1991 Winter

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

Die komplette Ausgabe zum Download
(6,49 MB)

55. Jahrgang Nr. 106

Inhaltsverzeichnis
  • Das war es also Hartwig Klempien Eine Vorstandssitzung, eine Mitgliederversammlung, auf der Punkte erörtert wurden, die zur Klärung einer Vereinssatzung "e.V." nötig waren, damit sie "dicht" werde für den Antrag zur Eintragung ins Vereinsregister und für die Gemeinnützigkeit. - Ach, ja! - Ein Abend für Leute mit Sitzfleisch und Wanderer zwischen den Tischen und Stühlen, wildes Auflachen und Jauchzen, fröhliches und dankbares Augenleuchten. Aber, auch suchende Blicke. Erwartungen, oft ungestillte.
  • Informationen Satzung und Antrag auf Gemeinnützigkeit sind im "Behördengang". Im nächsten Heft wird wohl eine Erfolgsmeldung stehen. Am 17.10.1991 wurde die Tafel "Gymnasium Carolinum" zu Beginn eines Schulfestes feierlich an der Tiergartenseite des ehemaligen Marienpalais vom Landrat Dr. Körner enthüllt. An diesem Tage wurde nicht nur gefeiert. Vertreter der Altschülerschaft und der Schulleitung des Carolinums sprachen über die Zukunft unserer Zeitschrift. Um auch interessierten Schülern eine größere Anzahl davon zur Verfügung stellen zu können, bitten wir um die Erhöhung der Spenden.
  • Eine neue Verantwortung wartet auf uns Karlheinz Gieseler Liebe Caroliner, unser Treffen steckt voller Emotionen. Kein Herz kann so hart sein, daß es ungerührt bleibt bei der Heimkehr nach Neustrelitz. Dieser Augenblick erinnert mich an das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Lukas-Evangelium in der wundervollen Nacherzählung von Andre Gide, genial übertragen von Rainer Maria Rilke, an die ergreifende Szene, als der Sohn vor dem Vater kniet und um Verzeihung bittet, der Vater ihn segnet und ausruft: "Richtet ein Freudenfest, denn der Sohn, den ich schon tot gesagt hatte, lebt. " Der unruhige französische Moralist legt die Akzente seiner Erzählung in das Fest der Heimkehr und vor allem in das nächtliche Zwiegespräch des zurückgekehrten Sohnes mit seinem jüngeren Bruder, den es in die Welt hinauszieht. Der Ältere vermag jedoch mit allen Einwänden den Jüngeren nicht von seinem Vorhaben abzubringen. Am Ende geleitet er ihn bis zur Tür und gibt ihm alle guten Wünsche mit auf den Weg in ein freies Leben, in ein Leben, das ihn selbst enttäuscht zurückkehren ließ.
  • Festrede des Bürgermeisters Georg Huschke Ich begrüße Sie in der Stadt, die Ihnen 40 Jahre verwehrt war, und stelle mit großer Freude fest, daß die Verbindung zu den Wurzeln Ihres Lebens nicht verloren gegangen sind. Dies ist Anlaß zu Freude und Zuversicht, weil das demokratische Bewußtsein im geeinten Deutschland von unten her, also auch aus dieser Stadt heraus wachsen wird. Dies ist für Neustrelitz ein Tag, an dem eigentlich ein ganzes Jahrhundert seine lebendige Zusammenfassung erfährt. Eine Zusammenfassung, deren Wirkung in der Zukunft, so hoffe ich, zu finden sein wird. Diese unsere Stadt hat Bildung und Kultur in Menschen verankert, ein geistiges Kapital gebildet, das nie ausgegangen ist.
  • Festvortrag Karl-Heinz Narjes Königliche Hoheit, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Lyzeistinnen, liebe Caroliner. mit großer Bewegung und Freude habe ich die ehrenvolle Einladung der Altschülerschaft angenommen, heute zum ersten Caroliner-Treffen nach der Deutschen Einheit in Neustrelitz zu sprechen - in einer Zeit epochaler Umbrüche mit weltweiten Fernwirkungen. Wir verdanken unsere Wiedervereinigung nicht zuletzt auch der die ganze Welt überzeugenden friedlichen Revolution, die eine große Mehrheit derin der ehemaligen DDR ausharrenden Frauen und Männer unter Inkaufnahme persönlicher Risiken zu einer eindrucksvollen Demonstration für Einheit, Freiheit und eine demokratische und rechsstaatliche Ordnung zusammenführte.
  • Verschüttete Vergangenheit wurde Gegenwart - Eindrücke eines Caroliner "Kindes" vom 16. Caroliner Treffen in Neustrelitz Maria Bamberg Gut drei Wochen ist es nun her, da bot mir während des Ersten Europäischen Übessetzer-Treffens im literarischen Colloquium Berlin jemand einen Stuhl an, als ich mit einer Kaffeetasse in der Hand suchend nach einem solchen spähte. Als wir beide sicher vor Anker lagen, fragten wir einander nach Nam' und Art, d. h. welche Sprachen wir hier verträten, ein Wort gab das andere, und dann fragte ich den freundlichen Unbekannten, woher er käme: Alt-Strelitz war die Antwort: oh, mein Vater war aus Neustrelitz: wie hieß denn Ihr Vater? Brunswig; ach ja, den Namen kenne ich gut, aus dem "Carolinum", der Jahreszeitschrift der Caroliner, Ihr Vater hat früher öfters Beiträge dafür geliefert. - Mein Vater ist jetzt zwanzig Jahre tot, ich war doch überrascht, daß jemand sich noch an ihn erinnerte. Die Frage "Woher sind Sie?" fördert ungeahnt oft Beziehungen zutage.
  • Auf Wiedersehen in Neustrelitz! Charlotte Linke Das Treffen Ihrer Altschülerschaft in Neustrelitz hat mir eine Vielzahl von Eindrücken und Erfahrungen gebracht, darunter eine völlig neue, nämlich die eines fröhlichen Abschieds. Und das mir, die bisher noch bei jeder Art von Abschied, ob persönlich beteiligt oder nur zuschauend, nicht Herr bzw. Frau ihrer Tränen sein konnte. Ganz anders am Vormittag des Sonntags, 8. September 1991, vor der Orangerie im Schloßpark von Neustrelitz. Da gab es Abschiede, mehr als zwei Stunden lang, immer dieselben Szenen, zum Teil dieselben Menschen, die sich immer wieder noch etwas zu sagen hatten, Händeschütteln, Umarmungen, immer wieder, immer noch einmal, und dabei fröhliches Lachen und Verabschiedung so gar nicht traurig.
  • Wedder to Hus... Wolfgang Ohm Erlaßt mir, Freunde, eine Reportage, die minuziös das schildert, was sich wann und wo und wie während des Caroliner-Treffens vom 6.-9. September in Neustrelitz ereignet hat; es ist zu schwer, die vielen, vielen Bilder der Erinnerung chronologisch auf die Reihe zu bringen. Was Günther Jonas da für uns inszeniert hatte, war mehr als die Möglichkeit eines Wiedersehens, eines Zurückblickens auf die sonnigen Tage unserer Jugend, es war etwas, das weit über das Private hinausging, es war ein Ereignis von historischer Bedeutung, und dies nicht nur im Hinblick auf unsere alte Schule.
  • Einladung zur öffentlichen Abiturprüfung 1881 (Reprint)
  • Schulnachrichten 1880/1881 Das Schuljahr wurde mit dem. 5. April 1880 erüffnet,. nachdem die Aufnahmeprüfung bereits am Sonnabend vorher, dem 3. ejusdem stattgefunden hatte. Abgesehen von einer länger andauernden Krankheit des Professors Dr. ViIIatte, unter welcher der Unterricht allerdings leiden musste, verlief dasselbe ohne wesentliche Störung. Nur wurde Professor Dr. Michaelis zum Behufe einer Badereise noch beurlaubt vom 12. bis 17. Juli. Veränderungen im Lehrercollegium sind nicht eingetreten.
  • Uebersicht der Lehrgegenstände Ostern 1880/81 Prima: Classenlehrer: Schulrath Dr. Schmidt. Lateinisch: Grammatik nach Meiring und Stilistik nach Capelle. Correctur der Aufsätze, Exercitia (aus Seyfferts Mater.) und Extemporalia (monatlich je 2). Lectüre: Hor. Carm. IV. Epist. 1. Vorausgeschickt wurde eine vita Hor. - Cic. Tusc. I, II. Phii. I. II., Briefe nach Süpfle 74-112 (letztere curs.). 8 St. Schmidt. Die Themata zu den lateinischen Aufsätzen waren: 1. a) Quibus maxime rebus factum sit, ut · Pompeius a Caesare superaretur. B) A Germnnis Roma identidem in periculum ac discrimen vocata est. 2. De Claudiorum in remp. Rom. Meritis.
  • Die Mauer des Schweigens - in memoriam Studienrat Fandre Hermann Harras Ein trüber Novembertag dämmert über der Stadt herauf. Schwer lastet der Nebel auf den Dächern. Wie an jedem anderen Morgen schieben Schüler des Gymnasiums ihre Schultaschen in die Fächer unter den Tischen, legen sie die Bücher für die erste Unterrichtsstunde bereit. Wie an jedem anderen Tag? Nein, doch nicht so ganz. Die Gespräche der siebzehn- und achtzehnjährigen Jungen drehen sich heute nicht um eine Mathematikarbeit oder um ein anderes Ereignis aus dem Schulleben. Werner spricht es aus: "Heute nachts hat's geklirrt. Sie haben den Juden die Schaufenster zerschlagen."
  • Neustrelitz hat wieder sein Carolinum Mecklenburg-Strelitzer Landeszeitung 18. Oktober 1991 Gestern bekam das einstige Gymnasium Carolinum in Neustrelitz seinen Namen zurück. Diese Schule hat zur Zeit ihr Domizil in den Gebäuden der ehemaligen Erweiterten Oberschule und der ehemaligen Oberschule III. Bis zum 200. Geburtstag wird das Neustrelitzer Gymnasium Carolinum sein Haus am Glambecker See beziehen. An der feierlichen Enthüllung der Tafel nahmen u. a. der Landrat, Dr. Körner, ehemalige Lehrer und Schüler teil.
  • Festliche Enthüllung der Namenstafel am 17. Oktober 1991 - Ansprache des Schulleiters Georg Drauschke Dies ist ein Herbstglückstag für unsere Schule: Die Stadt Neustrelitz, das Land Stargard, Mecklenburg-Strelitz, Mecklenburg-Vorpommern erhält einen fast 200jährigen Namen zurück: Gymnasium Carolinum. Einen Namen nur. Nicht nur einen Namen. Nomen est omen. Dieser Name setzt Zeichen, fordert heraus. Manch einer versteht alles von Shakespeare und Max Planck, aber nichts vom Leben. Der Geist des Carolinums hat Generationen geprägt, wir wollen einen Weg weitergehen; der uns befähigt, junge Menschen aus unserer Schule zu entlassen, die ihren Shakespeare und Planck verstehen und das Leben begreifen als Aufgabe für den einzelnen und für eine Gemeinschaft im Sinne umfassenden Gemeinwohls. Vorgelebt haben uns das viele Lehrer und Schüler dieser Bildungseinrichtung.
  • Das Gymnasium Carolinum seit dem 17. Oktober 1991 Georg Drauschke Am 26. April 1991 wurde das erste Schulreformgesetz für das Land Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin verabschiedet. Damit waren die gesetzlichen Grundlagen für ein mehrgliedriges Schulsystem mit der Grundschule als gemeinsamer Grundstufe des Schulwesens geschaffen. Das Gymnasium erhielt neben Haupt- und Realschule seinen festen Platz in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen. Ab Anfang Mai 1991 konnte im Landkreis Neustrelitz auf der Basis des Schulreformgesetzes die neue Schulstruktur vorbereitet und aufgebaut werden. Es war nicht viel Zeit, denn am 26.8.1991 begann das neue Schuljahr. Rund 35 Prozent der Schüler jeder Klassenstufe entschieden sich für das Gymnasium.
  • Vermischte Beiträge
  • Teilnehmer des Carolinertreffens
  • Ein Bild aus längst vergangenen Tagen [1886] Aufgenommen 1886. Hofphotograph Hermann Krull, Glambecker Str. 9, Neustrelitz. Carl Fr. Leontin Groth aus Kopenhagen, Vater: Carl Theodor Gottlieb Groth, Schlachter. Geschwister: Marie Groth, Lehrerin; Pauline Groth, verh. Dorovius; Charlotte Groth, verh. mit Hermann Reinecke. Charlotte Dorovius, verh. Mit Amtsgerichtsdirektor Goetze, Hohenzieritzer Str. 5.
  • Geburtstage / Nachrufe
  • 1853 (Gedicht) Theodor Storm Kein Wort, auch nicht das kleinste, kann ich sagen, / wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt; / die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen, / es ist die Fahrt der Heimat abgekehrt.