1975 Herbst/Winter

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(41.) 39. Jahrgang Nr. 72-73

Inhaltsverzeichnis
  • Der Tag Friedrich Griese Aus dem Nachlaß unseres am 1. Juni 1975 in Lübeck im Alter von 84 Jahren verstorbenen mecklenburgischen Dichters Friedrich Griese: Am Morgen geht die Sonne auf. Sie hebt sich langsam hinter den Erlen und Krüppelkiefern am Moorbach. Noch weiß niemand von ihr, sie ist vorläufig ganz und gar bei sich zu Hause. Wahrscheinlich scheint das aber nur so, alles Land weit herum, über die kleine Stadt hinweg bis zu den Dörfern, ist schon in Bewegung, ein heimlicher Kampf wird ausgetragen, es gibt nicht das geringste Plätzchen, das nicht daran beteiligt wäre.
  • Friedrich Wilhelm Buttel - 50 Jahre architektonisches Schaffen in Neustrelitz Annalise Wagner Friedrich Wilhelm Buttel reiht sich würdig in die Reihe der mecklenburgischen Baumeister, wenngleich seine deutsche Gotik auch angefochten wurde, weil sie neu war und stets mit der mittelalterlichen verglichen wurde, anstatt sie als neuen Stil zu betrachten. Buttel aber ist nun gerade in die Zeit hineingewachsen, in der die Polarität zu Barock und Rokoko einen neuen Stil entwickelte, der in der Wiederbelebung der Klassik und Gotik gipfelte, sich zu Neuklassizismus und Neugotik entwickelte und sich dabei spätromantischer Emotionen nicht enthalten konnte.
  • Lied der Ebene [Gedicht] Ulrich Wellhausen Die hohen Berge besiegt ihr, das Meer / und den Wald, den herrlichen! / Ich aber liebe die ebene / Oberfläche der Erde, / wo Wind herrscht und Wolke und Weite.
  • Unsere deutsche Sprache Babetta Gogl Seit der Zeit, da das gesprochene Wort in der deutschen Sprache noch lebte, ist eine Müdigkeit und Trägheit über die Herzen der Menschen gefallen, wie wir es besonders in der heutigen Zeit feststellen können. Die wertvollsten Kräfte des inneren Lebens sind zurückgedrängt worden durch das ausschließliche In-den-Vordergrundstellen geistiger Bestrebungen und Auseinandersetzungen vor allem auch in den materiellen Bereichen.
  • Liebeslied [Gedicht] Fritz Hagemann Einmal / Wirft der Abend die brennende Fackel / In rostbraune Wälder, / Daß Horizonte kupfern flammen / Und rote Wolkenpferde / Verströmend tauchen / In den blauenden Strom,
  • Erinnerungen an das Musikleben im Theater und im Tonkünstlerverein von Neustrelitz Hermann Warncke Aus alten Erinnerungen steht das erste Theater in Neustrelitz aus dem Jahre 1751, so, wie es im Bilde gezeigt wird, vor unseren Augen. Aus alten Erinnerungen wachen die schönen Stunden des Erlebens im Herzen auf, die vielleicht doch noch in manchem alten Neustrelitzer verborgen sein werden, und führen zurück mit Wehmut und Dank in die vergangene Zeit. Aus alten Erinnerungen will ich heute allen Künstlern, welche sowohl im Theater als auch im Tonkünstlerverein der Stadt Neustrelitz Kunst offenbart haben, ein Denkmal errichten.
  • Bibliographie zur Theatergeschichte von Mecklenburg-Vorpommern seit den Anfängen professioneller Schauspielkunst Bärbel Rudin "Es kann den Freunden der Schaubühne nicht anders als sehr willkommen sein, zuweilen eine kurze Geschichte dieses oder jenen Theaters zu lesen, um sich einen Begriff zu machen, wie diese Kunst sich von Zeit und bis zu dem Grade vervollkommt hat, auf welchen sich solche gegenwärtig befindet." So selbstbewußt fortschrittsgläubig ging im Jahre 1800 ein anonymer Autor an die Schilderung des Stralsunder Bühnenwesens seit 1749 (Nr. 253 des Verzeichnisses).
  • John F. Kennedy-Center Ruth Pantel Das John F. Kennedy Center for the Performing Arts enthält unter einem Dach ein Theater, ein Konzertsaal, ein Opernhaus und ein Kino. Schon bald nach seiner Eröffnung wurde es ein Mittelpunkt der Theaterereignisse in Washington. Vier Präsidenten sind an seiner Schaffung beteiligt. Präsident Eisenhower unterzeichnete 1958 das Gesetz, mit dem die Regierung Land am Ufer des Potomac zur Verfügung stellte. Präsident Kennedy nahm lebhaften Anteil an dem Projekt.
  • Ein Brief Reuters in Chicago Rudolf Hofmeister Während meiner Nachforschungen über das Deutschtum in Chicago im Laufe des vergangenen Jahres kamen mir einige Briefe von Theodor Fontane, Paul Heyse, Jacob Fugger, Klaus Groth und Fritz Reuter in die Hände. Diese Briefe befanden sich im Privatarchiv von Frau Alma Petersen, welche sie mir freundlichst überließ. Ein Brief Fritz Reuters vom 3. November 1873 an Felix Eberty scheint des Mitteilens wert zu sein.
  • Verkündigung [Gedicht] Fritz Hagemann Wie erschrak sie in dem stillen Zimmer, / Als der Engel lächelnd bei ihr stand / Und im Raum ein weltenferner Schimmer / Sie verzückt und ihr die Zunge band.
  • Musik bei Barlach Walter Petersen Wir überblicken heute im wesentlichen das gesamte Schaffen Ernst Barlachs, des Dichters und des bildenden Künstlers, nachdem das dichterische Werk in der Ausgabe des Piper-Verlages und dank Friedrich Schults unermüdlicher Arbeit auch ein Verzeichnis des bildnerischen Werkes vorliegen. Dieser Reichtum ist in vieler Hinsicht noch gar nicht ausgelotet, geschweige denn ausgeschöpft worden. So darf einer wohl zweifeln, ob die Frage nach Musik und Barlach nicht voreilig, wenn nicht gar überflüssig sei.
  • Interessante Verbote aus dem 18. Jahrhundert in Mecklenburg Verkehr: Alles mutwillige Jagen der reisenden Knechte und Fuhrleute mit Pferden und Wagen auf den Landstraßen und Wegen, um dadurch den Reisenden das Vorbeifahren zu verwehren, wurde bei Gefängnisstrafe, harten Peitschenhieben und Erstattung aller Schäden verboten. (1783)
  • Die alten Rostocker "Burspraken" C. F. Maaß Der Ausdruck "Bursprak" weist uns zurück in die Zeit der alten Rostocker Stadtverfassung um 1500. Die Versammlung der Bürgerschaft, in der die Angelegenheiten der Stadt besprochen wurden, nannte man "Bursprake". Die "Bure" ist ein aus dem Westfälischen stammendes plattdeutsches Wort und bedeutet "Gemeinde".
  • Hermann Gienapp zum Gedächtnis Elias Balke Es mag 1921 gewesen sein, als eines Tages bei uns in der Vorlesung des Kunsthistorikers Prof. Fischel ein junger Hörer in dunklem Anzug mit breit deckendem Plastron unter dem weißen Kragen erschien. Da der etwas demonstrative junge Mann offensichtlich nicht zu unseren Studenten (der Staatlichen Kunsthochschule in Berlin) gehörte, erregte er einiges Aufsehen und ich sprach ihn nach der Vorlesung an. Er hieß Hermann Gienapp, studierte Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte und war dem hervorragenden Lehrer Oskar Fischel, der an Universität und Kunstschule las, zu uns nachgezogen, weil er ihn besonders schätzte.
  • Heimat heute - Dargestellt am Gesamtwerk Fritz Reuters Gerd Lüpke Dieser Aufsatz beschäftigt sich mit einem Begriff, der in unserer Zeit so stark strapaziert wird, daß er zur Schablone zu erstarren droht, mit dem Terminus "Heimat". Um diesem Begriff seine Bedeutung und seine Aussagekraft zu erhalten, sollte man ihn immer wieder neu durchdenken und immer wieder neu analysieren. Das zu versuchen, ist die eine Aufgabe, die sich diese Arbeit stellt. Im übrigen soll sie Gedanken zu dem Begriff "Heimat" in seinen verschiedenen Bestandteilen und Dimensionen demonstrieren an Arbeiten Fritz Reuters, dessen Gesamtwerk für diesen Zweck ganz besonders geeignet erscheint.
  • Teterow - Eine humorvolle Berühmtheit ernsthaft betrachtet Gerhard Böhmer Als eine Stadt der Gärten und des Humors ist Teterow weit über Mecklenburgs Grenzen bekannt geworden. Ihre schöne Lage im Herzen der "Mecklenbg. Schweiz" zwischen dem buchtenreichen See und seinen Randhöhen ... die zugleich die Heimat der wunderfeinen einmaligen "Regia-Legende" ist ... läßt die Fülle der Gärten besonders wirkungsvoll erscheinen. Die roten Dächer der Häuser sind liebevoll umrahmt vom Grün der Hecken und Obstbäume.
  • Drütt Geschicht vun den teterowschen Häckt Otthinrich Müller-Ramelsloh Vele Johrens läg dat Sloß vun Keunig Laurin nu all ünner den Sülverbarg. Dor käm eens Dags de junge Graf von Schlitz, de sien Burg an den Malchiner See upbuut harr, nah Teteraw. He harr noch keen Fru funnen. He wier ok sowat, wat man hüüt Sünndagskind neumt. Fröher wiern dat sülwige de Dünnersdagskinner, wiel disse Dag für den Dunnergott hillig wier. Dat wier Thor, de Volksgott, de dat mit de Minschen am besten meinen deed.
  • Bericht über die Kulturpreisverleihung an Carl Friedrich Maaß In einer Feierstunde in dem schön restaurierten Rokokosaal des Herrenhauses in Ratzeburg wurde am 11. Oktober 1975 der diesjährige Kulturpreis durch den 1 . Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Mecklenburg, Karl Werner Flint, verliehen an Lehrer Carl Friedrich Maaß in Mölln. Die Landsmannschaft Mecklenburg verleiht diesen Peis bei ihrer alljährlich im Oktober stattfindenden Kulturtagung an eine Persönlichkeit, die als Dichter, Künstler, Forscher oder Publizist sich durch hervorragende Leistungen auf einem der vielschichtigen Gebiete der mecklenburgischen Kultur besondere Verdienste erworben hat.
  • Laterne, Laterne [Gedicht] Carl Friedrich Maaß Laterne, Laterne, / Sonne, Mond un Sterne. / Wi gaht dei Straten up un dal / Von hier bet an den Lüchtenpahl / Mit uns' Laternen gäl un rot, / Mal glatt un krus, mal lütt un grot.
  • 8. Carolinertreffen in Marburg 5.-7. September 1975 Marburg im spätsommerlichen Glanz seines einzigartigen Stadt- und Landschaftsbildes, das neben dem Wandel der Zeit noch eine altehrwürdige Vergangenheit offenbart, gab dem Treffen der Altschülerschaft unseres Carolinum und vieler Neustrelitzer wiederum den festlichen Rahmen. Im Kurhotel Ortenberg sah man schon am 4. September die ersten freudigen Begrüßungen.
  • Predigt beim 8. Carolinertreffen am 6. September 1975 in der Elisabethkirche Hans Joachim König Liebe Caroliner-Gemeinde! Liebe Freunde! Es gibt mancherlei Gründe, die uns in diesen Tagen zusammengeführt haben. Obenan steht gewiß das Verlangen, sich einmal wiederzusehen, sich die Hände zu schütteln, miteinander zu reden und Gedanken auszutauschen. Unsere Zusammenkunft gilt in diesem Jahr insbesondere dem Gedenken. Davon haben wir ja gestern abend ausführlich gehört und gesprochen. Es sind 180 Jahre, daß unser Carolinum gegründet wurde, und es sind 50 Jahre her, daß unser Schulgebäude entstand und eingeweiht wurde.
  • De Meckelbörger Jung [Gedicht] Paul Warncke De Morgen kümmt so schier un bunt / Mi up de Strat entgegen. / Hei makt de ganze Welt gesund / Mit sienen Sünnensägen.
  • Wat is up´n Dörp los? (VI. Fortsetzung) Fr. Rehm Miehr as föftig Gäst fünd'n sick tausamen. Bi EIben herüm bläusen dei Muskanten tau'n "Antreten", un dei Hochtiedstog stell sick up dei grot Dääl up. - Vörn die Muskanten mit'n Blaumenstruß an dei Mütz, denndat Brutpoor. Anna höll dat nieg Gesangbauck, 'n Taschenbauk dorup, siek vör dei Bost.
  • Woans ick tau mien Fierabend-Arbeit, tau dütsch "Hobby", kamen bün Werner Meincke Mien leiw Dokter L., ierst dat letzte Mat as Sei bi uns tau Hus wiern, hebbn Sei mi wedder seggt hadd, ick süll doch eins upschriewen, up wecke Ort ick tau mien Fierabend-Arbeit, dei Sei so giern lieden müchn, öwerhaupt kamen bün. lek willt nu versäuken, dat ist gornich so licht tau.
  • Winter [Gedicht] Klaus Giese Still föllt hüt Schnee up't Land / un ward ok decken. - / Schlap sacht, min Land un Sand, / bet hen to'n Wecken. -
  • Nachtrag zum Fritz-Reuter-Sonderheft Ulrich Braun
  • Hiligavend A. F. Krüger De öllerigen Minschen weten in'n Dörohsnitt beter as de jungschen, worüm just disse Avend siet lange Tieden trüch hillig nöömt worrn is, denn hillig is nich ut Minschenwark, un jedeen deep nadenkend Minsch weet ut dissen Grunn, dat he sik höden schall, dit Woort faken antowennen för Mischendoon un minschlich Vörkamen. Hillig is dat, wat de wiese, mit minschlich Könen ne to vergliekend göttlrch' Schöppungsorn in ehr Erhobenheit insett hett, as an Minschen nok gor nich to denken weer.
  • Bücher und Buchbesprechungen