1972 Frühling

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(38.) 36. Jahrgang Nr. 62

Inhaltsverzeichnis
  • Der Bildhauer Walter Volland Gustav H. Piehler Schon seit längerer Zeit trug ich mich mit dem Gedanken, dem zum Ring der Freunde des "Carolinum" gehörenden Bildhauer Walter Volland einen größeren Raum in unserer Zeitschrift zu widmen. Durch einen anderen Künstler, der hier in Göttingen lebte, lernten wir ihn kennen. Es war der Maler Engelhardt-Kyffhäuser, von dem wir zu seinen Lebzeiten - er starb 1965 - wiederholt Bilder veröffentlichten, so die "Märchenerzähler" und das ganzseitige Bild "Der Blinde" in Heft 30
  • Fritz Reuter und die Familie Dr. Friedrich Jenning Ernst Kästly Dr. jur. Friedrich Jenning, Rechtsanwalt und Notar, war in den Jahren 1840 bis 1845 Magistratsbeamter zu Stavenhagen und während dieser Zeit engster Mitarbeiter, ja, die rechte Hand des umsichtigen Bürgermeisters und Stadtrichters Johann Georg Reuter. Als Leiter der Stadtbuchbehörde und durch seine sonstige organisatorische Tüchtigkeit erwarb er sich bald das uneingeschränkte Vertrauen Reuters, der ihn schon als seinen künftigen juristischen Nachfolger ansah; denn sein eigener Sohn Fritz kam seit der Aufgabe des Rechtsstudiums in Heidelberg (1841) nun nicht mehr in Frage.
  • Wossidlo - wie ihn keiner kennt Irmgard v. Zerssen Den mir erhalten gebliebenen Wossidlo-Briefen, die er an mich in seinen letzten beiden Lebensjahrzehnten geschrieben hat, habe ich einen von mir an ihn gerichteten als Schlußpunkt dieser Briefreihe hinzugefügt. Ich ließ ihn dreißig lange Jahre hindurch verschlossen liegen in tiefem Schmerz um den Verlust des Freundes und in großer Erschütterung um das anklagende "Zu spät". Denn dieser Brief trägt das Todesdatum Richard Wossidlos: 4. Mai 1939. Ich bekam ihn wieder mit dem Vermerk: Zurück, da verstorben.
  • Der "König Oedipus" des Sophokles. Versuch einer Gesamtwürdigung Walter Sauter Folgender Versuch möchte als ein Beitrag zur Interpretation dieses niemals ausdeutbaren Gedichtes verstanden werden, des Gedichtes vom Sturze des Königs Oedipus aus dem Glanze des Glückes in die Nacht der Blindheit, nein: aus der Nacht des Nicht-Wissens in die Helle der Erkenntnis. Das zweite Jahr des Peloponnesischen Bruderkrieges mit der schrecklichen Erfahrung der Pest, das Jahr 429 darf als gesichertes Datum der Aufführung gelten. Die Vorgeschichte: Dem Thebanerkönig Laios, dem Sohne des Labdakos, ward wegen einer alten Blutschuld das Orakel, sein Sohn werde den Vater töten und die Mutter heiraten.
  • Mikrokosmos, Umwelt und Makrokosmos. Das heutige Weltbild der Physik (II) Hans Siegfried Plendl Im vorliegenden Teil dieser Darlegung werden wir, von unserer Umwelt ausgehend, den Aufbau der Materie ins Große verfolgen und nach Makrostruktur-Systemen und deren Bestandteilen suchen. Weiterhin werden wir uns mit den Naturkräften befassen, die für die Zusammensetzung, sowohl der Makro- und Mikro-Welt als auch unserer Umwelt, verantwortlich sind, und mit den Spielregeln, denen diese Kräfte unterliegen.
  • Essay über Frank Wedekinds Drama Erdgeist Fritz Hagemann Der Seelenraum des Jugendwerkes ist überwunden; Skepsis gegen Gefühle und Geist ist geblieben. Venus Pandemos war selbst in "Frühlings Erwachen" stärker als Venus Urania. Blut, Leidenschaft, Trieb, Machtwille, Daseinswille um jeden Preis bleiben als metaphysische Basis. Die "große Welt" - ein Lieblingswort des Dichters - gewinnt Gestalt. Er steht sicher auf der Höhe des Schaffens. Mit kühlem Blick und straffer Hand zeichnet er seine Welt. Die Gestalten strahlen geschlossen aus ihrer Mitte, und der Dichter ist der ruhige Beschauer.
  • Unvergessene Dorothea Schlözer Adele W. Schacke Vor 200 Jahren wurde Dorothea Schlözer geboren, die 1787 in Göttingen erster weiblicher "Dr. phil." wurde. An einem Sonntag Anfang Juni 1970 war ich in Avignon, aber nicht, um den Palast der Päpste zu besuchen, in dem gerade eine Ausstellung von Picasso zu sehen ist, sondern das Grab von Dr. phil. Dorothea von Rodde geb. Schlözer, einer Göttingerin, die als erste Frau zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Von Marseille kommend, hat sie hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Ich folgte der letzteil Strecke ihres Lebensweges; es war kein leichtes Leben gewesen.
  • Die Anfänge der akademischen Lehrerbildung in Mecklenburg F. Scheven Ostern 1926 wurde das Pädagogische Institut in Rostock eröffnet. Damit begann in Mecklenburg, gleichzeitig mit den in Preußen errichteten Pädagogischen Akademien in Bann, Elbing und Hannover die neue Lehrerbildung, die nach der in Mecklenburg-Schwerin fast 15Ojährigen Zeit der Seminarbildung (seit 1782) in dem folgenden halben Jahrhundert eine so stürmische Entwicklung genommen hat. Es war in Mecklenburg ein sehr kümmerlicher Anfang: mit 2 hauptamtlichen Dozenten unter Leitung des Direktors Dr. Kolz. Einige Universitätsprofessoren mit Lehraufträgen für Psychologie (Katz) und Psychopathologie des Kindesalters ergänzten den Lehrkörper.
  • 175 Jahre Mecklenburgische Versicherungs-Gesellschaft. Festansprache Hermann Stech Goethe und Schiller gaben erstmals gemeinsam die "Xenien" heraus, als am 2. März 1797 von landwirtschaftlichen Grundbesitzern und Pächtern in Neubrandenburg (im damaligen Herzogtum Mecklenburg-Strelitz) die älteste heute noch bestehende Hagelversicherungs-Gesellschaft der Welt gegründet wurde. Schon 1801 konnte der Geschäftsbetrieb um die Feuerversicherung erweitert werden. Damit ist die Mecklenburgische zugleich auch die älteste überregionale Versicherungs-Gesellschaft in Deutschland.
  • Festansprache Zum 175jährigen Bestehen der "Mecklenburgische Versicherungsgesellschaft a. G." Herrmann Stech Heute vor 175 Jahren ist die "Hagelschaden-Assekuranz-Gesellschaft in den Mecklenburgischen Landen" gegründet worden. Vier Jahre später, am 3. März 1801, rufen die Hagelgründer auch eine "Mobiliar-Brand-Assekuranz-Gesellschaft" ins Leben. Beide Gesellschaften bestehen 101 Jahre getrennt nebeneinander, unter personengleich zusammengesetzten Direktorien, deren Mitglieder auf sechs, später vier Jahre gewählt werden und ihre Ämter ehrenamtlich führen. Im Dezember 1862 tritt die "Mecklenburgische Immobiliar-Brand-Versicherungs-Anstalt" als drittes selbständiges Institut unter ebenderselben Leitung hinzu.
  • Dank an Onkel Paul Weiglin Abdruck aus "Carolinum", Heft 15, 1943
  • Beiträge zum Neustrelitzer Theater (5) Annalise Wagner Das Hoftheater 1822 - 1848. Das Musiktheater verlangte jetzt für die Aufführungen großer Opern einen völligen Umbau der Bühne, eine moderne "Maschinerie". Uber diese Umgestaltung des Theaters berichtet uns der 1. Chronist von Neustrelitz in seinem schmalen Heftchen "Versuche einer Topographie der herzoglichen Residenzstadt Neustrelitz" 1833, folgendes: "Das Schauspielhaus ist in seinem Innern gänzlich verändert worden. Zuerst wurde im Jahr 1822 die große Maschinerie der alten Bühne abgebrochen. Da sich unter dem Fußboden der Bühne kein hohler Raum befand, so mußte ein Souterrain ausgegraben werden, in dem eine vollkommnere Maschinerie für die neue Bühne angelegt wurde. Auch ein neuer Schnürboden wurde angebracht, um die Sofitten verändern zu können.
  • Wat's dat? [Gedicht] August Seemann Ringel, rangel, ranner, / Ein buntet Dörcheinanner, / Ein Tasten un Tasen, ein Säuken un Sinn'n, / Ein Drusen un Denken, ein Forschen un Finn'n,
  • Gedanken der Nacht Gustav Heinrich Piehler Morgen will ich / dich wieder bekränzen, / schenke mir jetzt / die Lippe nur, / und nach dem / Schweben / und Biegen und Tänzen / sei du mir / reine, / erblühte Natur.
  • Bücher und Buchbesprechungen
  • Uns´ plattdütsch Eck
  • Sitzungsbericht des Großherzogl. Amtsgerichts Neustrelitz vom 16. Januar 1897 Schon lange vor Beginn der Verhandlung ist der Zuhörerraum bis auf den letzten Platz besetzt. Angeklagt sind der 47jährige Arbeiter Hermann K. sowie der gleichaltrige Zimmermann Fridolin M., beide wohnhaft in Neustrelitz. Den Angeklagten wird vorgeworfen, in der Nacht zum 30ten November in der Zierkerstraße ruhestörenden Lärm verübt zu haben, in Tateinheit mit Beamtenbeleidigung. Den Vorsitz führt Amtsrichter Jakobi.
  • Das großherzogliche Theater in Neustrelitz zu Zeiten des Großherzogpaares Friedrich Wilhelm und Augusta Carolina Werner Rust Lange ist es her; jawohl sehr lange! Zirka 70 Jahre muß ich schon zurückschalten, wenn ich über die damaligen Zustände in Neustrelitz über etwas berichte, was auf uns damals junge Generation einen unauslöschlichen Eindruck und größten Einfluß auf unser Verständnis für Kunst und vor allem Musik je nach Veranlagung gemacht hat. Das alte Hoftheater in Neustrelitz erfreute sich der besonderen Protektion der musikalisch außerordentlich interessierten Großherzogin Augusta Carolina, und es war dadurch eine Hochburg musikalischer Leistungen. Aber nicht nur die in der Musik mitwirkenden Kräfte waren weit über dem Durchschnitt, sondern auch die Schauspielkräfte mußten schon etwas leisten, wenn sie vor den Augen der Großherzogin "Gnade finden wollten".
  • Hermann Teuchert + Heinrich Wesche Am 13. 1. 1972 ist der Senior der niederdeutschen Germanistik, Hermann Teuchert, im gesegneten Alter von 92 Jahren verschieden. Ein langes und reiches Gelehrtenleben hat damit sein Ende erreicht. Der Bauernsohn aus der Neumark hat nach Lehr- und Wanderjahren - Schüler in Berlin, Student in Straßburg und Berlin, Assistent in Bonn und Studienrat wieder in Berlin - seit 1920 seine Wirkungsstätte an der Universität Rosteck gefunden. Über 50 Jahre Mitglied einer Universität, davon 35 Jahre als aktiver Lehrer - das will was heißen!
  • 3 Generationen Caroliner vor dem Pfarrhaus in Woldegk - Frühjahr 1914 [Foto] Helene Haberland, geb. Müller; Martha Otto, Kinderfräulein; Wilhelm Lindow; Maximilian Haberland; Ernst Richard Haberland; Ruth Haberland; Käthe Haberland; Else Haberland
  • Heini Steffen - ein Nachruf Werner Rust Heini Steffen wurde als Sohn des damaligen Fabrikbesitzers Jakob Steffen geboren, der, aus Lübeck stammend, während einer Eisenbahnfahrt von Lübeck nach Berlin sich eine neue Erwerbsquelle suchend, im Zuge von einem Mitreisenden auf eine in Neustrelitz leerstehende Fabrik aufmerksam gemacht, seine Reise in Neustrelitz unterbrach, das leerstehende Unternehmen besichtigte und sich sofort in dem schönen Neustrelitz entschloß, die Fabrik zu kaufen. Das war die Gründung der sonst fremden Familie Steffen in Neustrelitz.
  • 3. 4.1925 - Entlassungsjahrgang des Lyzeums in Neustrelitz [Foto] Latte Petersen, Elfriede Riede!, Lieselatte Bockholt, Ruth Cordua, Latte Petersen, Waltraud von Bronsart, Else Radder, Anna-Marie Peters, Alexandra Thiessenhusen, Lotte Stehlmann, Charlotte Borchert, Gerda Schüder, Eva Krüget, Anneliese Götze, Susanne Cramer, Anneliese Sievert, Ruth Zahn, Elfriede Koll, Elfriede (?) Sonnenberg, Käthe Mähl, Waltraut Laue, Hanna Creek, Herta Rietzke, Dagmar von Amrep, Erika Burmeister, Rat Praefcke, Lotte Wegner, Maria Graak, Elfriede Wils.
  • Riesengebirgstour Juni 1911 [Foto] Max Schulze, Paul Pagel, Hans Wilda, Ulrich Haller, Siegfried Runge, Conrad Kalkschmidt, Wendt, Max (?) Reinke, Müller-Crepon, 5. Fälsch (Mucki), 8. Gerhard Westphal, Hans Reinke, Die Lehrer: Klempien, Busch, Gerlach, Rieck und Hordorff