1992 Winter

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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56. Jahrgang Nr. 108-109

Inhaltsverzeichnis
  • Ich pflanze einen Baum Haiko Andreas Burkhard Hübner
  • Die 5. Klassen des Gymnasiums Carolinum [Klassenfotos]
  • Das Gymnasium Carolinum 1992/1993 Georg Drauschke Seit dem 1. August 1992 ist das Carolinum ein vollausgebautes Gymasium mit den Klassenstufen 5-12. Die rund 970 Schüler werden in 40 Klassen von 65 Lehrkräften, davon 43 Frauen, in zwei Schulteilen, dem ehemaligen Marienpalais (zuletzt EOS) und der ehemaligen Bürgerschule (zuletzt POS 3), unterrichtet. Im Jahre 1927/28 waren am Carolinum 32 Lehrkräfte männlichen Geschlechts, die 495 Schüler unterrichteten. In der Orientierungsstufe, das heißt, in den Klassen 5 und 6, sind 188 Schüler, in der Sekundarstufe I, 480 Schüler und in der Sekundarstufe II 302 Schüler.
  • Annalise-Wagner-Preis 1992 für Jörg Sachse Den in diesem Jahr erstmals vergebenen Annalise-Wagner-Preis der Annalise-WagnerStiftung erhielt am 27. Juni 1992 unser Münzfreund Jörg Sachse überreicht. Er erhielt diesen Preis in Würdigung seiner wertvollen literarischen Arbeit zur Aufarbeitung der mecklenburgischen Kultur- und Landesgeschichte "Das Notgeld des heutigen Kreises Neustrelitz". Diese Veröffentlichung besteht aus drei Teilen und wurde vom Museum der Stadt Neustrelitz herausgegeben.
  • Begrüßungsansprache zur Preisverleihung Kurt Winkelmann Hochverehrte Damen und Herren! Es ist für mich eine Ehre und Freude zugleich, heute, anläßlich der ersten Verleihung des Annalise-Wagner-Preises, Worte der Begrüßung an Sie richten zu dürfen. Frau Annalise Wagner war vielen von uns bekannt. Sie gehörte in die Stadt Neustrelitz und war ein Teil von ihr. Es bedeutete ihr etwas, Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt zu sein. Aber auch über Neustrelitz hinaus reichten ihre Kontakte. Mit der Lebensgefährtin Ernst Barlachs, Frau Margot Böhmer in Güstrow, verband sie über wichtige Jahre ihres Lebens hinweg eine Freundschaft.
  • Laudatio Georg Huschke Sehr geehrter Herr Sachse! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ohne das Sammeln wären wir um manche Freude ärmer, in vielen Bereichen recht unwissend. Wir hätten keine Ahnung, wie die Dinge waren, wie sie sich entwickelten. Die Dinge führen uns zu Einsichten, die Einsichten wieder zu den Dingen. Die Sammler sind findige Köpfe, aber sie müssen sich in Geduld üben, denn eine gute Sammlung gedeiht in langjährigem Wachstum. Das Sammeln beginnt meist ohne System und Regel, "bloß so". Gelegentlich wird es zu einer Leidenschaft. Der Sammler vertieft sich in die Geschichte der Objekte, erforscht sie, wenn es Spaß macht, bis in "Olims Zeiten", aber beachtet zugleich ihr Heute und bedenkt ihr Morgen.
  • Die Elektrizitätsanleihe 1924/1925 Jörg Sachse Beim Durcharbeiten der Akten des Neustrelitzer Stadtarchives zum Anleihewesen stellte sich heraus, daß die sogenannte "Elektrizitätsanleihe" ein besonders interessantes Stück Geschichte bewahrt. Diese Akte enthält zahlreiche Schreiben Neustrelitzer Unternehmer, Kaufleute usw., die hervorragend die Wirtschaftslage der Jahre 1924/25 zum Ausdruck bringen und zeigen, mit welchen echten Problemen sich die damalige Stadtverwaltung herumschlagen mußte. Generell war diese Zeit geprägt durch das Ende der Inflation, Einführung der Renten - und anschließend der Reichsmark sowie Verarmung sowohl der öffentlichen Hand wie auch der Bürger.
  • Meine letzte Konfirmandenstunde 1942 Hildegard Wendland, geb. Hustaedt Am 12. April 1900 bin ich in Mirow konfirmiert worden. Damals war es noch Sitte, daß die Konfirmationsfeier am Gründonnerstag stattfand, die Prüfung war am Palmsonntag vorher nach dem Gottesdienst. Ich finde das sehr schön. Die ganze stille Woche dient der Vorbereitung auf diesen wichtigen Tag, die Beichte war am Mittwoch vor dem Gründonnerstag; die Konfirmation war dadurch eine Feier ganz für sich. In Mirow waren immer sehr viele Konfirmanden , so war die Kirche durch die vielen Anverwandten und Freunde der Konfirmanden ganz gefüllt, und trotzdem war es eine geschlossene, engere Festgemeinschaft. Ich war Schülerin der Neustrelitzer Höheren Töchterschule, wie man damals sagte, den Konfirmandenunterricht hatte ich bei Herrn Oberkonsistorialrat Praefke gehabt, einem alten, klugen, verehrungswürdigen Herrn.
  • Von Dewitz nach Eichelscheiderhof - Als Jahreshausarbeit von Luise Wolter 1965 Luise Wolter Die große, heute nur mit Gewalt zum Stehen gebrachte Völkerwanderungswelle von Ost nach West, die nach dem Kriegsende Millionen von Menschen aus ihren Wohnungen, Häusern, von ihren Feunden, ihren Familien und ihrem Lebenswerk fort in das Unbekannte getragen hatte, erfaßte auch meine Familie. Ihre Mitglieder, die früher in teilweise noch großfamilienhaften Verhältnissen im Umkreis weniger Kilometer zusammengewohnt hatten, sind heute, soweit sie lebend der Unfreiheit entronnen sind, in der ganzen Welt verstreut: Kanada, England, Süd-Afrika, Indien, Hannover und Eichelscheid sind neue Wirkungsstätten geworden
  • Spanien war eine Reise wert Herbert Schwarz
  • Festansprache zur Abiturfeier 1992 Georg Drauschke Verehrte Anwesende! Liebe Eltern! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Abiturientinen, liebe Abiturienten, dies ist Ihr Tag, Ihre Stunde! Aber auch die Ihre, liebe Eltern, die Sie Ihre Kinder hierher zur feierlichen Verabschiedung aus dem Gymnasium Carolinum nach erfolgreich abgelegter Reifeprüfung begleitet haben. Begleitet - das meint nicht nur das äußerliche Mitgehen und Mitkommen, sondern vor allem das Geleit geben, Weggefährte, Begleiter zu sein. In dem Sinne haben sich hier auch Ihre Lehrerinnen und Lehrer versammelt und einige Ihrer Schulkameraden, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, die dieser Feierstunde das festliche Gepräge geben.
  • Auszeichnung von drei Stipendiaten Treffende Worte fand auch Hartwig Klempien aus der Caroliner-Altschülerschaft. "Wer nicht weiß, was er will, muß wollen, was andere wollen", so der Senior, der 1942 am Carolinum das Abitur erhielt. Die Altschülerschaft nahm mit diesem 3. Juli 1992 eine alte Tradition wieder auf. Erteilt wurde ein Stipendium, das ursprünglich für Schüler, "welche der Unterstützung bedürftig sind, und die sich durch gutes Betragen, Strebsamkeit und Fleiß auszeichnen", gedacht war.
  • Die Abiturienten 1991/1992
  • Aufbau von Beziehungen zwischen ehemaligen und jetzigen Schülern Marco Zabel Marco Zabel, Jahrgang 1975, Schüler der 11. Klasse des Carolinums, besonderes Interesse für Heimatgeschichte, Stadtführer, will späfer Geschichte studieren. Sowohl im Nordkurier als auch im Gymnasium Carolinum wurde seitens der Altschülerschaft die Erwartung auf Beiträge für das Carolinum aus der aktiven Schülerschaft ausgesprochen. Es gilt, Beziehungen zwischen den "Ehemaligen" und den jetzigen Schülern aufzubauen. Schließlich sind die Schüler von heute die möglichen Mitglieder der Altschülerschaft von morgen. Sie werden den Namen dieser Schule, wie die Abiturienten aus vergangenen Jahrzehnten, in die Welt tragen. Die Schulabgänger zieht es in die Ferne, neuen Ufern entgegen. Doch ehemalige Schülerinnen und Schüler kehren heim. Sie suchen die Stätten ihrer Jugend, Erinnerungen.
  • Gymnasiasten taten sich schwer - Barrieren verhinderten offenes Aufeinanderzugehen C. Lehmann Bersenbrück. Wenn nach einem ersten Kontakt zwischen Schülerinnen des Carolinums und des Gymnasiums Bersenbrück im vergangenen Jahr hier nicht bei allen wesentlichen Austauschpartnern (Klassen 10 f b und 10 I b) die Bereitschaft bestand, vom 10. bis 15. Juni zu einem Gegenbesuch nach Neustrelitz zu fahren, dann gibt dies zu denken. Zu groß sind die Barrieren noch, die ein offenes Aufeinanderzugehen verhindern. Aber gerade dieses Ziel, nämlich die Überwindung von Vorurteilen auf beiden Seiten, stand im Vordergrund beim Gegenbesuch in der teils reizvollen, teils grauen Kreisstadt im Land der tausend Seen.
  • Wenn die 11er auf Reisen gehen Vom 11. bis 16. Mai '92 fuhren die 11. Klassen in die CSFR nach Destne bzw. nach Sec. Abfahrt war um 4.00 Uhr, und nach 11 Stunden endlos langer Fahrt kamen wir endlich an. Destne (649 m ü. d. M.), ein Ort im Adlergebirge, ist Ausgangspunkt für Kammwanderungen und beinhaltet Naturschutzgebiete und Touristenheime. Außerdem gibt es ein Skigelände, Sessellifte, Badegelegenheiten und markierte Wanderwege in der Umgebung. Sec, mit dem Stausee entlang dem Fluß Chrudimka, ist größtes Erholungszentrum. In unmittelbarer Nähe des Stausees steht auf einem steilen Fels die Burgruine Oheb (14. Jh.) mit Resten des Palastes und der Turmfestung.
  • Künstlerische Betätigung der Schüler/innen des Carolinums in der Freizeit Herbert Schwarz Frau Bartsch, Musiklehrerin; Herr Gust, Musiklehrer und Herr Schwarz, Deutschlehrer, hatten es sich mit der Neubildung des Carolinums zur Aufgabe gemacht, über den Unterricht hinaus künstlerische Neigungen der Schüler/innen zu fördern und damit gleichzeitig auf die Öffentlichkeit des Gymnasiums der Stadt Neustrelitz zu wirken. Zur Zeit sind es 15 Instrumental- und 20 Vokalsolisten sowie 7 Sprecher, die an der Darbietung von Kulturprogrammen beteiligt sind. Darüber hinaus waren es Schüler/innen der 10. und 12. Klasse, die im Schuljahr 1991/92 unter der Leitung von Herrn Tesch mit einem Wolfgang-Borchert-Abend im Borwin-Heim ein interessiertes Publikum fanden.
  • Exkursion zum Wattenmeer Olaf Müller Es war eine besondere Fahrt, ein besonders nachhaltiges Erlebnis. Frau Dieckmann äußerte sich so, und das ist auch die Meinung vieler Schüler und Schülerinnen: "Es war die schönste Woche im Schuljahr 1991/92 für mich." Zum ersten Mal wurde eine Studienfahrt nicht auf Klassenbasis im 11. Schuljahr organisiert, sondern auf der Grundlage von Grund- und Leistungskursen. 38 Schüler/innen fanden sich zusammen, die unter der fachkundigen Leitung von Frau Müller, Frau Dieckmann und Herrn Müller am 11. Mai 1992 zu einer fünftägigen biologischen Exkursion "starteten".
  • Spanien war eine Reise wert!!! Herbert Schwarz Seit September 1991 hatten die Schüler des Carolinums und des Schliemann Gymnasiums die Möglichkeit erhalten, die spanische Sprache zu lernen. Neben der Aneignung der sprachlichen Kenntnisse bedeutet das für die Lernenden, auch eine fremde Kultur aufzunehmen. Zur Unterstützung dieser Zielsetzung wollten die Schüler die Möglichkeit nutzen und vom 21.-27. Februar 1992 nach Lloret de Mar, einer kleinen spanischen Stadt an der Costa Brava fahren.
  • Unser Projekt - eine gelungene Sache / Projektgruppe Französischer Stadtführer Christian Groß Nach langen Diskussionen mit unserer Schulleitung erreichten die Schüler der 11. Klassen die Durchführung einer Projektwoche in den letzten Tagen des Schuljahres 1991/92. Unser Projekt umfaßte die Ausarbeitung eines Stadtführers in französischer Sprache. Zusammen mit einer Videogruppe versuchten wir, einige Schüler des Französisch-Leistungskurses, einen Eindruck von der Stadt Neustrelitz mit ihren guten und schlechten Seiten zu geben.
  • Bonnfahrt Diana Kietzmann; Christian Groß Wir haben unsere gymnasiale Schulbildung als Schüler der Erweiterten Oberschule "Clara Zetkin" im Jahre 1990 begonnen. Nach dem Abschluß der 8. Klasse in Feldberg sollte für uns, Diana Kietzmann und Christian Groß, die Ausbildung bis zum Abitur an der Clara-Zetkin-EOS folgen.
  • Das Lehrerkollegium
  • Altschüler nach 1945 erstmals wieder im Schulgebäude Glambecker See Karl Heinz Kienitz Anläßlich der Mitgliederversammlung der Altschülerschaft des Carolinums zu Neustrelitz im September 1992 ließ sich ein langjähriger und sehnlicher Wunsch vieler ehemaliger Schüler realisieren, einige Räume des Schulgebäudes am Glambecker See zu besichtigen. Auf Wunsch zahlreicher Teilnehmer der diesjährigen Mitgliederversammlung hat Herr Georg Drauschke, der jetzige Schulleiter, kurzfristig für den 6. September ab 10.00 Uhr eine Besichtigung einiger Räume des ehemaligen Schulgebäudes in Aussicht gestellt. Bereits um 9.45 waren 95 Altcaroliner vor dem Haupteingang des jetzigen Hauses der Offiziere der Garnison der Russischen Armee erwartungsvoll erschienen.
  • Neue Köpfe müssen ran Karlheinz Gieseler; Rolf Hartwig In den späten Lebensjahren überstürzen sich die Ereignisse nicht mehr. Eile ist das Vorrecht der Jugend. Das bewegende Fest der Rückkehr nach Neustrelitz 1991 lag noch zum Greifen nahe, als sich der Verein Altschülerschaft Carolinum e.V im Spätsommer 1992 zur ersten Mitgliederversammlung am Ort seiner Gründung wiedertraf, in kleinerer Zahl, aber entschlossen, die im Statut aufgestellten Ziele kraftvoll umzusetzen. Der alte bewährte Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt, und Günther Jonas' Vereinskasse schloß sogar mit einem stattlichen Überschuß ab. Doch Vorsitzender Dr. Adolf-Friedrich Wagner riet sehr eindringlich: "Wir brauchen neue Köpfe!" denn schon werden die Namenslisten beim Totengedenken immer länger.
  • Vermischtes
  • Familiennachrichten, Jubiläen, Geburtstage u. a. M. W. Ludewig Michel Ludewig 80 Jahre. Am 4. Juli ist Michel Ludewig 80 Jahre alt geworden. Seinen Geburtstag hat er im Hause einer seiner beiden Söhne, der sich in Bad Schwartau als Rechtsanwalt niedergelassen hat, wo auch Michel seit über 20 Jahren wohnt, in einer besonders würdigen, aber auch fröhlichen Feier verbracht. Wohl alle alten Caroliner stimmen darüber überein, daß Michel Ludewig zu den treuesten und anhänglichsten Carolinern gehört. Er hat in einmaliger und aufopferungsvoller Weise die Zusammengehörigkeit der alten Caroliner seit 25 Jahren mitgeformt, gepflegt und gefördert.
  • Zum Schluß Hartwig Klempien Freunde, das war an dem Tag, als ich den feierlichen schwarzen Anzug mit dem weißen, seidenen Schlips angezogen hatte. Die Abiturienten sollten entlassen werden. Wohl niemand hat bemerkt, daß ich Sandaletten trug, weil ich schon ein ganzes Jahr keine Schuhe mehr tragen kann. Das ist nun einmal so, wenn man Tag und Nacht die Krebsschmerzen ertragen muß.