1990 Sommer

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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54. Jahrgang Nr. 103

Inhaltsverzeichnis
  • Die Wende Karl-Heinz Narjes Der "Eiserne Vorhang", das Symbol der deutschen und europäischen Teilung, die Linie der Trennung zwischen Zwang und Freiheit, zwischen Willkür und Recht existiert nicht mehr. Der kraftvolle demokratische Umbruch, die Revolution der Freiheit hat ihn im Winter 1989/90 für immer hochgezogen. Die große Mehrheit von uns war dankbar, glücklich und bewegt über diese unerwartete Chance der Freiheit.
  • 100 Jahre Eisenbahnstrecke Neustrelitz-Wesenberg-Mirow Hans-Dieter Schäfer In Heft 40 des Carolinum, also im Sommerhalbjahr 1964, wurde über die ersten Eisenbahnen im Land Stargard berichtet. Anlaß war der 100. Geburtstag der Strecke Güstrow - Neubrandenburg, die 1864 in Betrieb genommen wurde. Drei Jahre später wurde diese Strecke über Strasburg (U) und Pasewalk nach Stettin verlängert. Mecklenburg-Strelitz war an das gerade entstehende deutsche Eisenbahnnetz an einem Punkt angebunden. Da 1890 die Eisenbahn Neustrelitz - Wesenberg - Mirow erstmals das Dampfroß schnauben ließ, war der damalige Bericht zugleich ein Rückblick auf 75 Jahre Mecklenburgische Friedrich-Wilhelm-Eisenbahn (MFWE). Genau genommen hieß sie allerdings erst seit 1894 so; wir wollen also lieber korrekt vom Jubiläum des Teilstücks Neustrelitz - Mirow reden.
  • Zur Deutung umstrittener Urkunden des Klosters Broda Joachim Deppe In einem Prozeß im Jahre 1432 zwischen dem Archidiakon Nicolaus Reventlow zu Waren als Vertreter des Bischofs von Schwerin und dem Kloster Broda unter dem Vorsitz des Abtes Johannes von Stolp als Subkonservator um die Besetzung der Plebanie der Warener Pfarrkirche präsentierten die Mönche eine Urkunde, angeblich datiert vom 24. April 1230, aus der hervorging, daß das Kloster seit alter Zeit unter anderem das Patronatsrecht über die Pfarrkirche von Waren besessen habe. Es handelte sich um ein Transsumpt in niederdeutscher Sprache aus dem Jahre 1402.
  • Die Patrimonialgerichtsbarkeit der Warener Pfarren über den Schwenzin (1. Teil) Elisabeth Brügmann Eine Untersuchung nach dem Warener Kirchenarchiv. Auf einer Arbeitstagung für Mecklenburgische Kirchengeschichte nannte Pastor Dr. Michael Bunners die Pfarrgerichtsbarkeit eine terra incognita der mecklenburgischen Rechtsgeschichte. In seinem Vortrag stützte er sich auf Akten der Kirchgmeinde Jördenstorf. Doch auch im Achiv der Warener Kirche findet sich eine Akte mit der Bezeichnung "Das alte geistliche Patrimonialgericht über den Schwenzin". Vielleicht lohnt es sich, diese Akte - urid überhaupt die Akten über das Pfarrgut Schwenzin - durchzuarbeiten. Vielleicht können danach in dem unerforschten Land einige weiße Flecke getilgt werden.
  • Wanzka - kleiner Ort am engen See. Zur 700-Jahr-Feier des Zisterzienserklosters Karlheinz Gieseler Auf dem Gang in die Bibliothek des Klosters Fürstenzell nahe bei Passau findet man einen Wegweiser über die Ausbreitung des Zisterzienserordens gen Osten und auf ihr den Weg über Doberan nach Wanzka, dem kleinen "Ort am engen See" (nach Kühnei), der 1290 noch Wancik geschrieben wurde. Es ist also kein unbekannter Ort, der im Juni 1990 mit kirchlichen und dörflichen Festen sein 700jähriges Bestehen feierte.
  • Schuldscheine der Stadt Neustrelitz geben Auskunft über Baumaßnahmen Jörg Sachse Die Stadt Neustrelitz war ewig in Geldnöten. Größere Arbeiten bzw. Bauten konnten nur mit geliehenem Geld realisiert werden. So wuchs der Schuldenberg der Stadt von 35 400 Mark im Jahre 1875 auf 5,5 Millionen Mark 1940. Geliehen wurde, wo es möglich war, bei Banken, Versicherungen, Unternehmern, Handwerkern, Geschäftsleuten. Es wurden öffentliche Anleihen aufgenommen und auch heimliche Abkommen getroffen. Blättert man nun in den alten Akten der Stadt, erfährt man manches interessante Detail.
  • Mecklenburg-Strelitzer Privatgeld des 19. Jahrhunderts Jörg Sachse Eine bisher in der Numismatik wenig beachtete Problematik stellt die Ausgabe von Privatgeld dar. Für den Raum Mecklenburg erfahren wir eigentlich nur durch Evers und Wirk Genaueres zur Ausgabe und zum Wesen dieser Zahlungsmittel. Der Begriff "Privatgeld" wird wie folgt definiert: von privaten Unternehmern und Unternehmungen bei Mangel an staatlichen Zahlungsmitteln oder zur Lenkung der Geldverwendung und damit zur zusätzlichen Ausbeutung ausgegebenes Geld bzw. ausgegebene geldähnliche Anrechtsscheine für Beschäftigte zur Verwendung in betriebseigenen Handelseinrichtungen. Ohne Bedeutung ist dabei, ob Privatgeld mit staatlicher Genehmigung ausgegeben wird, insofern war auch das Notgeld der Städte und wirtschaftlichen Unternehmungen im und nach dem ersten Weltkrieg Privatgeld.
  • Ein Adreßbuch und was der Autor dieses Buches nicht wissen konnte Hartwig Klempien Der Verführer kommt in der Person eines vertrauten Freundes. Er möchte nur mein Urteil über einen Schliemannaufsatz hören. Er bekommt es und als Zugabe eine verhältnismäßig neue "Biographie". Sie ist artig, fast romanhaft, fast schonungslos mit Schliemann und mit uns. Aber dann kommt es so leise wie nebenbei: Der Verführer zaubert ein Adreß-Buch 1927/28 hervor, von Neustrelitz soweit der Aktionsradius eines Jungen reicht. Das wären etwa die Zustellbezirke des Postamtes Neustrelitz (Teil 2, Seite 159), Briefe wären in diesem Bereich mit 5 Pf. zu frankieren!
  • Prillwitzer Idole - Die spektakulärste Kunst- und Geschichtsfälschung im mecklenburgischen Neubrandenburg des 18. Jh. Aus dem Schlußbericht der Großherzoglichen Untersuchungs-Commission, Neustrelitz, den 3. Oktober 1829: "Vom Anfang an der Bekanntwerdung der hier bei den Großherzogl. Bibliothek jetzt aufbewahrten obotritischen Alterthümer, scheint ein Geist des Widerspruchs über solche gewaltet zu haben. Ruhte er auch eine Zeitlang, so regte er sich doch von Zeit zu Zeit wieder, wovon sich die Spuren bis in die neueste Zeit gezeigt haben."
  • Korrigendaliste zu Otto Vitenses "Geschichte von Mecklenburg" Hermann Brandt Die Neuausgabe 1985 des erstmals 1920 erschienenen Werkes von 654 Seiten (s. Rezension im "Carolinum" Nr. 94 (Winterheft 1985/86) enthielt zwar eine längere Auswahl der bis dahin seit 1920 erschienenen weiterführenden Literatur, nicht aber den vorgesehenen Korrigendazettel. Der Verlag erhielt die Zettel aus der Druckerei, als der Binder durch ein Mißverständnis schon alle Exemplare der Neuauflage in Folie eingeschweißt hatte. So entschied man, mit jedem Buch einen Korrigendazettel gesondert auszuliefern. Leider dürften bei diesem Verfahren sehr viele Zettel verlorengegangen sein.
  • Buchbesprechungen
  • Vermischte Beiträge
  • Abiturienten vor 100 Jahren, sowie 1939/40