1979/1980 Winter

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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43. Jahrgang Nr. 82

Inhaltsverzeichnis
  • Die Landschaftsmaler der Stargarder Malerschule mit Berücksichtigung der Worpsweder und Ahrenshooper Künstlergemeinschaft Annalise Wagner Die reine Landschaftsmalerei ist noch jung. Im 15. und 16. Jahrhundert begann die Hintergrundlandschaft, der Mensch aber war vordergründig und die Hauptperson, die Landschaft nur begleitende Kulisse. Im 17./18. Jahrhundert setzte sich die reine Landschaft bei den Holländern durch, die menschliche Figur war nur Staffage. Im 19. Jahrhundert waren es die französischen Impressionisten, die dann als reine Landschafter ihren großen Einfluß auf die deutschen Maler, besonders durch die Schule von Barbizon ausübten.
  • Gedicht: Eingang Rainer Maria Rilke Wer du auch seist: / Am Abend tritt hinaus / aus deiner Stube, drin du alles weißt; / als letztes vor der Ferne liegt dein Haus: / Wer du auch seist.
  • Professor Maximilian Haberland, ein Nachkomme von Martin Luther, Lucas Cranach und Hans von Bora Ernst Haberland Maximilian Haberland, dessen zahlreiche Nachkommen in seiner Wahlheimat Mecklenburg, in Vorpommern, im Norden, Süden und Westen der Bundesrepublik und in England leben, kam 1879 im Alter von 26 Jahren nach Neustrelitz. Dort hat er bis an sein Lebensende an der Realschule als Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaft gewirkt. Er dürfte der älteren Generation noch als "Knöker Haberland" bekannt sein. Seine Wiege stand in Kahla (Sachsen-Altenburg) d. h. in Thüringen. Dort wurde er am 26. 10.1853 geboren. Er starb am 15.9.1918.
  • Yasmine Backhaus - ein neuer Stern am Pianistenhimmel? Hans-Peter Lange Gibt es in der Roboter- und Weltraum-Ära überhaupt noch Erdenmenschen, die sich den Musen derart widmen, daß sie zu wahrhaftigen Künstlern werden? Zu Künstlern wie jene kongenialen Klaviervirtuosen der vergangenen Epoche? Kann man erwarten, heutzutage wieder auf Titanen des Klaviers, auf Interpreten zu treffen, die im Konzertsaal eine Atmosphäre zu erzeugen vermochten, wie sie bei Liszt oder Busoni, bei Cortot, Rubinstein und Kempff zu finden war, wenn die Zuhörer vom Sitz gerissen wurden oder in tiefe Andächtigkeit gerieten?
  • Neustrelitzer Schulzeit am Gymnasium Carolinum in der Glambecker Straße um die Jahrhundertwende Wilhelm Westphal Das alte Gymnasium Carolinum in der Glambecker Straße beherbergte auch die vier Elementarklassen: Nona, Oktava, Septima und Sexta, die im Erdgeschoß von der Straße her gesehen links untergebracht waren. Sie hatten anfangs einen besonderen Eingang mit einer Treppe, der später geschlossen, und die Treppe beseitigt wurde, so daß auch die Schüler der Elementarklassen wie alle Besucher der Schule den Eingang über den Schulhof benutzen mußten. Klassenlehrer waren in Nona Benzin, der gleichzeitig auch Küster an der Stadtkirche war.
  • Lied: Abschied Hoffmann von Fallersleben; Felix Mendelssohn-Bartholdy Nun zu guter Letzt / geben wir dir jetzt / auf die Wandrung das Geleite. / Wandre mutig fort / und an jedem Ort / sei dir Glück und Heil zur Seite.
  • Ut Dörp und Stadt, Kasern un Schloß (3. Fortsetzung) Karl Hacker Nu fängt för mi de schlimmste Tied an, de ik in de twe Johr dörchmakt hew. Min Vörgänger had mi woll veles segt, wat ik to dohn had, äwer he wier dor ümmer mit bi un ik dacht den'n lewen Gott doran, dat ik an dit all alleen naher denken süll. Jeden Morgen Klock half söss müsst ik in den'n Hus sin. Denn müsst ik baben nah den'n Bähn un an dat Deenstmäken ehr Karner kloppen, dat de ok in de Been kem.
  • Zwei junge Mecklenburgerinnen besuchen 1858 Berlin Goede Gendrich 1858 unternahm Louise Rehberg, eine Tante meiner 1886 geborenen Mutter, mit einer Freundin gleichen Vornamens eine beschwerliche fünftägige Reise von Mirow, MecklenburgStrelitz, nach Berlin. Die Eindrücke, die sie auf der Reise und in Berlin gewann, hielt sie in einem mir erhalten gebliebenen Brief an eine nahe Mirower Verwandte fest. Damals gab es noch keine Eisenbahnverbindung von Mecklenburg-Strelitz nach Berlin, und die Damen mußten mit dem Kutschwagen auf einem weit nach Westen ausholenden Umweg über Wittstock und Kyritz zum nächstgelegenen Bahnhof Zernitz über 60 Kilometer zurücklegen, um mit dem von Hamburg kommenden Zug, nach weiteren 80 Kilometern, das "ferne Berlin" zu erreichen.
  • Gedicht: Lebensgruß Heinrich Heine Eine große Landstraß' ist unsere Erd', / Wir Menschen sind Passagiere; / Man rennet und jaget zu Fuß und zu Pferd, / Wie Läufer oder Kuriere.
  • Lütten Schaapskopp Otthinrich Müller-Ramelsloh Wer von den alten Rostocker Studikern kennt ihn nicht, Emil Fink, den Klausenwirt, Ecke Augustenstraße/ Stadttheater! Wen er mit ,lütten Schaapskopp' titulierte, der hatte es allzeit gut bei ihm. Klause, das ist der Schlußfall eines Tonsatzes, gewissermaßen der Abgesang. Und das war sie denn auch für uns. ,Hei hett männich Klaus dörchmaakt', das hieß, er hat viel erlebt. Und erleben konnte man in der Klause bei dem alten Emil Fink allerlei. Neben den Studikern saßen da die Mimen vom Stadttheater, die Akademiker aller Fakultäten, von den Professoren angefangen, und die Kaufleute. In der Klause war immer "was los"!
  • Unfreiwillig auf Beobachtungsstand Heinz Günther Piehler Niemand verließ ohne zwingenden Grund die zu kleinen Festungen ausgebauten, aus dicken Birkenstämmen zusammengefügten Blockhäuser, die kunstvoll auf den moorigen Boden aufgesetzt waren. Des nachts aber kam Leben in die Stellung, da wurden die Pallisaden besetzt, hallten Schüsse und Axtschläge dröhnend durch den Wald, klapperten die Eßgeschirre gespenstisch im Dunkel und rollten knarrend die Feldküchen über die langen Knüppeldämme. Drüben, beim Russen, erklangen die gleichen Geräusche, und hin und wieder strichen auf beiden Seiten M.G.-Garben pfeifend und sirrend durch die Bäume.
  • Gedicht: Tröstet die Finsternis Gertrud von Le Fort Aber sehr zart und gebrechlich ist jegliches Saitenspiel, / Und tief verwundbar sind die empfindlichen Stimmen Weh, / auf den Straßen der Zeit / Irren verstörte Gesänge, / Umnachtete Lieder fallen den Wanderer an, / Und zersprungene Glocken / Wehklagen wirres Gebet -
  • Buchbesprechungen
  • Gedicht: Verklärter Herbst Georg Trakl Gewaltig endet so das Jahr / Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. / Rund schweigen Wälder wunderbar / Und sind des Einsamen Gefährten.