1981 Sommer

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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45. Jahrgang Nr. 85

Inhaltsverzeichnis
  • Ein Kavalier des späten Rokoko [Prinz Ernst von Mecklenburg-Strelitz] Annalise Wagner; Roderich Schröder Von den Geschwistern unseres Herzogs Carl - insgesamt nennt der Staatskalender zehn Kinder - die aus der Ehe des Herzogs Carl Ludwig Friedrich, des sogenannten Prinzen Mirow, und seiner Gemahlin Elisabeth Albertine, der Tochter des Herzogs von Sachsen Hildburghausen entsprossen sind, sind uns heute nur drei noch bekannt, nämlich unser Herzog Carl als regierender Fürst in Mecklenburg-Strelitz während der Freiheitskriege, Vater der Königinnen Luise und Friederike und nachmaliger Greßherzog nach dem Wiener Kongress, dann seine jüngere Schwester Sophie Charlotte, als Gemahlin Georgs III. Königin von Großbritannien und sein älterer Bruder und Vorgänger in der Regentschaft: Adolf Friedrich IV., durch Fritz Reuter verewigt als "Dörchläuchting".
  • Jacob und Wilhelm Grimm Gerd Tolzien »Lieber Wilhelm, wir wollen uns einmal nie trennen, und gesetzt, man wollte einen anderswohin tun, so müßte der andere gleich aufsagen. Wir sind nun die Gemeinschaft so gewohnt, daß mich schon das Vereinzeln zum Tode betrüben könnte ...« das schrieb der zwanzigjährige Jurastudent Jacob Grimm im Juli 1805 aus Paris an seinen Bruder Wilhelm in Göttingen. Der um ein Jahr Jüngere hütete dort ihre gemeinsame Studentenbude, während Jacob mit ihrem geliebten Lehrer, dem Rechtsgelehrten Friedrich Carl von Savigny in Paris weilte, um mit diesem leidenschaftlichen Quellenforscher »Manuskripte, besonders Digestum, Codex, Instit, Volumen, Codex Theodosianus, Dekretum etc, zu vergleichen, welches eine recht interessante Arbeit ist«.
  • Alte Ansichtskarten eines Dorfes Elias Balke Unser kleines Dorf lag in dem sogenannten Weizackerzipfel Ostpommerns. Es war ein Gutsdorf mit einigen wenigen Bauernhöfen. Wohnkaten, Stallgebäude und Scheunen waren noch meist reetgedeckt. Auch mein Elternhaus war ein 200jähriges rohrgedecktes Fachwerk Bauernhaus. Es hatte einen Wohnteil und einen anschließenden größeren Raum: die Schule. In dieser Schule saßen wir also an einem grauen Novembermorgen. Einige Kinder sahen, wie seit tausend Jahren vom Stoff nicht sonderlich ergriffen, zum Fenster hinaus. In der Richtung des Gutshofes sahen sie, zunächst erstaunt, dann begreifend, schwarzbraune Rauchwolken wie eine dicke Walze über die Felder ziehen. Sie alarmierten meinen Vater.
  • Joachim Nikolaus von Dessin, der Vater der kapländischen Büchereien Otto Spohr Auf der Jahresversammlung der südafrikanischen Bibliothekare in Grahamstown im September 1961 gedachte D. H. Varley, Hauptbibliothekar an der südafrikanischen Öffentlichen Bibliothek Kapstadt, in einer Festrede des 200. Todestages eines Mannes, der in seinem Testament im Jahre 1761 eine großzügige Bücherstiftung zum Nutzen der Allgemeinheit hinterlassen hatte: des Deutschen Joachim Nikolaus von Dessin. Kapstädter Tageszeitungen veröffentlichten am 18. September, dem Todestag Dessins, Leitartikel, um ihre Leser an den Gründer öffentlicher Bibliotheken im Kap zu erinnern und eines Mannes zu gedenken, der mit einer weitsichtigen Gabe den Zeiten vorausgeeilt war.
  • Anteios in Mecklenburg Fritz Fillies Unser langjähriger Freund Willem - so sprach und schrieb er sich - erfreute sich viele Jahre der Sonnenseite des Lebens, als Verwaltungsjurist von Rang in einem Reichsministerium und danach in einer anderen hohen Behörde. Auch mit Frau und Kindern ging es ihm gut. Aber nach dem zweiten Weltkrieg geriet er auf die Schattenseite; mit Beruf und Familie. Es verschlug ihn nach Süddeutschland, und was dort gut anfing, enttäuschte durch immer weitere Schicksalsschläge, vom Tod der beiden ältesten Söhne und dem der Frau bis zu mehrfachem beruflichem Mißgeschick, unvorherzusehen. Der deutsche Süden schien ihm die Lebensluft zu versagen, ihm, dem geborenen Berliner, der ohnehin anderswo schwer Fuß faßte.
  • Die Geburtstagspremiere Hans Schlie Ungezählte Male saß ich kraft meines Berufes und Amtes an festlichen Tafeln. Stets waren sie herrlich geschmückt. Nicht nur Blumen jeglicher Art, Schönheit und Größe prangten in der Gesellschaft mit köstlich gefüllten Kuchentellern um die Wette. Manchmal bogen sich fast die Tische unter der Fülle der verschiedenartigsten Gebäcksorten, raffiniert hergestellten Speisen und nicht alltäglichen Getränke. Für Feinschmecker und Übergewichtige waren die Anfechtungen und Versuchungen kaum zu bremsen. Dennoch bleibt immer noch gültig, daß der schönste Schmuck der Festtafel die Gäste sind, ob geladen oder nicht geladen. Wir Menschen untereinander machen erst den wahren Glanz solcher gesellschaftlichen Ereignisse aus.
  • Die Meerschaumpfeife von Teterow - Drei Anekdoten Wilhelm Schäfer Als Leberecht von Blücher schon ein Jubelgreis war, wollte er im Herbst von Doberan, wo er im Seebad war und lausig viel Geld verspielt hatte, zum Grafen Plessen nach Ivenack fahren. Den Fürst und Feldmarschall zu begrüßen, hatten sich unterwegs Städte und Dörfer geschmückt. Auch in Teterow hingen die Fahnen heraus, und wo die Straße zur Stadt hereinkam, zog sich ein Kranzgewinde querüber mit einem Willkommensschild; hinter der Schule standen Mädchen in weißen Kleidern zum Singen bereit; und der Bürgermeister wollte eine Ansprache halten, den Ehrentrunk der Stadt anzubieten.
  • Oskar Loerke: Traumstadt - Betrachtungen zu einem Gedicht Chr. Lucka Zum vierzigsten Male jährte sich am 24. Februar der Todestag des Dichters Oskar Loerke, der - 1884 in Jungen in Westpreussen geboren - an diesem 13. März 97 Jahre alt geworden wäre. Als einer der Stillen im Lande stand er, obwohl Mitglied der "Preussischen Akademie für Dichtung", zeit seines Lebens niemals ganz in der ersten Reihe der Dichter, die für die deutsche Literatur eigentlich repräsentativ waren. Seine bescheidene, noble Natur erlaubte ihm nicht, sich vorzudrängen. Er entzog sich dem Lärm der Zeit, strebte niemals nach flüchtigem Tagesruhm und stellte als einfühlsamer Sachwalter auf dem verantwortungsvollen Posten eines Lektors in dem damals führenden "S. Fischer-Verlag" Können, Einsicht und Urteil ganz in den entsagungsvollen Dienst am Werk seiner Zeitgenossen.
  • In Gedenken an Robert Buhrow Aus grauer Vorzeit und auf entsprechend verschlungenen Pfaden erreichte uns aus dem Nachlaß unseres kürzlich verstorbenen Caroliners Robert Buhrow durch die freundliche Übermittlung seines Freundes und Nachlaßwalters Herrn Dr. Heinrich Klussmann der folgende in lateinischer Sprache abgefaßte von Robert Buhrow unter Assistenz seines Freundes Klussmann ins Deutsche übersetzte und von ihm mit einem ausführlichen Vorwort über den Sachzusammenhang versehene Briefwechsel von Johann Heinrich Voss (1751 - 1826) mit dem Humanisten David Ruhnken (1723 - 1798) über die 1777 durch den Professor für alte Literatur Ch. F. Matthai in Moskau entdeckte, im 14. Jahrhundert geschriebene Handschrift der im 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. entstandenen "Homerischen Hymnen".
  • Buchbesprechung
  • Lehrerkollegium am Realgymnasium [Foto+Namen] Von links nach rechts; untere Reihe sitzend: Fandre (MOX), Dr. Stichel (SCHMUS), Dr. Michaelis (DIREX?), Prof. Göbeler (KLÜTER), Ohle (PATRI), Mittlere Reihe: Wesemann (GNAUWITZ), Burchard (AUDI), Nahmacher (CHARLY), Pfeil (OTTING), Kirchner (PETI), Sterley (HEINI), Wellhausen (ULLI), Dr. Wedemeyer (KNÖDEL), Dr. Ballschmieter (KORL SCHARP), Stehend: Adam (AUGUST), G. H. Piehler (MUCKI).
  • Klassenbild der Obertertia des Realgymnasiums 1931/32 Hans Grähn, Ernst Wachholz, Ludwig Brückner, P. V. Bergmann, Stud.-Rat M. Fandre, Gustav Kumm, Werner Schütt, Heinz Schnuppe, Karl H. Maass, Hans Röver, Willi Kietzmann, Willi Krage, Hubert Saß, Gerhard Tesch, H. Joachim Kaatz, Wemer Hahn, Willbrandt v. Reden, Fritz Wegner, Wolfgang Heinel, Willi Frenz, Kurt Herbst, Dieter Meurin, Gerhard Kraak.
  • Heuaust in Ollstrelitz Wat jalkern blots de Watervaegel! / "Talü - talü - talü!" - / Ik holl den Brunen kum in Taegel / mit "prrr" un "hoo" un "hü".