1973 Frühling

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(40.) 37. Jahrgang Nr. 65-66

Inhaltsverzeichnis
  • Georg Friedrich Kersting (1785-1847) Gustav H. Piehler Ein Blick auf sein Leben und Schaffen. Das "Carolinum" hat schon viel über die Künste gebracht, insbesondere über die Kunst der Malerei, den Hofmaler am Meckl.-Strelitzer Hof in Neustrelitz Professor WiIhelm Unger (1775-1855), Caspar David Friedrich (1774-1840), PhiIipp Otto Runge (1777-1810). Aber ein Künstler der Romantik fehlt noch in diesem Kreis: Georg Friedrich Kersting. Wie oft habe ich mich in seine Bilder vertieft und bin seinem Leben nachgegangen. Fast magisch zog mich dieser Maler an. Doch selbst zu einer beschränkten Darstellung kam es nicht.
  • Zwei Städteansichten mecklenburischer Romantiker Friedrich Scheven Die vorstehende Würdigung Georg Kerstings lenkt den Blick auf einen lange vergessenen Künstler, dessen zu gedenken Aufgabe einer Zeitschrift ist, die den Beitrag Mecklenburgs zu deutscher Kultur und Geschichte herauszuheben bestrebt ist. Namen mecklenburgischer Künstler treten in der Kunstgeschichte selten auf. Um so bedeutsamer ist es, daß die Kunst der Romantik zwei Namen von Mecklenburgern nennt, die über den engen Kreis der Heimat weit hinausreichen: Caspar David Friedrich und Georg Friedrich Kersting. Die Familie C. D. Friedrichs stammt aus Mecklenburg und hatte auch nach ihrer Übersiedlung nach Vorpommern viele verwandtschaftliche Beziehungen dorthin.
  • Lesefrucht aus dem Urlaub Lb. Vorwort zu der sehr umfangreichen, gründlich fundierten und eindrucksvollen Chronik "Bad Hofgastein und die Geschichte Gasteins" von Sebastian Hinterseer, die er 1957 im Selbstverlag herausgab und deren Textabdruck er uns für das Carolinum gütigst gewährte.
  • Episode aus dem Manuskript eines in Ost-Mecklenburg spielenden Romans Wilhelm Wundermann Vorbemerkung: Die Hauptgestalt, Fred Torstenberg, finden wir am Beginn des Romans im Zuchthaus. Eine Strafe, durch die der ehemalige, bekannte Rechtsanwalt aus Berlin seine Schuld sühnen mußte, war verdient, aber sie wurde infolge des Rachespiels einer ruchlosen Frau viel zu hoch bemessen. Aus eigenartigen Gründen wird Torstenberg vorzeitig aus der Haft entlassen und steht nun verzweifelt vor der schweren Aufgabe, seine Wiederaufnahme in die menschliche Gemeinschaft zu erreichen.
  • Das Sandkörnchen und das Weltall Adalbert Stifter Es ist das kleine Sandkörnchen ein Wunder, dessen Wesenheit man nicht ergründen kann. Daß es ist, daß seine Teile zusammenhängen, daß sie getrennt werden können, daß sie wieder Körner sind, daß die Teilung fortgesetzt werden kann, und wie weit, wird uns hienieden immer ein Geheimnis bleiben. Nur weniges, was unserem Sinne von ihm kund wird, und weniges, was in seiner Wechselwirkung mit anderen Dingen zu unserer Wahrnehmung gelangt, ist unser Eigentum, das andre ruht in Gott.
  • Fritz Reuter - Ein Beitrag zu seiner politischen Biographie Dieter Andresen Die politische Biographie Fritz Reuters ist so widersprüchlich wie sein Werk und seine Wirkungsgeschichte. In ihr gibt es die philiströse Humorigkeit und provinzielle Borniertheit vieler Reuter-Epigonen, aber auch das Bekenntnis Thomas Manns, die Abende, an denen seine Mutter bei Kerzenlicht den Kindern Fritz Reuter vorlas, gehörten zu seinen frühesten Literatureindrücken, ohne die (unter anderen) die Entstehung der "Buddenbrooks" nicht zu denken sei. Von Reuters Lebzeiten bis heute hat sich seine Wirkungsgeschichte so vollzogen, daß entscheidende Teile und Grundabsichten seines Werkes ignoriert, bzw. verdrängt wurden.
  • Jürn Jakobs Vater. Leben und Werk des mecklenburgischen Dichters Johannes Gillhoff (I) Gerd Lüpke Mehr als eine halbe Million Exemplare sind von einem Buch erschienen, das vor 65 Jahren, im Jahre 1917, erstmals im Verlag der "Täglichen Rundschau" herauskam. Das Werk dreht sich ganz und gar um einen biederen, gottesfürchtigen Bauern aus Mecklenburg - und trotz der Hochflut an Kriegsliteratur in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurde es das, was man heute einen "Bestseller" nennt: der Briefroman "Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer". Die Ausstrahlung dieses Werkes hat bis heute angehalten: zum 540. Tausend der Buchausgabe gesellte sich kürzlich eine Schallplatte im ostfriesischen Schuster-Verlag, von dem niederdeutschen Rezitator Hannes Fleischer großartig besprochen. Aber - auf den Jürnjakob Swehn kommen wir im einzelnen noch - hier sei zunächst einmal sein geistiger Vater vorgestellt: der mecklenburgische Schriftsteller, Lehrer und Journalist Johannes Gillhoff.
  • Zeitglosse Wenn in Wäldern, Tal und Hügel, / Alles bis zum letzten Rasenziegel, / Betoniert und umgegraben, / Wird der Geldmensch Ruhe haben.
  • Wilhelmine Schröder-Devrient Annalise Wagner Sie wurde am 6. Dezember 1804 in Hamburg geboren. 16jährig betritt sie schon als Schauspielerin die Bühne in Wien. Als Luise in Schillers Kabale und Liebe, als Ophelia in Shakespeares Hamlet, als Beatrice in der Braut von Messina feiert sie Triumphe. Auf Wunsch ihrer Mutter nimmt sie Gesangstunden bei Josef Mazatti. Dieser bildet sie zur Mozartsängerin aus. Noch nicht fertig mit dem Studium, nimmt sie ein Engagement in Dresden an. Die Agathe im Freischütz, die Pamina in der Zauberflöte, die Euryanthe, die Lenore im FideIio sind Rollen, mit denen sie sich ein Publikum erobert.
  • Täglich zu singen [Gedicht] Matthias Claudius Ich danke Gott und freue mich / wie's Kind zur Weihnachtsgabe, / daß ich bin, bin, und daß ich dich, / schön menschlich Antlitz, habe;
  • Philosoviechereien. Die Lehre der Anthrozoologie, entdeckt und in Versen dargestellt Gerd Lüpke Die neue Wissenschaft - Existenzial-Philosophie - Wal-Wahlen - Stoßseufzer - Epilog - Geständnis - Der Streicher - Selbstkritik - Achtung, Fußgänger - Rezept - Der Fund - Elegie
  • Die Gildebücher der löblichen Schützengilde zu Brüel im Mecklenburgischen Otto Lemke "Anno 1663 den 16. Junii haben sich diese hochedlen Herrn in den löblichen Schützengild in diesem Städtlein Bruhl (begeben), welche hiermit specifizirt seind: Cort von Barner auf Zaschendorf, Marktwart v. Beckentin, Jochim Reiner v. Worpernus, Ullrich v. Worpernus, Adam von Restorf, N. N. von Barner auf Necheln." Dieses älteste Buch bestand aus vier Blättern in Folio (Halbbogengröße, Buchformat) mit einem Heiligen als Wasserzeichen und war in beiden Richtungen beschrieben. Die vorstehende Inschrift stand auf der vorderen Seite. Die drei anderen Seiten waren von rückwärts beschrieben und zeigten folgende Aufzeichnungen.
  • Da unten im Tale / Aus den Volksliedern von Johannes Brahms Johannes Brahms Da unten im Tale läuft's Wasser so trüb / Und i kann dir's nit sagen, i hab di so lieb.
  • Der Pianist Robert-Alexander Bohnke Hans Peter Range Seine Mutter, einer Linie des berühmten Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy entstammend, trug einst jenen großen Namen und heiratete den Bratschisten und Dirigenten Emil Bohnke in Berlin, der auch als Komponist zeitgenössischer Werke bekannt war. Die Mutter war Geigerin und Schülerin von Flesch und Kulenkampff gewesen, also ebenso wie der Vater hinreichend mit der Musik verbunden. Robert-Alexander Bohnke, am 21. 3. 1927 geboren, verlor schon im Jahre 1928 durch einen tragischen Unfall seine beiden Elternteile und wuchs deshalb im Hause seiner Großeltern Mendelssohn auf, die ihn schon frühzeitig mit den verschiedensten Bereichen der Kunst, insbesondere jenen der Musik vertraut machten.
  • Der See Fritz Hagemann Ach, du erscheinst mir im Traume, du ewiger See von Neustrelitz. / Der nach Zierke benannt, dem Dorfe am anderen Ufer. / Schaute doch immer herüber dein Kirchturm, wenn nicht gewaltig / Stürmte das Wetter und Nebelschleier das Wasser verhüllten.
  • Prof. Dr. Wilhelm Luther als Oberstudiendirektor des Gymnasium Philippinum in Marburg verabschiedet Peter Heitmann; Heinrich Will; Luther Seitdem wir vor 17 Jahren anläßlich der Feier zum 150jährigen Bestehen unseres alten heimatlichen Schulhauses unseren Zusammenschluß in Marburg neu begründeten, fanden wir dort einen Freund und Förderer, der unserer Lage und unseren Bestrebungen besonderes Verständnis entgegenbrachte. Professor Dr. Wilhelm Luther, Oberstudiendirektor des Gymnasium Philippinum, leistete unserem jetzigen Vorsitzenden Peter Heitmann, der damals im Einvernehmen mit unserem unvergeßlichen Strelitzer Staatsminister Dr. Hustaedt und auf fachmännischen Rat unseres Caroliners Ernst Haberland Marburg auswählte, schon bei den Vorbesprechungen für unser erstes Marburger Treffen im Jahre 1956 entscheidende Hilfe.
  • Frühes Lied [Gedicht] Fritz Hagemann Du hast es nie gewußt im Jahr, / Daß alles, das ich dir geschenkt, / Aus Letztem meiner Seele war / In deine Seele eingesenkt,
  • Nachruf für Studienrat i. R. Dr. Karl Gratopp G. H. Piehler Im Sommer 1944 wurde ich auf Anordnung des Reichsstatthalters als Direktor vom Carolinum, Neustrelitz, an das Gymnasium in Waren/ Müritz versetzt. Es sollte eine Verbannung sein. Aber ich hatte Waren auf manchen Fahrten schon lieb gewonnen. Nicht nur der größte Binnensee unseres Vaterlandes empfing mich mit seiner Weite und seinem Leuchten und den Wäldern, sondern auch ein Kollegium, welches wie das in Neustrelitz bereit war, vom ersten Tage an mit mir den Weg zu gehen, den ich für geboten hielt. Da die früheren "Andachten" vom Staat untersagt waren, führte ich wie auf dem Carolinum - vor Beginn des Montagsunterrichtes 10 bis 15 Minuten des Besinnens in der Aula ein, damit die Schüler und ebenso die große Zahl der Schülerinnen - es gab in Waren kein Lyzeum - in dem Gefühl der Zusammengehörigkeit gestärkt wurden und einmal in der Woche das Wort hörten, das nicht dem Unterricht galt, sondern nur dem Menschen.
  • Prof. Watanabe ausgezeichnet Erich Becker Der in Deutschland bekannte, plattdeutsch lesende und sprechende Professor Dr. Watanabe (Japan) wurde am Jahresende im Hof des kaiserlichen Palastes in Tokio vom Tenno empfangen, um mit dem großen Orden zweiten Ranges (es gibt 8 Ränge in dem Ordensystem) ausgezeichnet zu werden. Wir freuen uns mit Prof. Watanabe zu dieser Ehre und beglückwünschen ihn zu dieser hohen Auszeichnung.
  • Buchbesprechungen
  • Neustrelitz [Gedicht] A. F. Krüger Du traute Stadt der graden Straßen, / dem Sternenbild fein nachgestaltet. / Was deine Gründer einst vermaßen, / wurd' bald zu eng, da Neues waltet.
  • Der Domhof in Ratzeburg, Stätte der Begegnung Mecklenburgs und Lauenburgs Hans-Georg Kaak Über dem See und hoch über Wald und Äcker / hebt sich der Dom, Haus Gottes in Ewigkeit. / Als der Löwe ihn gründete - , oh, wie verworren / und auch wie düster, wie voll Gefahr war die Zeit.
  • De niege Tit [Gedicht] Friedrich Bauer Sien Hoff läg' afsiet von de Strat, / Up de verrückte Autos scheesen, / So in de Nacht, noch mihr an'n Dag / Väl sick den Dod inlösen!
  • Autograph Richard Wossidlo
  • Uns plattdütsch Eck: "Twe Minschen" Kuno Vöge As Adam eenst in't Paradies / noch rüm leep ganz alleen, / do wörr de Herrgott em mol wies / un seggt: "Ik kann't ni sehn, / du löppst hier jo so trurig rüm / un findst ni diene Ruh, / do fallt mi graad wat schönes in, / ik maak di ene Frau."
  • Dit un dat von Pierd un Wagen Klaus Giese Dat is noch gor nich so lang'n her, dunn leeg'n ok midd'n in de Grotstadt de Pierdkaetels up'm Damm, von de lütten Städer un de Dörper ganz to schwiegen. Pierd un Wagen hürten dorto as Äten un Drinken, Rägen un Sünn, Sommer un Winter. Bi uns in Ollstrelitz hürte ja ok to jedwer Börgerstell, de 'n lütt bäten nah wat wier, 'n reell Fuhrwark.
  • Wat is up´n Dörp los? Fr. Rehm Arebors-Hei un Arebors-Sei hardn äwer Johl' in ehr Nest, wat all lange Johren tau Gülzow up Jungklasens Hus' stünn, vier Jung'n tau Gang'n krägen, un ditmal kein Ei un ok keinen Jung' rutsmäten. - In' t Letzt harden sick dei beiden öllern äwerst bannig sur wardn laten müßt, dei Brut satt tau kriegen. Sei müßten ümmer in einen Scheesen wäsen, von un tau Nest, keimen gor nich tau Besinnung. Nu wier't Takeltüg ut'n Gräwsten: dei Sluckraben.
  • Dree Nümscher / Geschichten ut dat "ole" Schönbarg Carl Risch Georg Droste , de blinn' Bremer Dichter schrifft in sin Book "Ut min Musikantentied un annere lustige Geschichten" in dat Kapitel - is dat irst - "Dichtkunst un Plattdütsch": "Dor hett mal'n kloken Mann seggt, dat mit den letzten Minschen eerst de letzte Dichter utstarben deiht. De Mann hett recht. In jeden Minschen stickt'n Dichter, dat kummt blot darup an, wat'n öberhaupt unner 'Dichten' versteiht. Nah minen Dunken ist dichten fudder nix as leigen, un wer am besten leigen kann, is de beste Dichter. In'r Kinnerstuben fängt dat all an."
  • Poor Würd vörut to den Shantie up Sid 110 von "Uns plattdütsch Eck" K.-A. Gadow Den plattdütschen Shantie "Jan dat is en fixen Seemann" verdankt dat Carolinum Kapitän K. A. Gadow , de ut Rostock stammt, siet 19 Johr Lots in Holtenau is un siek näbenbie as Baas von'n Lotsengesangverein "Knurrhahns" 'n groten Namen in de ganze Welt makt hett. Wat he mi in'n Breif schräwen hett, will ick nich för mi allein beholln: iek lat dat mit afdrucken.
  • Wenn Plattdütsche wat Hochdütsches lieren Fr. Rehm San' lütt Schaulrekrut hett 'n Gesangvers upkrägen, dat Lesen un Lieren geiht äwerst noch nich läufig, un dei Geduldsfaden is man heil kort. "Mudde, du mößt mi dat vörbärden!" "Ach, Jung, ick hew mien Händn je noch mank't Wustmaken, kann doch kein Bauk anfaten."
  • Jan dat is en fixen Seemann [Gedicht] K.-A. Gadow Vör hunnert oerrer dusend Johr'n / keem Jan up disse Eer, / in de Kajüt von Vadders Schipp, / dat güng ganz beus to Kehr!
  • Vermischte Beiträge
  • Klassenaufnahme der IIla des Realgymnasiums in Neustrelitz 1920 Kurt Hesse - Koll- Walter Heinze - Nils Graf Steenbock-Fermor - Rudolf Warneke - Bolko v. Stechow - Rudolf ]ahnke - Erich Meyer - Wilhelm Bull- Adolf Toense - Willi Unmack - Hans Monte - Willi Köller - Werner Klix - Chemnitz - Studienrat Otto Pfeil (Klassenlehrer) - Hermann Will - Rudolf Gipp - Erich Ney - Walter Gaartz Erich Voß - Friedrich Franz Wismar - Werner Fick - Adolf Guhl - Hans Schmidt - Willi Guhl - Hans Schultz - Rudolf Danner - unbekannt - Walter Rebühr - Franz Haberstolz - Karl Malchow - Rudolf Bauer
  • Klassenfoto der damaligen Septima von Hans Becker (gest. 1972) Siegfried Ortmann - Gebrüder Rhades aus Buchholz - Brusch - unbekannt - Ulrich Becker - Quassowski (Strelitz) - Lazarus - Carl Risch Willi Heise (im 1. Weltkrieg gefallen) - unbekannt - Willi Cordua - Hans Becker (der jetzt Verstorbene) - Hermann Prütz - unbekannt - unbekannt - unbekannt - Hans Busch - Otfried von Dewitz (Sohn des Staatsrates) - Carlo Rutenberg