1972 Herbst

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(39.) 36. Jahrgang Nr. 63-64

Inhaltsverzeichnis
  • Betrachtungen zum negativen Menschenbild Walter Burmeister Die Urgeschichten in der Bibel (1. Mose, Kapitel 1 bis 11) beschäftigen sich mit den großen Fragen der Erd- und Menschheitsgeschichte. Sie zeugen vorn hohen Geist der Völker, die sie erdachten. Aufbewahrt wurden diese Spekulationen in den tönernen Bibliotheken der Kulturvölker am Euphrat und Tigris sowie weitererzählt an den Lagerfeuern der Nomaden im Nahen Osten.
  • Früher Tod [Gedicht] G. H. Piehler Die flammenden Hänge / stieg er hinan. / Es wirkte der Himmel / mit seidigen Farben / sein prunkendes Zelt.
  • Nachrichten aus der Familie Philipp-Otto Runges (II) Fritz Bassenge; Bernd Funck Dieser Beitrag wurde als Vortrag für den am 4. Oktober 1936 in Berlin stattgefundenen Familientag Bassenge geschrieben. Er behandelt die Dresdner Jahre des Künstlers, seine Beziehungen zur Familie Bassenge und die sechs glücklichen Ehejahre, die er an der Seite seiner Frau, Pauline, verbringen durfte; besonders hervorgehoben werden dabei vom Autor jene zwei Jahre, in denen Philipp-Otto Runge um die Gunst seiner zukünftigen Frau und deren Familie warb.
  • Shakespeares Wortspiele - deutsch, eine Stilbetrachtung Hans Georg Heun Wenige Wochen nach dem Tode Wielands würdigt Goethe in einer Gedenkrede die Persönlichkeit seines großen Freundes und rühmt seine Verdienste um die Einbürgerung Shakespeares in Deutschland durch seine Prosaübersetzung: "Wieland übersetzte mit Freiheit, erhaschte den Sinn seines Autors, ließ beiseite, was ihm nicht übertragbar schien, und so gab er seiner Nation einen allgemeinen Begriff von den herrlichsten Werken einer andern, seinem Zeitalter die Einsicht in die hohe Bildung vergangener Jahrhunderte."
  • An L. [Gedicht] Fritz Hagemann Der Park war weiß. Wir hofften einmal beide / Auf eine Frühlingsnacht nach tiefem Schnee. / Es glitzerte der Wiesen kalte Seide, / Und letzte Sonne glomm am Abendsee.
  • Fritz Reuter in unserer Zeit Walter Lehmbecker Unsere deutschen Klassiker der Literatur haben es heute schwer, ihren früher unbestrittenen Stand allgemeiner Wertschätzung bei der Leserschaft zu halten. In dem Ringen um eine neue Ordnung der Gesellschaft tritt in unserer Zeit klassische Dichtung in den Hintergrund gegenüber den Aufgaben zur Lösung der Probleme, die Soziologen, Psychologen und Politologen sich stellen. Den Glauben an einen Sinn der Welt und an ein religiös erfülltes Dasein der Menschen sucht ein sich allmächtig dünkender Verstand zu zerstören. An seine Stelle tritt der Glaube an die menschenbeglückende Kraft der Ideologie, die es ermöglichen soll, mit wissenschaftlicher Argumentation die Zukunft exakt vorauszusagen und zu bestimmen.
  • Das mecklenburgische Bauerndorf Broock im Mittelalter Ulrich Abraham Ein Beitrag zur Besiedlungs- und Sozialgeschichte des deutschen Ostens. "Wir, Heinrich Borwin, von Gottes Gnaden Herr zu Rostock, ... geben bekannt, daß wir ... das Land Parchim, ein Land ..., öde und unwegsam und dem Götzendienst geweiht, christlichen Siedlern, die wir aus fernen und nahen Gebieten einluden, übergeben haben ...". Mit diesen wenigen Worten in der 1226 ausgestellten Urkunde Heinrich Borwins ist der große Umbruch, der sich jenseits der EIbe im 12. und 13. Jahrhundert durch die deutsche Ostlandbewegung vollzog, in sicheren Strichen auch für das mittlere Eldegebiet Mecklenburgs umrissen und gekennzeichnet.
  • Das Christus-Bild Gerd Tolzien Die innerhalb der Christenheit geläufige Vorstellung vom Aussehen Christi ist das Ergebnis einer langwierigen Entwicklung seiner Darstellung in der bildenden Kunst. Ein authentisches Bild seiner Person ist nicht überliefert. Die Evangelien selbst schweigen über seine äußere Gestalt, und die Christus-Vision in der Offenbarung des Johannes gibt keine Beschreibung seines Aussehens, sondern nur "eine sinnbildliche Zusammenfassung aller der Eigenschaften, die er innerhalb seiner Gemeinde und inmitten einer gegen ihn empörten Welt kundtut".
  • Gerd Tolzien 70 Jahre Gerd Tolzien wurde am 18. Juni 1902 in Grevesmühlen in Mecklenburg geboren. Um 1916 kam er von Schwerin nach Neustrelitz. und besuchte hier, wo sein Vater als Landessuperintendent und später als Landesbischof wirkte, das Gymnasium Carolinum. Seine ersten literarischen Werke endeten 1933 auf den Scheiterhaufen, die das Dritte Reich errichtete.
  • Über den Ursprung und die Geschichte Malchins (XII) Ulrich Fischer Wie wohl nur wenigen Malchinern bekannt ist, befindet sich an der St. Johanniskirche zu Malchin, genauer gesagt, an der Außenseite der östlichen Abschlußwand des südlichen Seitenschiffes und auf der anstoßenden West-Ost-Wand eine größere Anzahl eigenartiger halbkugelförmiger Bohrlöcher von 3 bis 5 cm Durchmesser sowie längliche Furchen von etwa 10 cm, wie aus den beiden Abbildungen zu ersehen ist. Die wenigsten Einwohner der Stadt wissen von der Existenz dieser rätselhaften Vertiefungen und gehen täglich zu Hunderten achtlos daran vorbei.
  • Über das Sammeln von Autographen Hans-Peter Range Wer keine Autographen sammelt, könnte geneigt sein zu glauben, es handle sich hierbei um Unterschriften berühmter Leute oder solcher, die vorgeben, berühmt zu sein. Autographen sind aber viel mehr als nur Namenszüge von Persönlichkeiten oder Fragmente von schriftlichen Hinterlassenschaften: Autographen sind echte Dokumente, schriftliche Bekenntnisse und Außerungen, niedergeschriebene Denkmodelle und verfaßte Werke, private und dienstliche, wissenschaftliche und künstlerische Vermerke und Zeugnisse, Notizen und Briefe, Skizzen und Urkunden.
  • Mecklenburg und die "Danziger Postfahrt" Ulrich Brunnert Die älteste Postroute im Norden Europas und ihre Bedeutung für Mecklenburg, Dänemark und Schweden. Die Entstehung der ersten postmäßigen Organisation in Mecklenburg ist mit der Gründung der deutschen Hanse verbunden. Nachdem 1356 die deutschen Städte die Führung über die im ganzen nördlichen Europa verteilten Hansestädte und deren Handelsplätze übernommen hatten, nannten sie sich ab 1358 "Die Stede von der dudischen Hense". Zu den nunmehr zumeist in Lübeck abgehaltenen Hanse-Tagen schickten alle Städte des Bundes ihre Ratsherren.
  • Rund um die Tollense - Pfingsten 1949 Walter Karbe Wir veröffentlichen im folgenden Abdruck eine Fußwanderung des bekannten Heimatforschers Walter Karbe, die 1949 von ihm gemacht wurde und vielen Heimatfreunden interessante Fakten vermitteln wird. Wir bitten den Leser, diese Wanderung richtig aus der ersten schweren Zeit des Wiederaufbaus zu verstehen, und die rein physische Leistung des Heimatforschers in der damals schweren Zeit entsprechend zu werten.
  • Graf Hans von Schlitz und Goethe Gerhard Böhmer In Heft 47 des "Carolinum", die alle zum eisernen Bestande meiner Registratur gehören, gibt Annalise Wagner eine höchst bemerkenswerte Zusammenstellung von Goethes Beziehungen zu Mecklenburg. Darin wäre der Abschnitt XI "Graf Schlitz und Goethe" um eine wichtige Mitteilung zu ergänzen resp. zu berichtigen. Es handelt sich hier um die 300 Briefe, die Friedrich der Große in deutscher Sprache geschrieben, und die Graf Schlitz von seiner Mutter aus dem Nachlaß des Kammerherrn v. Fredersdorf geerbt hatte. Als diese Briefe im vorigen Jahrhundert veröffentlicht wurden, fehlten drei davon, ohne daß der Herausgeber ihren Verbleib nachweisen konnte.
  • Ein Brief aus Romantica (Teneriffa) Dorothea Engelhardt 5. Februar 1972. Heute nacht sind wir fast "vom Winde verweht" worden. Der Sturm tobte von Afrika her. Die Fenster klirrten, man hatte Angst vor Scherben. Auf dem Balkon waren alle Blumentöpfe umgeworfen, Blumen abgerissen, Wäsche über das Geländer geflogen, eine schwere Bettkiste, rot lackiert, ein Schmuckstück des Balkons, die eigentlich nur 2 Männer tragen könnten, war vom Sturm zwei Meter weit weggerückt worden. Am Abend vorher hatten wir strahlenden Sternenhimmel, ganz ruhige Luft. Als ich nachts um 3 Uhr hinausstürzte, fand ich nur noch ein Nachthemd, das sich in einem Kaktus verfangen hatte und umgeworfene Eimer.
  • Meine Erinnerungen an Heinrich Seidel August Wiegand Diese Erinnerung schrieb 1943 Propst August Wiegand aus Plau, als er als weißhaariger 78jähriger Emeritus in seiner Geburtsstadt Schwerin lebte und noch bei ungebrochener körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit ringsum in Stadt und Land, wo die Amtsbrüder in der Kriegszeit zur Wehrmacht eingezogen waren, mit Predigten und Amtshandlungen fast sonntäglich aushalf, nicht Pastor i. R., sondern Pastor i. U., d. h. Pastor in Unruhe, wie ihn seine alten Eremitenbrüder nannten.
  • Der Krieg Fritz Hagemann Europas Ebenen. Und Träume bäumen / Die Leiber weher Schläfer. An den Säumen / Gekühlter Morgen steigt der Sturm. Am Ende / Der Welt hockt Er und hebt die Krallenhände
  • Die Insel Fritz Hagemann Da endet die Nacht. Es dämmert. Ohne Unterlaß schaufelt das Meer. Wirft Welle um Welle aus weichender Finsternis. Und teilt die Ewigkeit in Stücke. Was wäre die Zeit, wenn nicht das Leben wär'. Im Osten glüht ein Streif, dann wie ein Schwert: der Tag. In seinem Blinken erwacht der Strand. Kleine rote Häuser. Purpurne Fenster. Äcker, gekämmte Streifen und Gärten mit zagem Gesträuch. Dann steigt erster Rauch. Lichtlanzen wirft die Sonne über die kühle See. Die Welle schlägt an leere Boote. Möwenschrei. Das Eiland hat einen neuen Tag, einen winzigen Klang in ewiger Melodie.
  • Bücher und Buchbesprechungen
  • Uns´ plattdütsch Eck: "Wiechelmannsch" Ina Kahns-Hinselmann Eegentlich besöcht ik mienen ollen Fründ (de Maidag, wenn de Hexen treckt, noch dree Krüze an de Dör malen dee), dat hei mi von de gollen Weig up'n Bullbarg un von de Fischeri verteIlen süll. Blot männigmal kern dor ok wat von 1848 un de Franzosentid mang, wo Napoleon nich blot sien eegen Soldaten, ne, ok allerhand anner Völker mitbröcht harr, sogor Spanier: "De Lüüd mit de Gausoogen." - De mehrsten, ob Fründ orer Fiend, dat möt man jem laten, treckt für ehr Vaderland in' t Feld. Gifft över ok anner. Dat sünd "Abenteurer" .
  • Winter up´m Schillersdörper Teeraben (bi Mirow) Klaus Giese Wenn ik nu 'n poar Läuschen von 'n Schillersdörper Teeraben vertell, denn denk ik doarbi an Forstamtmann Wilhelm Holldorf. Buren is he an'n 15. 7. 1900 as Förstersöhn to Neegoarn (Neugarten) bi Fellbarg, von 1907-1916 Caroliner, von de Ierd affwannert an'n 15.5.1971 as Forstamtmann i. R. to Hohegeiß/ Harz. Wo he stünn, doar stünn 'n Stück Mäkelnborg, as 't man bäter nich het stahn künnt.
  • Stemhagen - Land un Lüd´ Otthinrich Müller-Ramelsloh Tau Stemhagen, tau Stemhagen / Sünd wie burn, sünd wie tagen! Dissen Spruch kennt jedwerein in und ut Stemhagen. Dat is son'n Ort Stadt- und Heimatbekenntnis. Eegentlich is dat blots n' Snack! Öwer, he bewiest, dat siek de Stemhäger as grat Fomili feulen. Dat is de Ünnerscheet to Malchin und Tetrow: De Malchiner Gössels sünd wat hochnäsig. Se stammen ut ne Landdagstadt! Und dat is wat! De Tetrowschen sünd grotorrig. De Stemhäger öwet sünd bie 'n anner! Üm de drei Städ löppt de Snack: De Herren ut Malchin, de Börgers ut Tetrow un de Lüd ut Stemhagen!
  • Geburtsdagsgedicht för Dr. Dr. Wegner Schnurz Sihr verihrter, leever Landsmann Wegner! / Wenn ehner nu an söbntig Johr / Dörcht Läben wannern deiht, / Denn ward dei Minsch dat ierst gewohr, / Wo schnell dei Tid vergeiht.
  • Drei Gedichte: De Sommerwind / De Tid / Wenn dat Namt ward … Meinhild Voth-Horstmann
  • Bericht über die 25. Bevensen-Tagung niederdeutscher Schriftsteller und Wissenschaftler W. Lehmbecker Am letzten Tag des vergangenen Jahres verstarb in Hamburg Dr. Johannes Sass, der seit 1959 die Bevensen-Tagung leitete und sich durch seine verdienstvolle Arbeit erfolgreich um die Pflege der niederdeutschen Sprache und Literatur und um die Anliegen ihrer Schriftsteller und Wissenschaftler bemühte.
  • Nachruf für Pastor Dr. Rudolf Muuss Constantin Blanck Pastor Dr. Rudolf Muuss ist in Stedesand am 31. Juli verstorben. Erst vor kurzem, am 24. April anläßlich seines achtzigsten Geburtstages, hat es sich gezeigt, welch geachteten Namen Pastor Muuss als Bekenner zum niederdeutschen Leben innerhalb seiner Heimat und auch im Ausland errungen hat. Pastor Muuss ist als Pastorensohn in Meldorf geboren, wächst in Flensburg auf, seine vielseitige wissenschaftliche Ausbildung schließt er mit der Promotion in Bonn ab.
  • Dr. Walter Lehmbecker erhielt den Kulturpreis der Bundeslandsmannschaft Mecklenburg In einer von Liedern des anmutigen Bevenser Kinderchors umrahmten Feierstunde wurde dem Mitglied unseres Vorstandes und dem Mitherausgeber unserer Zeitschrift, Dr. Walter Lehmbecker, am 7. Oktober dieses Jahres in Bevensen der "Mecklenburger Kulturpreis 1972" verliehen.
  • Verleihung des Großen Verdienstkreuzes an unseren Caroliner Dr. jur. Hermann Stech Im Palais Wangenheim zu Hannover, dem Sitz des Niedersächsischen Ministers für Wirtschaft und öffentliche Arbeiten, wurde dem Generaldirektor der Mecklenburgischen Versicherungsgesellschaft a. G., Dr. jur. Hermann Stech, am 6. Juli 1972 in einer Feierstunde, an der namhafte Vertreter der Landes- und Kommunalbehörden, der Versicherungswirtschaft, der Industrie- und Handelskammer und die Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder seiner Versicherungsgesellschaft teilnahmen, das ihm vom Bundespräsidenten verliehene Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht.
  • Klassenfoto Lyceum Neustrelitz, etwa 1927/ 1928 Anneliese Köpke, Vera Michaelis, Ilse Pape, Elisabeth Pape, Ilse Scheer, Dorothea Nehrens, Elsbeth Schulz, Karla Steller, Annemarie Runge, Lotti Lüssow, Dr. Helene Tank, Irmgard Kurz, Annemarie Rühe, Frieda Strand, Lotte Nägler, Irmgard Gottschalk, Lotte Roloff, Irmgard Hase, Margarete Frank, Inge Adam, Hanni Vesper, Hildegard Warner, Gertrud Eilhauer, Else Niemann, Ruth Ebert, Ursula Köller, Irmgard Kühn ?, Erika Adam, Ilse Wendel, Salomea Kornblum.
  • Gruppenaufnahme auf dem Glambecker See etwa aus dem Winter 1914/15 Walter Heller, Ehrenfried Bahlcke, Herr Ahlgrimm, Engelbrecht, E. Beyer, Karl Ebert, Werner Praefcke, ]ürgen Nahmmacher, Honig, Kurt Wolter, Carl Otto Wolter, Hildegard Wolter, Ralf Liepe, Hermann Schmidt, Hermann Stech