1992 Sommer

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(9,42 MB)

56. Jahrgang Nr. 107

Inhaltsverzeichnis
  • Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung
  • Satzung der Altschülerschaft des Carolinums
  • Protokoll über die Gründungsversammlung für eine "Altschülerschaft des Carolinums zu Neustrelitz" Herr Dr. Adolf-Friedrich Wagner eröffnete die Sitzung, zu der in mannigfaltiger Weise aufgerufen worden war und zu der neben etwa 80 ehemaligen Schülern des alten "Carolinums" auch ehemalige Schüler der Nachfolgeeinrichtungen erschienen waren, und hieß die Erschienenen herzlich willkommen. Er wies auf die Beweggründe hin, die es wünschenswert erschienen ließen, heute über die Neugründung eines Vereins zu beschließen. Dabei gab er einen historischen Rückblick: Altschüler des Gymnasiums "Carolinum" in Neustrelitz haben sich in den Jahrzehnten nach dem Krieg auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zusammengefunden, um im Gedenken an ihre alte Schule den Zusammenhalt untereinander zu wahren und das Wissen um ihre Schule und ihre Heimatregion zu pflegen.
  • Vergangenheit Hartwig Klempien Vergangenheit ist keine verwitterte Hängematte, die nach einem schönen Spätsommer im Herbst zwischen den alten Apfelbäumen vergessen wurde. Richtig, man kann darin ausruhen und auch träumen. Aber nach jedem Traum folgt das Erwachen. Das kann eine Erlösung oder auch ein brutaler Fall in die Wirklichkeit sein. Träume scheinen seit grauer Vorzeit wichtig zu sein, sonst würden sich nicht Märchen, Dramen, Lyrik und Schlager, Musik und Malerei mit diesem Phänomen beschäftigen. Und gar die Wissenschaft! Zum Leidwesen seiner Mitmenschen bleibt so mancher für den Rest seines Lebens ein Traumtänzer, weil er nicht in die Wirklichkeit zurückkehrte.
  • Informationen [und Korrekturen zu vorherigen Beiträgen] 1. Zum Schreiben von Annalise Lembke vom 29.7.1991, das im Vortrag von Herrn Dr. Gieseler zitiert wird, muß ein Irrtum berichtigt werden. Die dort erwähnte Verhaftung im April 1950 durch das NKWD erfolgte nicht im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Umbenennung der Schule. Die Initiatoren des Widerstandes mit einigen einfallsreichen und couragierten Aktionen waren andere. Schnell wurde die Mehrheit der Schülerschaft erfaßt, und es gelang, die im ersten Anlauf von der FDJ-Gruppe betriebene Umbenennung in "Kurt-Tucholski-Schule" zu verhindern. Vielleicht könnte jemand von diesem Abschnitt der Carolinumgeschichte berichten.
  • Der letzte Mensch und der Übermensch in Friedrich Nietzsches "Also sprach Zarathustra" Rudolf Wildberg Wenn wir uns heute in verstärktem Maße wieder mit der Gedankenwelt Nietzsches beschäftigen, wenn gewissermaßen im europäischen Kulturkreis eine Renaissance des großen Denkers stattfindet, so geschieht dies nicht ohne Grund. Zu sehr bedrängt uns heute das große Unbehagen an der ökologischen, ökonomischen, sozialen und politischen Situation unserer Welt. Und Nietzsches Vision des europäischen Nihilismus beunruhigt immer mehr Menschen. In der Vorrede zu seinem Buch "Der Wille zur Macht" schreibt er: "Was ich erzähle ist die Geschichte der nächsten zwei Jahrhunderte. Ich beschreibe, was kommt, was nicht mehr anders kommen kann: die Heraufkunft des Nihilismus."
  • Erinnerungen an Neustrelitzer Häuser und ihre Bewohner (Staatsrat a. D. Dr. jur. Martin Selmer) / aus seinem Nachlass überreicht von seinem Enkel Dr. Knut Redmann Martin Selmer Neustrelitzer Häuser: Markt Nr. 1, Rathaus: In den Jahren 1870-1878 war die obere Etage des Rathauses nicht öffentlichen Zwecken gewidmet, sondern privatim vermietet. Es wohnte dort der Kommandeur des 2. Bataillons 89 von Malotki, derselbe, der das Bataillon aus dem Kriege zurückführte. Nach ihm wohnte dort ein Hauptmann von Tettau mit seiner schönen Frau. Als im Jahre 1879 die Justizreform ins Leben trat, wurde die obere Etage des Rathauses für das Amtsgericht hergerichtet.
  • Erinnerungen von Dr. jur. Martin Selmer (Großh. Meckl.-Strelitzer Staatsrat a. D.) aus seinem Nachlass überreicht von seinem Enkel Dr. Knut Redmann Martin Selmer Die nachfolgenden Erinnerungen sind für meine Frau und meine Kinder in den Jahren 1936/37 niedergeschrieben. Sie umfassen nur etwa die ersten 30 Jahre meines Lebens. Ich bin geboren am 10. Oktober 1861 in Mirow in Mecklenburg-Strelitz als Sohn bes dortigen Amtsrichters Dr. jur. Bernhard Selmer und seiner Frau Helene geb. Seibler. Die Voreltern meines Vaters stammen aus Schweden. Sie sind mit den Kriegsheeren Gustav Adolfs in DeutschIand eingewandert.
  • Predigt des Landesbischofs D. D. Tolzien am 9. September 1945 aus Anlaß der Kulturfeier in Neustrelitz am 15. Sonntag n. Trin. D. Tolzien Es ist 1 1/2 Jahre her, daß ich hier in diesem trauten Gotteshause vor Euch geredet habe. Damals war es eine Konfirmationsfeier. Seitdem war ich nicht hier. Heute stehe ich wieder vor Euch. Meine Treue ist die alte geblieben, aber die Zeit ist eine neue geworden. Soll ein Soldat fallen, so ist wenigstens das ein Glück für ihn, wenn er gleich zu Anfang fällt, ehe er noch viel gekämpft und gelitten hat. Und wiederum ist es ein tragisches Schicksal, wenn einer noch in den allerletzten Tagen fällt. Am 2. Mai ist noch ein deutscher Soldat in einem von mir verwalteten Kirchdorf gefallen und an Ort und Stelle am Wege begraben worden. So oft ich an seinem Grabe vorüber komme, muß ich fragen, "warum mußtest Du noch zu allerletzt fallen?"
  • Schülergesetze für die grundständigen staatlichen höheren Schulen vom 1. 4. 1930 §1: Aufnahme. Die Aufnahme von Schülern in die staatlichen höheren Schulen findet zu Anfang des Schuljahres nach Maßgae des verfügbaren Platzes durch den Studiendirektor statt; während des Schuljahres können Schüler nur aus triftigen Gründen, insbesondere bei Wohnsitzänderung der Eltern, vorgenommen werden.
  • Henry Pape (+) Martin Seltner Am 5. Januar 1992 verstarb unser Henry Pape. Allen Teilnehmern des Carolinertreffens in Neustrelitz wird er noch in Erinnerung sein, wie er den Antrag auf Entlastung des Vorstandes stellte. Über sein Wirken in der Stadt, in der er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, schreibt die Plöner Zeitung: "Zum fast täglichen Stadtbild zählte unzweifelhaft Henry Pape, der jetzt im Alter von 69 Jahren gestorben ist. Als alleinstehender Ruheständler, der vorher in einer Arzneimittel-Großhandlung in Kiel tätig gewesen war, widmete er sich mit großem Einsatz und Interesse Vereinen und Institutionen in seiner neuen Heimatstadt Plön, wie sie ihm als gebürtigen Mecklenburger in dem Zeitabschnitt nach dem Kriege geworden war.
  • Ausschreibung Annalise-Wagner-Preis "Heimat ist der Mensch, dessen Wesen wir vernehmen und erreichen." (Max Frisch). Wir bitten um Ihre Bewerbung für den "Annalise-Wagner-Preis". Aufgrund der testamentarischen Verfügung von Frau Annalise Wagner (1903-1986) - Neustrelitzer Heimatforscherin und Autorin - und mit dem von ihr hinterlassenen Barvermögen wird ein Literaturpreis gestiftet.
  • Abiturjahrgang 1955 bitte melden! Knut Redmann BarteIs, Karl-Friedrich (Userin), Brachmann, Ilse (Bäckerei Brachmann Neustrelitz), Boldt, Christel (Bäckerei Boldt Penzlin), Borbach, Ulrich (Altstrelitz), Giese, Klaus (Altstrelitz) 11. Klasse