1978 Sommer

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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42. Jahrgang Nr. 79

Inhaltsverzeichnis
  • Die Mecklenburg-Strelitzsche Landgendarmerie, ihre Vorgeschichte, ihre Gründung im Jahre 1798 und ihre weitere Entwicklung - Ein Beitrag zur Mecklenburgischen Kultur- und Ständegeschichte Paul Steinmann
  • II. Die Gründung des Mecklenburg-Strelitzschen (Distrikts-) Husarenkorps im Jahre 1798 und die ersten Jahre seines Bestehens (bis 1805) Die Errichtung der großen preußischen Arbeits- und Zuchthäuser und ihre Folgen für Mecklenburg-Strelitz. Wie immer nach langen und schweren Kriegen, so hatte sich auch in Preußen nach dem Siebenjährigen Kriege die Zahl der Armen, der Bettler und des unverbesserlichen arbeitsscheuen Gesindels stark vermehrt, so daß besondere Maßnahmen getroffen werden mußten, um sie von der Landstraße herunterzubringen. Man hatte daher von anderen Maßnahmen abgesehen, angefangen, große und moderne Arbeits - und Zuchthäuser zu errichten. Diesewaren sehr gefürchtet, und so wurden die benachbarten Länder in steigendem Maße von Bettlern und Vagabunden überschwemmt. Von 1788 ab sah sich daher auch die Regierung von Mecklenburg- Strelitz genötigt, mit ihren Ständen über geeignete Abwehrmaßnahmen zu beraten.
  • Zwei Ansichten von Remplin, Kreis Malchin, aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts Helge Bei der Wieden In der Bildersammlung des Heimatmuseums in Bückeburg befinden sich zwei Ansichten von Remplin, Kreis Malchin. Es sind zwei Federzeichnungen, von denen die eine vorn 27. September 1816 datiert ist und die andere vorn 22 . Juni 1819. Die zweite ist eine lavierte Federzeichnung. Wie beide Bilder in den Besitz des Museums gekommen sind, ist unbekannt. Es gibt auch keine Hinweise darauf, wer sie gezeichnet haben könnte. Die Daten machen es jedoch wahrscheinlich, daß sie mit dem Erwerb Remplins durch den Fürsten,von Schaumburg-Lippe in Verbindung stehen.
  • Ein vergessener moderner Gelehrter unserer Heimat: Der Geologe Egmont Kummerow Annalise Wagner Egmont Kummerow wurde als Sohn eines Lehrers einer kleinen Dorfschule Voigtsdorf geboren. Bis zu seinem 15. Lebensjahr hat er sein Heimatdorf nicht verlassen. Der Vater und der Pastor gaben ihm zusätzlichen Unterricht, besonders in Sprachen. In der Kiesgrube seines Heimatdorfes machte Kummerow als Zwölfjähriger die erste Bekanntschaft mit Mineralien und Petrefakten, die für sein Leben entscheidend wurde und ihn nicht mehr los ließ. Er sollte auch Lehrer wie sein Vater werden und kam 1895 auf das Lehrerseminar und die Präparandenanstalt in Mirow (Meckl. Strelitz), die s. Z. einen ebenso guten Ruf wie die in Neukloster hatte. Nach Berichten eines Gewährsmannes hat er sich dort nicht sehr wohl gefühlt.
  • Mecklenburgische Historiker der Gegenwart, Teil 1, Laudatio auf Dr. Otto Witte (Iserlohn) Roderich Schmidt Der Mann, den es heute zu ehren gilt, ist durch seinen Beruf und durch seine Veröffentlichung mit zwei deutschen Landschaften verbunden: mit Mecklenburg und mit Westfalen. Mit dem Hinweis auf diese Verbindung wird bereits etwas Bezeichnendes über Dr. Otto Witte, sein Wollen und sein Wirken ausgesagt. Man kann es als eine der größten Leistungen in der jüngsten Geschichte des deutschen Volkes bezeichnen, daß es nach dem Zweiten Weltkrieg gelungen ist, die Vertriebenen und Flüchtlinge in der Bundesrepublik zu "integrieren". Diese Integration geschah jedoch in vielen Fällen so, daß die Betreffenden ganz in ihren neuen Verhältnissen aufgegangen sind oder daß sie sich ganz der Erinnerung an die Vergangenheit und die alte Heimat hingegeben haben. Otto Witte ist einer von denen, die eine wirkliche und wirksame Integration vollzogen haben.
  • Geweihte Sage Dietrich Melms Jedesmal, wenn ich, von der Birkhahnbalz kommend, in dem kleinen Haidekrug seitab der Landstraße Rast machte, fiel mir das kapitale Geweih in die Augen. Es hing in der guten Stube über dem Plüschsofa zwischen billigen Defreggerdrucken und der üblichen Handelsware sperriger sibirischer Rehböcke: nur ein Achter, doch mochte das unheimlich steile, mörderisch scharf geschliffene Geweih immer noch seine acht bis neun Kilo halten. Auf dem von Tabaksqualm gebeizten Schädel konnte man bei genauem Zusehen die Jahreszahl 1877 entziffern. Wenn ich davorstand und andächtig über die eisenschweren, tief geäderten und gefurchten Stangen fuhr, dann wuchsen mir unter den Händen die dunklen Föhrenwälder verlorener Heimat entgegen.
  • Die olle Bohm [Gedicht] M. Baufeldt Dor harr ick doch verläden Nacht / 'n wunnerlichen Droom: / lek sät mit mienen Fründ Jehann / bi sienen Walnötboom. / un dei Wind was ok dorbi / un spält mit dei TeIgen ne Melodie.
  • Ut Dörp un Stadt, Kasern un Schloß (II) Karl Hacker In min irst Bok hew ick vertellt, woans un woso ick ut Bur Bollow sin-n Pierdstall in Pappelsdörp nah de Baronin von Mollwitz in Nigenstrelitz in de Villa Marie kamen bün und twors unner Assistenz von en-n godmödigen Gepäckdräger. Desülwige öllere Fru, de mi un min-n Vadder damals in Empfang nahmen had, as ick mi vörstellen müßt, nehm mi ok hüt werrer unner ehr Flüchten. Fru Höhning het disse lütte bedräpliche Fru, se wier Wittfru un had dre Döchter, en wier all verheirat-t mit en-n fürstlichen Kutscher, een wir in Stellung bi "Tanten Willichen" un de drütte lewt bi de Mudder, ernährt sich mit Schniederie un beide Schwestern wieren verlobt mit twe Hoboisten von dat Strelitzer Hoboistenkur.
  • Aufruf Herzog Carls vom 2. April 1813 Die Ereignisse im Frühjahr 1813, als Mecklenburgs Fürsten - als erste in Deutschland - sich vom Rheinbund lossagten und zum Freiheitskampf aufriefen, sind unauslöschliche Daten in der Geschichte unseres Heimatlandes. Sie sind wiederholt in dieser Zeitschrift herausgestellt worden (vgl. Heft Nr. 38, S. 3-7, Heft 56/57, S. 7-12). Veröffentlicht wurde dort der Aufruf Herzog Carls vom 3. April 1813 über die Einführung der Mecklenburgischen Cocarde blau/gelb/rot. Von befreundeter Seite erhielten wir jetzt den beachtlichen Aufruf zum "Kampfe für die Sache des deutschen Vaterlandes", den Herzog Carl am 2. April 1813 erließ und den wir anschließend in Faksimile wiedergeben.
  • Adolf Friedrich von Schack Annalise Wagner Adolf Friedrich von Schack wurde 1815 in Schwerin geboren und starb 1894 nach einem arbeitsreichen und bunten Leben, das angefüllt war mit Reisen und Studien aller Mittelmeerländer, reich an Begegnungen mit unzähligen europäischen Persönlichkeiten. Er war der Sohn des Rittergutsbesitzers und Bundestagsgesandten Adam R. Chr. von Schack zu Brüsewitz (zwischen Gadebusch und Schwerin). Gegen seinen Willen mußte er nach dem Schulabschluß Jura in Bonn, Heidelberg und Berlin studieren, er belegte aber gleichzeitig auch einige Sprachwissenschaften. Sein Vater wollte einen Diplomaten aus ihm machen, was aber nur zum Teil glückte . Länger als 12 Jahre hat er als Attache und Legationsrat der Mecklenburgischen Gesandschaft in Frankfurt a. M. und Berlin nicht gearbeitet.
  • Die Kraniche [Gedicht] Fritz Hagemann Und ich kann es nicht vergessen, / Sie trompeteten Tag und Nacht, / Und immer hat mich ihr Ziehen / Wehmütig und glücklich gemacht.
  • Meine Lehrer waren "Monarchen" Goede Gendrich Wir nannten sie "Monarchen", die freien Herren, die Fürsten eines Landes ohne Grenzen. Sie betrachteten die Welt als ihr Reich, von dem sie meinten, daß in ihm die Sonne niemals untergehe. Sie verehrten die Sonne und liefen ihr nach und waren wie die Vögel und Schmetterlinge; sie sangen und tanzten, als könne kein Sommer jemals enden. Und noch im Herbst glaubten sie, es könne keinen Winter geben. Sie hießen alle Franz: Franz I, Franz II, Franz III und so fort. Sie trugen ihre Kronen unsichtbar, die Fürsten in der Gestalt von Bettlern und Landstreichern, von Vaganten und Vagabunden. Wenigen nur war es gegeben, die Kronen auf den Häuptern dieser zerschlissenen, fadenscheinigen Gestalten zu erkennen, deren Gesichter doch von der Sonne und vom Regen, vom Staub und von der Straße und nicht zuletzt vom Durst so ungemein ausdrucksvoll geprägt waren.
  • Heinrich Seidel - "ein Gemüt wie lauteres Gold" Annalise Wagner Wir wollen hier den Lebensphilosophen und fröhlichen Kleinmaler mecklenburgischer Menschen in ihrem kleinbürgerlichen Alltagsleben zu Wort kommen lassen, denn er überstrahlt mit seinem Humor die schlichten Tage der Menschen, die zu unserer Umwelt gehören. Es ist nicht übertrieben, wenn wir Heinrich Seidel neben Wilhelm Raabe, Wilhelm Busch und Fritz Reuter stellen. Seidel hat sich niemp.ls über die Grenzen seines Talents hinaus gewagt, das in "Lebrecht Hühnchen" seinen Höhepunkt erreichte. So ist sein Gesamtwerk so geschlossen und einmalig charakteristisch für ihn geworden.
  • Das Würfelspiel [Gedicht] Otthinrich Müller-Ramelsloh Eines Tages forderte / Im Übermut / Der Mensch seinen Gott / Zum Würfelspiel heraus! / Hei, wie die / Geschnittenen Knochen flogen! / Gott ließ / Das Glück / Glänzen und gleißen!
  • Muttersprache als Kulturmacht Babetta Gogl Das höchste geistige Gut, das ein Volk besitzt, ist seine Muttersprache, mit der es für sein Recht und seine Ideale kämpft. Dem Leben verbunden und immer wandelbar, entsteht sie ursprünglich und wächst mit ihrem Volke. Nicht allein durch Erlernen ihrer Regeln erfassen wir ihren Geist, nicht durch Aufzählen der Buchstaben erwerben wir ihren Wortschatz, nicht dem offenbart sich ihre Schönheit, der sich nur um die Formen müht, sondern nur dem, der mit ihr lebt und wirkt. Er erkennt den Reichtum ihrer Wortgewalt. Eine Sprache lebt nicht von Wörtern allein, sie hat Musik, sie hat Duft, sie hat eine Seele, die Seele ihres Volkes.
  • Dankadresse für Professor Collin Roderich Schröder Im Anschluß an den Beitrag im Carolinum 76/77 von Annalise Wagner über den Maler Wilhelm Riefstahl (1827-1888) veröffentlichen wir auf dem Vorsatzblatt eine Zeichnung Riefstahls, darstellend den Eingang zu der Fasanerie. ImHintergrund zwischen den Baumwipfeln erkennt man das Dach des Fasanerie-Gebäudes. Aber wer die beiden sich mit dem Hut in der Hand höflich begrüßenden Herren sind, ist unbekannt.
  • Studienrat i. R. Karl Hannemann + Dr. Hans-Joachim Deppe Am 27. 9. 1977 verstarb plötzlich und unerwartet Studienrat i . R. Karl Hannemann in Waren/Müritz. Die Altschülerschaft des früheren Reform-Realgymnasiums zu Waren i. Meckl., der späteren Richard-Wossidlo-Oberschule, hat mit Bestürzung und Trauer diese Nachricht vernommen. Sie hat mit Karl Hannemann einen Lehrer verloren, der vielen von ihr das Rüstzeug für den späteren Lebensweg vermittelt hat. Karl Hannemann wurde am 15. 10. 1896 in Rostock geboren. Er besuchte zunächst die Realschule, später das Realgymnasium zu Rostock und studierte anschließend neue Sprachen (Englisch und Französisch) sowie Latein an der Universität Rostock.
  • Buchbesprechung