentlicht.
  • Die "Landeszeitung" Helga Pape Am 1. Oktober 1976 hätte die "Landeszeitung" auf ein Bestehen von 90 Jahren zurückblicken können, wenn nicht das Schicksal es anders bestimmt hätte. So wollen wir zurückschauen in die Vergangenheit und uns in Erinnerung rufen, was diese Zeitung für die damaligen "beiden Mecklenburg und die Nachbargebiete" (so ihr Titel) bedeutet hat. Doch vorerst ein paar allgemein klärende Begriffe zum Thema "Zeitung". Sie unterrichtet in regelmäßiger Folge die breiteste Öffentlichkeit über das jüngste Gegenwartsgeschehen. Dabei gestaltet die Redaktion den geistigen Inhalt und das graphische Bild der Zeitung.
  • Oberstudienrat a. D. Dr. Hans Stichel + Der letzte aus dem alten Lehrerkollegium unseres ehemaligen Neustrelitzer Realgymnasiums ist für immer von uns gegangen. Am 26. April 1976 entschlief in Darmstadt, wo er am 31. 12. 1889 geboren wurde, Oberstudienrat a. D. Dr. Hans Stichel nach langem Leiden. Seine gütige und gewissenhafte Art, mit der er seinen auf reichem Wissen beruhenden Unterricht zu gestalten vermochte, und seine stille Fröhlichkeit, die ihn auch auf manchem Marburger Treffen, zuletzt noch 1973 ("Carolinum" Nr.67, S.59), unsere Sympathie gewinnen ließ, bleiben uns unvergeßlich.
  • "In den Tag mich selbst zu bringen" - Gedichte von Goede Gendrich Gerd Lüpke Gedichte sind heutzutage ein Risiko! Sie zu schreiben - sie zu lesen - und sie zu rezensieren. Entweder man versteht die Verse einfach nicht, weil der Autor seine Metaphern völlig wirr durcheinanderschlingt, um nur ja "modern" zu sein - oder weil der Verfasser sich nicht verständlich machen kann aus seinem selbstgewählten, verwinkelten Elfenbeinturm heraus - oder weil einfach nichts darinsteht als hohle Worte. Eine andere Gruppe von Gedichten enthält Gedanken, die man schon oft und weit besser formuliert gelesen hat. Eine dritte Gruppe schließlich besteht mehr oder weniger aus Eiertänzen des Verfassers, damit er nur ja nicht in den "bösen" Geruch komme, Gefühle oder Gemüt zu besitzen und gar zu zeigen. All solche Verse werden wohl bald vergessen sein, obwohl oder vielleicht weil sie den weit überwiegenden Teil der heutigen Lyrikproduktion ausmachen.