1996 Sommer

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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60. Jahrgang Nr. 116

Inhaltsverzeichnis
  • Einladung zum Carolinertreffen und zur Mitgliederversammlung
  • Baureport Carolinum Kerstin Lau; Judith Rossow; Anita Engler "Wann ziehen wir endlich um?" - diese Frage wird in letzter Zeit an unserer Schule immer häufiger laut. Wir vom Publizistikkurs gingen dieser Sache auf den Grund und verabredeten uns am 30. Januar mit Herrn Helfried Blühdorn zu einem Rundgang durch das Carolinum. Das neu gedeckte Dach ist schon seit langem sichtbar, wir waren gespannt, wie es im noch verhüllten Gebäude aussieht.
  • Inszeniert - die Auflösung der Mecklenburg-Strelitzschen Landesbibliothek im Jahr 1950 Gudrun Mohr "Nomen est omen" prophezeiten die alten Römer. Tatsächlich ist man geneigt, den Altvorderen recht zu geben, wenn man sich in einen Aktenvorgang vertieft, der in der Landesbibliothek Schwerin sorgsam aufbewahrt wird.(l) Er betrifft die Auflösung der wertvollen Mecklenburg-Strelitzschen Landesbibliothek in Neustrelitz im Jahr 1950. In diesem merkwürdigen Szenario, in welches ein wenig Licht zu bringen mit diesem Text versucht wird, agierte ein Professor Mecklenburg, ein Name also, den auch das Land damals trug. Diese Landesbezeichnung aber war ebenso diffus - korrekt hätte es schon in jenen Tagen Mecklenburg-Vorpommern heißen müssen - wie das Handeln des Professors, der sich als spiritus rector der gesamten Aktion entpuppt.
  • Bibliothek des Gymnasiums Carolinum Horst Börjeson Anläßlich des 200jährigen Jubiläums konnte man am Tag der offenen Tür auch die Bibliothek im Marienpalais besichtigen - ein hoffnungsvoller Neuanfang. Kein Wunder, war doch dem "Strelitzer Echo" (Jg. 4, Nr. 17, S. 28) vom 23. 8. 1995 unter dem Titel "Die Bibliothek des Carolinums" zu entnehmen, daß erst "mit dem Schuljahr 1994/95 ... nach über 40 Jahren wieder der Aufbau und die Einrichtung einer Bibliothek am Carolinum begonnen (wurde)". Aber warum ist das so? Wo ist denn eigentlich die Bibliothek des "alten" Carolinums geblieben? - Heißt es doch zuvor in dem gleichen, ungezeichneten Beitrag, schon zur Ausstattung des ursprünglichen Schulgebäudes in der Glambecker Straße habe eine Bibliothek gehört. Es wird ein Bestand von 1895 angegeben und der gedruckte zweiteilige Katalog von Rieck aus den Jahren 1912/13 erwähnt.
  • Prof. Dr. phil. Becker - ab Michaelis 1904 Direktor des Carolinums Dr. Gustav Adolph Strasen Theodor, Albrecht, Ernst, Wilhelm Becker wurde am 23. Januar 1851 in Neustrelitz geboren, wuchs aber in Mirow auf. Es war das Jahr, in dem der alte Landtag, die gemeinschaftliche Körperschaft der Stände beider Mecklenburg, alle Hoffnungen der Demokraten und Versprechungen der Herrschenden aufgrund der revolutionären Bewegungen von 1848/49 zu Grabe trug. Damit blieb die alte, mit geringen Abänderungen auf den früheren Verträgen und dem Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich von 1755 beruhende landständische Verfassung bis zu den stürmischen Novembertagen von 1918 in Kraft.
  • Schreiber in Troja FAZ 18. März 1996 Troja ist noch immer für Überraschungen gut. Aber Aufmerksamkeit weckt nicht so sehr die Entdeckung von Ruinen der Unterstadt unter Baumwollfeldern mit Hilfe eines Magnetfelddetektors. Vielmehr gilt eine Kleinigkeit als größte Sensation: der Fund eines nur fünf Zentimeter großen Bronzesiegels auf dem Burgberg. Es trägt Schriftzeichen: hethitische Hieroglyphen aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus.
  • Wie Neustrelitz beinahe einen Hundertwasser bekommen hätte Wochenpost 3. April 1996 Es begann beim Bier. "Freunde, unser Neustrelitz braucht auch mal was Zugkräftiges." Das war kein leeres Gerede, denn einer am Tisch war Bürgermeister Rainer Günther. Sein Jugendfreund, den es in den Westen verschlagen hatte, brachte den Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser ins Spiel. Als Günther in Wien dessen bunt wuchernde Märchenhäuser mit den goldenen Türmchen sah, war er Feuer und Flamme.
  • Harrys Hafenbasar vor dem Aus Lübecker Nachrichten 11. April 1996 (Harry Rosenberg, geb. 15. September 1925 in Fürstenberg, besuchte von 1936- 1942 das Carolinum.) Nicht nur in Hamburg, auf der ganzen Welt kennt man den rauschebärtigen Harry Rosenberg (71) und seinen Basar am Hafen direkt hinter den "Skandalhäusern" der Hafenstraße. Von außen sieht Harrys Hafenbasar wie ein kleines exquisites Andenkengeschäft aus. Wenn nicht ein Wunder geschieht, dann ist am 30. Juni Schluß.
  • Das kann ich nicht zahlen! Hamburger Abendblatt 11. April 1996 (Harry Rosenberg, geb. 15. September 1925 in Fürstenberg, besuchte von 1936- 1942 das Carolinum.) Es riecht nach großer weiter Welt. Auf 1000 Quadratmetern stehen dichtgedrängt Buddha-Figuren aus Porzellan und Bronze, baumeln bunte Masken von der Decke, liegen Seesterne und Muscheln aus. Seit 41 Jahren gibt es Harry's Hamburger Hafen Basar an der Bernhard-Nocht-Straße auf St. Pauli. Jetzt zwingt eine Mieterhöhung um mehr als 100 Prozent Besitzer Harry Rosenberg (71) aufzugeben.
  • Mein Werwolf-Erlebnis mit Folgen in Mecklenburg Rolf Hartwig Ende April 1945 bekam ich - soweit ich mich erinnere - eine mündliche Einberufung zu einem Werwolf-Lehrgang vom 22.-26. April in Malchin. Mit mir zusammen wurden weitere drei Neustrelitzer HJ/DJ-Führer zu diesem Lehrgang einberufen. Er fand in einer Schule im Zentrum Malchins statt. Es handelte sich um eine spezielle Werwolf-Ausbildung, also nicht um einen Volkssturm-Lehrgang. Die Anleitung erfolgte durch kampferprobte, hochdekorierte Führer der Waffen-SS. Die Leitung oblag einigen SD-Führern. Die Lehrgangsteilnehmer waren jeweils in Gruppen von vier Jungen aus diversen mecklenburgischen Städten, z. B. Güstrow (von der dortigen Lehrerbildungsanstalt) und Waren zusammengesetzt.
  • Dat schwarze Kalw int Knüppeldammsbrock Klaus Giese Eine Sage aus dem Trebbower Raum. Das Knüppeldammsbrook, eine zwiefache, kurz hintereinander gelagerte Sumpfbarriere mit tiefen Geländeeinschnitten in Nord-Süd-Richtung auf dem Wege zwischen Groß und Klein Trebbow, ist ein Flurgelände, von dem man sich eine merkwürdige Sage erzählt, die vermutlich altes Wissen enthält. Man überwand dort in früheren Zeiten und bis in das vergangene Jahrhundert hinein den unwegsamen Engpaß per Knüppeldamm, daher der Name.
  • Tweehundert Johr Belowsch Teeraben (1795 - 1897 - 1995) Klaus Giese Wat ruschen de Dannen hüt so hall, / so dump un sacht? / Ik gäw god Acht. / VerteIlen will'n se woll. / Stünn deep in'n Busch up hage Kant / een Teeraben / breedmastig baben / god hunnert Johr in Brand.
  • Geschichten ut'n Strelitzer Land Waldemar Neubauer upschnappt, hürt, tausamenläst un upschräben vun Waldemar Neubauer
  • De Jagd un de Rotwien Waldemar Neubauer De Grotherzog Georg is een Naturfründ west un' betwielen ok een Minschenfründ. Bi Serrahn het he sik sien "Schweizerhaus" bugen laten. Dor is he väl west, un dor hett he ok väl Jagd up Swin un Reh un Hirsch un anner Vehtüch makt. To de Jagd güng dat ümmer mit een gräunen Pürschwagen. Ut de Hoffkellerie ward to de Jagd ümmer een Buddel mit Rotwien mitnahmen, för denn Fall, dat de Grotherzog Döst hett. Nie hett de Döst, bit up eenmal; un dat is so west.
  • Moritat "De Blodbom" Waldemar Neubauer De Blodbom, de Blodbom an de Hunnfuhrt; / sien Bläder wier'n blödig rod. / Dor kämen een jungen Kierl un sien Mäken / dörch Düwelswark in den Dod. / Dar het de Diern sik verspraken / dem Kierl, bevör he möt in de Krieg. / Dat Verspräken het se nich hollen; / sie güng mit 'nem annern to wiet.
  • Neustrelitzer Helgoland-Lied - Das Lied über die Insel- und Gaststätte Helgoland in Neustrelitz in Mecklenburg 1994 Waldemar Neubauer Dat is' uns' lütt Helgoland. / Insel an den' Zierker Strand. / Hier ward' jucht un suppt un snackt. / Hier ward' spält un rackt. / Hier ward' sung' un nicht rumnölt. / Hier ward' väl erläwt. / Hier is ümmer Fröhlichsien /Hier ist schöne Tied'!
  • Eine Moritat vom Galgenberg Steinwalde Waldemar Neubauer Der Galgenberg, auf dem Mörder, Räuber und andere, schwerwiegender Missetaten Überführter durch Hängen oder Köpfen ihr Leben ließen, befand sich in Steinwalde. Heute sind auf diesem Platz, aus Richtung Neustrelitz kommend, auf der rechten Seite, Kiesgrube und Müllhalde. Hinrichtungen waren Volksfeste, zu denen sich tausende Menschen einfanden. Am 8. Januar 1786 wurde die recht gut begüterte Amalia Kentlern im Bett ihres Hauses in Weisdin durch ihren Vetter Christian Heinrich Dreßler, einem Neustrelitzer Arbeiter, und dessen Kumpan, Johann Joachim Christian Ketel, einem Schäferknecht aus Wendorf, aus Habgier in ihrem Bett erstickt.
  • Laudatio zum 60. Geburtstag von Georg Drauschke - Direktor des Carolinums Herbert Schwarz Es war auf der Kreislehrerkonferenz im Sommer 1958. Ich war als junger Lehrer aus dem Kreis Pasewalk nach Neustrelitz gekommen, kannte so gut wie keinen Menschen. Da war es eine freudige Überraschung für mich, als mein ehemaliger Studienkollege Horst Lehmann mich begrüßte, der an der Oberschule IV unterrichtete. Warum erzähle ich das? Weil es auch meine erste Begegnung mit Georg Drauschke war. Während ich mich mit Horst Lehmann unterhielt, sah ich Georg, der seine großen fragenden Augen auf mich gerichtet hatte: Wer ist denn das? Woher kommt er? Was will er? Woher kennt er den Horst?
  • Das Gymnasium Carolinum informiert aus dem Schulbetrieb
  • Neustart wird ein voller Erfolg - Schülerrat am Carolinum bringt Fasching zurück M. Schumacher Obwohl Traditionen nicht immer schön sein müssen, diese ist es - der Schulfasching. am Carolinum. Er wurde nach längerer Ruhepause in diesem Jahr wieder zum Leben erweckt. Ende der fünfziger Jahre war begonnen wordenI alljährlich ein "faschingsfrohes Treiben" für die 9. bis 12. Klassen und die Lehrerschaft zu veranstalten. Bald war dieses Fest für die Freude und den Spaß bekannt, die von ihm ausgingen.
  • Künftige Gymnasiasten interessieren Computer und Chemikalien Strelitzer Zeitung 19. März 1996 Tradtionsgemäß hatte das Carolinum interessierte Eltern und Grundschüler eingeladen, sich [am Tag der offenenTür] mit den Fachlehrern sowie den Unterrichtsthemen der Schule vertraut zu machen. Wie erwartet, reagierten viele Familien auf dieses Angebot. Für einen klangvollen Empfang sorgten Schulorchester und -chor, die mit ihren musikalischen Darbietungen die Besucher durch den Vormittag begleiteten
  • Caroliner dürfen auch durch das Internet surfen Strelitzer Zeitung 28. März 1996 Unter dem Titel "Medienerziehung an allgemeinbildenden Schulen in Mecklenburg-Vorpommem" entwickelten Lehrer und Professoren am Landesinstitut M-V für Schule und Ausbildung Schwerin ein Konzept, dessen Ziel es ist, Haupt- und Realschülern sowie Gymnasiasten das Medium Computer näherzubringen. An zwei Schulen des Landes wurde dieses Projekt in der vergangenen Woche erstmals erprobt: am Neustreiitzer Gymnasium Carolinum sowie an der Friedrich-Dethloff-Real- und Hauptschule Waren. Am Carolinum wurde die besonders leistungsstarke Klasse 7/3 für die"Computerwoche" ausgewählt.
  • Vom Irrsinn des Krieges und dem Ausgeschlossensein Strelitzer Zeitung 28. März 1996 Eine laute Stille durchdringt die Aula des Carolinums: Da kommt jemand nach Hause. Kommt nach Deutschland, findet kein Zuhause. Steht draußen. "Draußen vor der Tür." Daß man selbst oft gerade dann vor der Tür steht, sich allein wiederfindet, da man es am wenigsten erwartet, ist eine Tatsache, die das Leben schreibt. Und spätestens, wenn die eigene Person verkannt wird, erscheint bisher Verleugnetes dem blinden Auge sichtbar. Die Schauspieler des "Wilhelm Lohner"-Ensembles jedenfalls, die in dieser Woche mit Wolfgang Borcherts Szenenspiel "Draußen vor der Tür" am Carolinum gastierten, verkannten die Intention des Autoren der späten Kriegszeit nicht, und auch verleugneten sie dem jungen Publikum in annehmbarer Szenenverkürzung nur wenige Worte des dramatischen Originaltextes.
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