1975 Frühjahr

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(41.) 39. Jahrgang Nr. 71

Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort Unser Freund und Förderer, Oberstudienrat a. D. Dr. Walter Lehmbecker, der für die Schriftleitung dieser Zeitschrift seit ihrem 40. Heft mitzeichnete und von Heft 62 an ihren Hauptteil anstelle unseres bald danach verstorbenen Oberstudiendirektors a. D. Gustav Heinrich Piehler redigierte, hat diese verantwortungsvolle Arbeit aus gesundheitlichen Gründen niederlegen müssen.
  • Vor 50 Jahren, Einweihung des neuen Schulgebäudes des Carolinums am Glambecker See in Neustrelitz, 11.-13. Juni 1925 In der Geschichte unserer Schule, aus deren Geist und Wirken heraus diese Zeitschrift entstanden ist, haben verständlicherweise die baulichen Ereignisse eine wesentliche Rolle gespielt. Sie beherrschten die Chronik so sehr, daß darüber der eigentliche Gründungsakt, nämlich der Erlaß des Herzogs Carl von Mecklenburg-Strelitz vom 12. April 1795, fast in Vergessenheit geriet.
  • Glückwunschschreiben des ehemaligen Reichskanzlers Fürst von Bülow zur Einweihung des neuen Schulgebäudes Fürst von Bülow Sehr verehrter Herr Staatsminister, der freundlichen Aufforderung, der Einweihung des neuen Schulgebäudes des Carolinum beizuwohnen, würde ich sehr gern Folge leisten, wenn ich im Juni nicht noch an Rom gebunden wäre. Ich möchte aber Ihnen und allen Teilnehmern an der Feier sagen, wie sehr ich mein Fernbleiben bedaure, daß an dem festlichen Tage meine Gedanken bei Ihnen sein werden und daß ich dem Carolinum ein treues und gutes Andenken bewahre.
  • Das Dorf Karau bei Plau (Mecklenburg) im Rahmen der landesgeschichtlichen Entwicklung Otto Lemke Die deutsche Geschichte malt uns ein Bild so vieler Ungereimtheiten. Das Auf und Ab und Hin und Her läßt nur zu oft vergessen, daß allein von der Gegenwart aus die Vergangenheit geschaut und die Zukunft gestaltet wetden kann. Das gilt nicht zuletzt für das Bauerntum in all seinen Lebens- und Erscheinungsformen. Im anderen Deutschland wurde nach 1945 der Großgrundbesitz zerschlagen. Siedlungen, die überall errichtet wurden, versorgten wohl ihre Besitzer, ließen aber die Städter hungern. Politisches und wirtschaftliches Gesicht der "Bodenreform" klafften weit auseinander.
  • Der Träumer [Gedicht] Heidelore Kluge In seinem schwerelosen Zustand, fand er, / ließ sich's gut leben. / Doch als er, übermütig und geblendet, / große Sprünge wagte,
  • Mittelalterliche Erztaufen Friedrich Scheven Was an Fünten in mecklenburgischen Kirchen bisher aufgezeigt ist, hat mit Kunst wenig zu tun. Es waren zunächst grob gearbeitete Werkstücke, mit geringer Kunstfertigkeit aus dem Granit herausgeschlagen. Die wenigen Bildwerke, um die sich der Steinmetz an dem harten Stein bemühte, sollten kein eigentlicher Schmuck der Fünte sein, sondern hatten schützende, apotropäische Bedeutung oder sollten ein geistlicher Anruf an die Gemeinde sein. Diese klobigen Granittaufen passen in die schweren, dunklen Kirchen der ersten Kolonisationszeit.
  • Fünten des 16. und 17. Jahrhunderts in mecklenburgischen Kirchen Das 14. und 15. Jahrhundert hat einer Reihe von mecklenburgischen Kirchen die Bronzefünten gegeben, die bis heute zu ihren wertvollsten Ausstattungsstücken gehören. Mit der Reformationszeit hört die Freude an dem Schaffen neuer Werke auf. Nur die Kirche in Plau erhielt noch 1570 durch den ortsansässigen Rotgießer Evert Wichtendal, der in alter Familientradition arbeitete eine auf schwerem Fuß ruhende Erzfünte in der alten Pokalform mit reichem Bildschmuck.
  • Die australische Short Story Hans Georg Heun Eine in der Weltliteratur unserer Tage weit verbreitete Prosagattung ist die Short story, die besonders für die englische und amerikanische erzählende Dichtung charakteristisch ist. In den Veröffentlichungen zur Literaturwissenschaft und in deutschen einschlägigen Zeitschriften ist "Kurzgeschichte" das entsprechende Übersetzungslehnwort. "Short story" ist eine Bezeichnung unseres Jahrhunderts.
  • Selbstgespräch [Gedicht] Fritz Hagemann Und sahst du siebzigmal den Frühling sprießen / Und älter wohl, gesund an Geist und Leibe, / Du magst, noch schaffend, nicht die Augen schließen / Und flehst zu Gott, daß fern der Tod dir bleibe.
  • Carl Risch + Als wir seinen von letzter Sehnsucht und Hoffnung erfüllten Aufsatz "Das Auge Gottes" veröffentlichten (Heft 70, S. 68), weilte Carl Risch schon nicht mehr unter uns Lebenden. Er war nach kurzer, schwerer Krankheit am 4. Dezember 1974 im Alter von 83 Jahren in Bonn verstorben. Die Unberührtheit der heimatlichen Natur, in deren Wäldern er als Försterssohn aufgewachsen war, stand ihm in der umweltgefährdeten Fremde immer vor Augen. Den Klang der plattdeutschen Sprache, wie man sie in seiner "Möllenstraat schnackte", legte er in seine Gedichte und Beiträge hinein, denen wir gern in unserer Zeitschrift Raum gewährten ebenso wie seinen Erinnerungen an seine Schönberger Zeit.
  • Nachtrag zu unserem Fritz-Reuter-Heft Fritz Reuter hielt sich vom Sommer 1865 bis zum Frühjahr 1866 mit seiner Gattin in Koblenz auf, wo er sich im Bad Laubach einer Kur unterzog. Während dieses Aufenthaltes vollendete er seine humorvolle Erzählung "Dörchläuchting". In diese Zeit fällt auch die Verleihung der Großen Medaille für Kunst und Wissenschaft durch den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin.
  • Der Büffelskopf als Wappen und Wahrzeichen von Mecklenburg Ulrich Brunnert Die vorliegende Studie, die im Rahmen unserer Arbeiten über die Postgeschichte des Landes Mecklenburg erscheint, möge als eine Betrachtung über die Herkunft und die Verwendung des Büffelkopfes gelten. Im Laufe der vielhundertjährigen Geschichte unseres Landes schmückt der Büffelskopf unter anderem die Wappen, Siegel, Münzen und Briefmarken von Mecklenburg. Es soll hier aber neben den Aussagen zum Büffelskopf auch die Entstehung des Wappens von Mecklenburg aufgezeigt werden, da der Büffelskopf von Anfang an das dominierende Wappentier war.
  • Uns´ plattdütsch Eck - Wat is up´n Dörp los? (V. Fortsetzung) Fr. Rehm Fritz und Korl, dei Lütt un dei Grot, seiten up'e Eck an'n Disch un mäuken Schaularbeiten. Dat Räken harden's farrig, nu mäuken's irst bäten Spälkram. Up Korl sein Tafel würden twei Partie Nullen makt, un denn güngg dat Spill los: "Krieg un Not sleit'n arm Mann dod!" Bi jere Silv würd mit'n Griffel nah dei Reig weg up ein Null tickt un bi dat Wurt "dod" würd ein Null utwischt. Wen'n sien Nullen tauirst all würden, dei wier "dod".
  • Kukukstied [Gedicht] Klaus Giese Kukuksroop hallt dörch de hogen Böken, / hüt, von alleriersten Daggrau an. / Brukst den Frühling nu nich lang'n mihr söken, / klingt un singt un waßt un bläujt jo üm un an!
  • Eis wedder tau Hus sin Alfred Kleist Mit freundlicher Genehmigung des Schriftstellers Rudolf Priesner aus seiner Broschüre "Artist in Rußland, Plenny's Abschied". 72 Seiten. Verlag Christopherus-Arbeitskreis, Coburg 1974. In dieser Erzählung schildert Priesner seine Erlebnisse aus der russischen Kriegsgefangenschaft.
  • "De Geldbarg" Klaus Giese Dat wir to de Tid, as de Gören noch allst weggnuschen deed'n, wat se bieten künn'n un twoarsten Haarst 1954. Mit rieke Frucht un warme Daog liekers werrer 'n Strämel Tied, de so ganz in de Still bi Arbeit un Andacht väl Biddernis vergäten löt. - Ja, Biddernis, denn de har sich doch unner Wehdaog un Weenen nägen Johr vörher deep in Seel un Sinn infräten. Ik wohnte dunnmals up'm Schillersdörper Teeraben bi Mirow. Un grad dissen Haarst hürte ik malenns biwäglang wat von eenen "Geldbarg".
  • Bücher und Buchbesprechungen
  • Heimkehr Hans Meese Af un an kümmt mal en Dag, wo uns dat Hart swor is. Dor kriegt wi dat Lengen. Dat ankt un jankt in uns un lött uns kein Rauh, bet wi uns up den Padd maken; un wi sünd vull Tauversicht, dat wi dor in dat Land von uns' Kindheit den grisen Alldag vergäten…
  • Aus dem alten Conferenzbuch des Carolinum Eintrag vom 26. Nov. 1825: Es ist bemerkt worden, daß von einigen Tertianern allerlei Possen mit den Schülerinnen der ersten Mädchenklassen getrieben werden.
  • Nachruf Carl Wilhelm Eger (6.6.1908 - 15.4.1975) Heinz Grähn
  • Aus Briefen: Lieber Peter Heitmann! Hans Knebuß