1967 Sommer

Carolinum
Blätter für Kultur und Heimat

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(33.) 30. Jahrgang Nr. 47

Inhaltsverzeichnis
  • Stufen [Gedicht] Hermann Hesse Wie jede Blüte welkt und jede Jugend / Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
  • Johann Heinrich Voß und Meldorf/Dithmarschen Walter Burmeister Wir Mecklenburger sind mit Recht stolz auf diejenigen Landsleute, die als bedeutende Persönlichkeiten auch über unsere engere Heimat hinaus anerkannt werden. Gewiß wird man es auch verstehen, wenn sich jemand noch besonders darauf etwas zugute hält, daß er z. B. wie Fritz Reuter in Stavenhagen oder wie John Brinckman in Rostock geboren worden ist. So geht es mir mit Johann Heinrich Voß. Unsere Geburtsorte liegen beide im Kreis Waren. Sommerstorf und Ulrichshusen sind zu Fuß nur 1 1/2 Stunden voneinander entfernt.
  • Meiner Frau [Gedicht] Fritz Hagemann Zu denken dies: nach vielen tausend Tagen / Und Nächten nie getrennter Zweisamkeit: / Da steht der Tod - ich darf das Wort nicht wagen - / Doch alles stand zum Außersten bereit.
  • Rostocks wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung bis zum 19. Jahrhundert Ludolf Fiesel Wo die dänischen Inseln sich auf sechs Meilen der deutschen Küste nähern, öffnet sich das Warnowtal einem Füllhorn gleich, zur See. Der tiefe, langsam strömende Fluß ist der von der Natur gezeichnete Weg vom Herzen des gestaltenreichen Binnenlandes zu den nordischen Ländern und den Schiffahrtsstraßen der Welt. So ist Rostock zur Handelsstadt eines landwirtschaftlich reichen Raumes durch seine Lage vorherbestimmt. Ein gesunder, fester Baugrund begünstigt die Ausdehnung des Wohn- und Werkgebietes.
  • Goethe zwischen zwei Frauen (II) Walter Parisius Goethes Verhältnis zu Herzog Carl August wurde mit den Jahren immer amtlicher. Auf seinen Dienstreisen durch Thüringen sah er, wie bitterarm die Menschen waren und wie sie sich quälen mußten, die Abgaben aufzubringen, die der Hof weiterhin verpraßte, wenn es auch in Weimar nicht so schlimm wie andernorts war. "Ich sehe den Bauersmann der Erde das Notdürftige abfordern, das doch auch ein behaglich Auskommen wäre, wenn er nur für sich schwitzte."
  • Über den Ursprung und die Geschichte Malchins (VI). Der dreiflüglige Altar-Aufsatz aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts in der St.-Johannis-Kirche zu Malchin (1) Ulrich Fischer "Besondere Beachtung verdient in der Malchiner Kirche der frühere Altar-Aufsatz, eine große Holzschnitzerei mit Polychromie und Vergoldung und bildliehen Darstellungen biblischer Geschichten in Ölfarbe und Gold auf der Rückseite." Es ist "ein Doppelflügelaltar von außerordentlich großem Reichtum und Kunstgeschmack, wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aus der Zeit nach der Vollendung der Kirche nach dem großen Brande von 1397 stammend und noch gut erhalten".
  • Fenster Friedrich Griese Das erste Fenster, zur Welt, öffnete Gott, als er sprach: "Es werde Licht." Das zweite, zum Menschen, ließ er aufgehen, als er den Mann und die Frau zusammenführte.
  • Früh, wenn die Winde wehen… G. H. Piehler; O. Miehler Früh, wenn die Winde wehen, zieh ich durch Berg und Tal, / mich grüßen Dorn und Schlehen / und Blüten überall.
  • Goethes Beziehungen zu Mecklenburg Annalise Wagner Goethes Beziehungen zu Mecklenburg sind vielfacher Art, und es ist vielleicht für jeden Goethefreund und Heimatfreund interessant, diese einmal in zwölf Bildern vorüberziehen zu lassen. Das Strelitzer Fürstenhaus, aber auch das Schweriner spielen dabei eine besondere Rolle. Jedoch auch mecklenburgische Künstler werden nicht unerwähnt bleiben. Eine direkte Verbindung des Dichters zum Lande Mecklenburg hat nie bestanden.
  • Herzog Borwins Tod [Gedicht] Karl Nahmacher In Metz, in der trotzigen alten Stadt, / die uns manchen Blutstropfen gekostet hat, / da liegt auf dem Lager ein bleicher Held. / Er ist nicht gefallen auf freiem Feld; / von tückischer Krankheit ist er erfaßt.
  • Mozarts Don Giovanni Ulrich Berner Keine Oper Mozarts - ja, vielleicht keine der ganzen Musikliteratur - ist so mit Problemen belastet wie der Don Giovanni. Die Problematik wird schon begründet dadurch, daß Mozart für den dramatischen Stoff die äußere Form der Opera buffa gewählt hat, weil ihm diese größere Charakterisierungsmöglichkeiten bot als die Opera seria. Es ist dabei zu bedenken, daß die Form der Opera buffa eine Aufladung mit Elementen, die über das Vordergründige hinausgehen, durchaus vertragen hat, ohne daß Sprünge und Inkongruenzen entstehen.
  • Professor Eckhard Unger (1885-1966) G. H. Piehler Eckhard Unger wurde als Sohn des Reichsgerichtsrats Wilhelm Unger zu Landsberg a. W. geboren, bestand 1904 in Leipzig auf der altberühmten Thomasschule das Abitur und widmete sich dann auf der dortigen Universität dem Studium der Klassischen Archäologie, der Assyriologie, Ethnologie und Kunstgeschichte. Er promovierte 1911 mit einer Dissertation über das "Bronzetor von Balawat" zum Dr. phil.
  • Der Schwan [Gedicht] Erna Blaas Wintersonne, die im Rauch zerfließt. / Graue Wasserfläche, leicht gerillte, / nie bewegungslose, nie gestillte,- / bis das nackte Eis sich drüber schließt.
  • Chronik der Stadt Burg Stargard und ihrer Gemarkung im Rahmen der Landesgeschichte VIII. g) Das Yorcksche Korps verfolgt die geschlagene Armee Napoleons bis an den Rhein Paul Steinmann Eine groß angelegte Blockierung des bereits am 18. Oktober einsetzenden Rückzugs der Armee Napoleons hätte schon am Abend dieses schicksalsvollen Tages eingeleitet werden müssen. Das aber wurde versäumt! Für die Störung des feindlichen Rückzuges geschah nur wenig.
  • Oberstudiendirektor Dr. Dr. Scharr. Ein Blick auf seinen Lebensweg Gustav H. Piehler Der Direktor des Neubrandenburger Gymnasiums in den Jahren 1926-1932 Dr. jur. und Dr. phil. Erwin Scharr ist, wie wir erst verspätet erfuhren, im 75. Lebensjahre am 19. September 1965 in Freiburg Br. verstorben. Erwin Scharr stammte aus Magdeburg. Er war also wie viele Direktoren und Gymnasialprofessoren unserer Heimat kein Mecklenburger.
  • Lied fahrender Scholaren (14./15. Jahrhundert) G. H. Piehler; O. Miehler Wir ziehen unsrer Straßen / fürbaß im leichten Schritt, / und Jubel sonder Maßen / fährt als Gesellin mit. / Silbern die Lerchen singen / im hellen Frühlingsblau, / die Birken selig schwingen / ihr Haupt in grüner Au.
  • Abiturienten-Abschiedsfeier in der Hölters-Schule (Buenos Aires) Argentinisches Tageblatt vom 5. Dezember 1966 In der festlich geschmückten Turnhalle wurde am Freitag, dem 2. XII. 1966, nun schon zum dritten Mal das Abschiedsfest der Abiturienten der Hölters-Schule gefeiert. Die Eltern der scheidenden Schüler, das Lehrerkollegium und Freunde der Hölters-Schule nahmen mit Zöglingen des fünften Jahrgangs der Oberschule an dieser Feier teil.
  • Der Sinnende [Gedicht] G. H. Auf dem Lager liege ich / und sinne, / wie der Lebensquell / so schnell zerrann, / Mannesmut / und Mannesminne / tat das Schicksal / in den Bann.
  • Ernst Hameister unter uns H. Constantin Blanck Ernst Hameisters Leben läßt sich in drei Zeitabschnitte einteilen: Den ersten mit der persönlichen Liebhaberei, freie Vorträge zu halten, den nächsten als Meister des niederdeutschen Vortrags und den letzten in der völligen Hinwendung aufFritz Reuters Werk. Als Mensch ist Hameister sowohl Original als auch Phänomen.
  • Studienrat i. R. Dr. Hans Meyer. Sein Leben und sein Werk G. H. P. Am 21. Februar 1967 ist Dr. Ernst Meyer in das 80. Lebensjahr eingetreten, und es erscheint uns an der Zeit, einen Blick auf sein Leben als Lehrer am Carolinum und als Schliemannforscher zu werfen. Er wuchs in ländlicher Umgebung auf. Der Dorfpfarrer in Groß-Bieherau im Odenwald nahm sich des geweckten Knaben an und führte ihn in die Anfangsgründe der lateinischen Sprache ein.
  • Ulrich Berner Gerhard Böhmer Was dem Großvater und dem Vater eine gewinnbringende Liebhaberei war, wurde unter dem Enkel zur Wissenschaft. Drei Generationen - wahrscheinlich sogar noch mehr - waren Imker ... Imker mit Begeisterung, mit Sorgfalt, mit Liebe. Als Ulrich Berner sein Studium der Geographie und Biologie begann, baute er auch sofort seine vielseitigen Erfahrungen in der Imkerei mit hinein und erweiterte das alles historisch und völkerkundlich zu exakten Untersuchungen, die heute rückschauend ein beachtliches Lebenswerk bedeuten.
  • Bücher und Buchbesprechungen
  • Uns´ plattdütsch Eck
  • Reuterzitate Pfui! Schämt jug wat! Dorin wat tau säuken, dat de ein Grotvater vörnehmer west is as de anner. Wi süllen alltausamen Gott danken, dat uns' Ollen ihrliche, brave Lüd' west sünd, de uns so wid bröcht hewwen, dat wi dat worden sünd, wat wi nu sünd."
  • Lütt Lüüd Wohrheit A. F. Krüger Mien Huusdokter harr mi anraadt, maal ees, wenn'k ahnhen in Kiel to doon harr, bi denn von em nöömt Spezialdokter för Hals, Nees un Ohr vörtospräken, um sein Oordeel över mien Halswehdaag intohalen.
  • Oltspraken Wüür Hans Meese 237. De dor is schüllig, de mööt liden gedüllig. / 238. De' een schüürt sich an den annern.
  • Jochen Ernst Boddien an Serenissimus. Rostock, den 5. Junii, 1732 Hans Henning Schreiber Wieviel Leben mag in unserer Welt der Vergessenheit anheimfallen! Die Zeit des alten stummen Kinos oder der Laterne magica, wo gewöhnlich sich ein Bild gemächlich an das andere reihte, ist längst dem Dauerrieseln des Rundfunks oder des pausenlosen Fernsehens gewichen. Menschen mit ihren Schicksalen, mit ihrer Freude und ihren Sorgen kommen so gehäuft auf uns zu, daß wir Herz und Sinne anstrengen müssen, um mit der Gegenwart und Zukunft fertig zu werden.
  • Scherz, Satire, Ironie Hermann Brunswig Eine klassizistisch-humanistische Kobolzschießerei für das Jahr 1967. Sollten wir uns nicht alle sauwohl fühlen in einer Nacht, wo über die Schwelle des neuen Jahres alle Silvester-Kobolde Kobolz schießen, um Scherz, Satire und Ironie ohne jede tiefere Bedeutung auf den auf dem letzten Loch des Jahres pfeifenden Zeit- und Leidensgenossen loszulassen?
  • Joachim Nikolaus von Dessin und seine mecklenburgischen Vorfahren Georg Tessin Der Begründer der öffentlichen Bibliotheken am Kap der Guten Hoffnung, Joachim Nikolaus von Dessin entstammt dem ausgestorbenen mecklenburgischen Rittergeschlecht von Duscin - von Dessin - von Tessin und dieses führt seinen Namen sicher nach Groß Tessin westlich Bützow am Groß Tessiner See. Bei der Verleihung dieses Dorfs durch Nicolaus, Herrn zu Werle, an das Zisterzienser Nonnenkloster Sonnenkamp (heute Neukloster) tritt der Ritter Johannes de Duscin 1275 als Zeuge auf.
  • Zu unseren Texten und Bildern
  • Oberstudienrat Dr. phil. Arthur Hordorff + G. H. Piehler Wieder ist ein Lehrer des alten Carolinums, unser lieber Kollege Dr. Arthur Hordorff für immer von uns gegangen. Nach einem Krankenlager von etwa sechs Wochen ist er am 1. Februar 1967 aus dieser Welt geschieden. Trauer und zugleich leise Wehmut wird das Herz derer durchziehen, die von seinem Scheiden vernommen haben oder nun vernehmen.
  • Ludolf Schultz-Vorheide + Walter Rieck Am 24. Sepfember 1966 hat einer unserer ältesten Caroliner, Ludolf Schultz, im Alter von 82 Jahren die Augen für immer geschlossen. Er war der älteste von acht Geschwistern, vier Jungen und vier Mädchen, die auf dem Gut Vorheide in Frische und mit offenem Sinn heranwuchsen. Nach vorangegangenem Privatunterricht trat Ludolf Sch. 1897 in das Carolinum ein und verließ es mit dem Einjährigen-Zeugnis, um Landwirt zu werden.
  • Vermischte Beiträge
  • Ein Klassenbild der "Nona" aus dem Jahre 1894. Stahl, Walter; Rackwitz, Bruno; Seidel, Rudolf; Haberland, Martin; Wietz; Boldt; Seyberlich; Bayer, Alfred, Triepkendorf; Lazarus; Grambow, Torwitz; Jacoby; Becker, Carl; Stoltze, Schultz, Lebrecht; Steller, Karl und Rudolf, Zwillinge; Schultz, Herbert; Maaß, Martin; Burchard; Schwandt; unser Lehrer Bentzin.
  • Ausschnitt aus einem Chargierten-Bild 1896 August Gundlach, gest. als cand. rer. nat.; Walter Sauter, Bankdirektor, Dr. jur. +; Otto Witte, Arzt, Dr. med. +; St. R. Köhler, Baden-Baden, vermutet, daß der nur zur Hälfte im Bild erscheinende Sekundaner der Theologe und spätere Divisionspfarrer im 1. Weltkrieg Breithaupt sei.