1969 Sommer

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(35.) 32. Jahrgang Nr. 52

Inhaltsverzeichnis
  • Zum 500jährigen Bestehen der Universität Rostock 1419-1969 Gustav H. Piehler Wenn wir alten Studenten aus der Zeit vor dem 1. Weltkriege an unsere an der Universität Rostock verbrachten Semester zurückdenken, dann liegt über der alten Hansestadt ein hoher, blauer Himmel und die sieben Türme sind in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Auf der Warnow blitzen die vom Seewind bewegten Wellen und locken zur Fahrt im Segelboot zum offenen Meer nach Warnemünde. Die Zeit der Jugend gab uns ein Hochgefühl, das nun einmal dem jungen Menschen vorbehalten ist; das Mannes- und das Greisenalter hat dann, wenn wir richtig gelebt haben, andere Höhepunkte für uns bereit.
  • Ein Rostocker Student über die Belagerung von Siena 1554 Hildegard Thierfelder In dem kleinen Kaufmannsarchiv der Rostocker Familie Kron, das Geschäftspapiere aus dem 16. Jahrhundert enthält, befinden sich auch wenige Briefe vorwiegend privaten Inhalts verschiedener Familienmitglieder. Darunter sind zwei Schreiben, die sich mit der Belagerung der italienischen Stadt Siena im Jahre 1554 beschäftigen. Das Rostocker Handelsgeschäft, von dem vorwiegend Beziehungen zu Oslo bekannt sind, führte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Bernt Kron der Ältere.
  • Die Anfänge des Rostocker Buchdrucks Carl Meltz Die Erfindung der Buchdruckerkunst um die Mitte des 15. Jahrhunderts trifft das Abendland in einem tiefgreifenden geistigen Umbruch an. Die Berührung der abendländischen Kultur mit der des Morgenlandes in den Kreuzzügen, der Humanismus, diese edle Blüte des hohen Mittelalters, wecken und steigern das Verlangen des mittelalterlichen Menschen nach dem Geistesgut der versunkenen alten Welt der Griechen und Römer.
  • Das Glück [Gedicht] Otthinrich Müller-Ramelsloh So vieles, das mir lieb gewesen, / Nahm frech, mit rascher Hand, das Leben, / Hat alles sorgsam aufgelesen / Und nichts davon zurückgegeben.
  • Universität und Studententum in Rostock bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Willy Krogmann Nachdem Papst Martin V. in der Bulle vom 13. Februar 1419 seine Zustimmung erteilt hatte, wurde die Universität Rostock noch im gleichen Jahr am 12. November eröffnet. Sie war die erste Hochschule in Norddeutschland und hatte auch in den nordischen Ländern keine Vorgängerin. Die erste deutsche Universität hatte Karl IV. 1348 in Prag errichtet. Ihr waren Universitäten in Wien (1365), Heideiberg (1386), Köln (1389), Erfurt (1392), Würzburg (1403) und Leipzig (1409) gefolgt. In Norddeutschland kam erst 1456 die Universität in Greifswald hinzu, in den skandinavischen Ländern wurden die ersten Universitäten sogar erst 1477 in Upsala und 1478 in Kopenhagen gegründet.
  • Dr. Willy Krogmann + P. Willy Krogmann wurde am 13. Sept. 1905 in Wismar (Mecklenburg) geboren, verläßt Ostern 1922 die dortige Große Stadtschule mit dem Zeugnis der Reife und begibt sich zum Sommersemester nach Rostock, um auf der alten Landesuniversität Deutsch, Philosophie und Geschichte zu studieren. Hier schließt er sich der Deutschen Burschenschaft an. 1926 geht er nach Leipzig, wo er sich neben den genannten Fächern auch der Psychologie widmet.
  • Epitaph G. H. Piehler Spielend schuf er das Wort, / das keusche Kleid der Gedanken. / So schien es mir und der Welt.
  • Erinnerungen Rostocker Studenten und Professoren an die alma mater Rostochiensis Otto Witte Wer auf einer Universität Jahre seiner Jugend mit höchstem Streben nach wissenschaftlicher Ausbildung und im Kreise froher, gleichgesinnter Freunde verlebte, wird sie, die alma mater, zeitlebens als seine geistige Heimat betrachten. Hier wurden seine wissenschaftlichen Fähigkeiten geschult und er zu höchsten Leistungen angespornt, hier entwarf er in jugendlichem Idealismus Pläne für eine bessere Zukunft, der er seine Kräfte widmen wollte, und an dieser Stätte der Wissenschaft lernte der junge Student oft Professoren kennen, die sowohl Forscher von hohem Rang waren und nur der Wahrheit sich verpflichtet fühlten wie auch als akademische Lehrer nach Gerechtigkeit in ihrem Urteil über Menschen und Dinge strebten und doch, um ein Wort von Ranke anzuführen, "milde und gut" sein konnten.
  • Schuld [Gedicht] G. H. Piehler Der Pfeil zerriß / die glutgetränkte Luft / und tauchte jäh / in hochgekrönte Tannen.
  • Die 500-Jahr-Feier der Rostocker Universität 1919 Hans Henning Schreiber Ein Jahr vorher. Am 11. November 1918 war der 1. Weltkrieg zu Ende; genau 11 Uhr vormittags. Am 12. November 1919, also fast genau ein Jahr später, wurde die ehrwürdige Universität Rostock 500 Jahre alt. Es sollte das nicht vergessen werden, daß in diesem Jahr dazwischen sich in Deutschland eine große Wandlung vollzogen hat. Nun sind seit dieser Zeit schon wieder 50 Jahre vergangen.
  • Hans Hennig Schreiber zum Gedenken Carl Meltz Domprobst und Landessuperintendent Hans Henning Schreiber, zu Ratzeburg am 15. Dezember 1968 in die Ewigkeit abberufen, erblickt als Sproß einer alten mecklenburg-strelitzischen Bauernfamilie zu Wulkenzin am 1. Oktober 1894 das Licht der Welt. Kurz nach der Jahrhundertwende siedeln die Eltern, denen er nach zehnjähriger Ehe geboren wird, nach Bargensdorf bei Burg Stargard über, wo der Vater wiederum als Pfarrpächter wirkt.
  • Die Brüder Boll als Freunde von Fritz Reuter (I) Friedrich Scheven Das Leben und Wirken von Franz Boll, dem Freund des Herzogs Carl von Mecklenburg-Strelitz, des Namensgebers des Carolinums, ist in Heft 43 dieser Zeitschrift auf Grund seines Briefwechsels mit seinem Landesherrn dargestellt worden. Er war von 1802 bis 1818 Pastor an der Marienkirche in Neubrandenburg. Welch hoher Wertschätzung er sich in seiner Gemeinde erfreute, davon legt noch heute das hohe Denkmal Zeugnis ab, das an der Südseite der Marienkirche zu seinem Gedenken nach dem Entwurf von Caspar David Friedrich errichtet wurde.
  • Lied der jungen Mutter [Gedichte] Fritz Hagemann Ich wußte nie, wie alles kam, / Nur daß mich dieses alles nahm / Und sang in mir bei Tag und Nacht, / Wenn ich von neuem aufgewacht. / Erst war ich nichts und trat hinaus, / Das Leben war ein großes Haus.
  • Adagio Fritz Hagemann Ein Vogel flog von einem Baum. / Ein Reh tritt an den Waldessaum. / Ein Kranichzug gen Süden zieht. / Das Mädchen singt ein Liebeslied.
  • Aus vergangenen Zeiten Gerhard Reinhold Durchläuchtigster Hertzog, Gnädigster Fürst und Herr etc. Zu Ewl. Hochfürstl. Durchläuchtigkeit komme in tiefster Unterthänigkeit mit diesem Supplicato ich ünterster collega hiesiges hoch-fürstl. Gymnasii, unterthänigst vorstellend, daß vor etwaiger Zeit durch Absterben des gewesenen Succentoris dessen Stelle vacant geworden ist. Wenn denn schon von einigen Zeiten her beydes war, also auch in meiner Funktion - (nämlich geistliche und Unterrichtstätigkeit) -, mit Predigen, Singen und andern Verrichtungen hiesigem meinem Vaterlande gedienet, und bekannt gemacht, wovon sowohl Geist- alß Weltliche mir, ohne Zweiffel, ein gutes Zeugnis geben werden,
  • Chronik der Stadt Burg Stargard und ihrer Gemarkung im Rahmen der Landesgeschichte: i) Schwere Niederlagen der Schlesischen Armee in den Gefechten... (10. bis 14. Februar 1814) Paul Steinmann Nach dem glänzenden Sieg Blüchers über Napoleon in der Schlacht bei La Rothiere am 1. Februar 1814 hatten die Alliierten es unterlassen, mit allen ihren Streitkräften die zumeist in Auflösung und "in fast fluchtähnlichem Rückzuge" befindlichen französischen Truppenteile nachhaltig zu verfolgen, um sie zu vernichten. - Die "partikularen Interessen der Österreichischen Heeresleitung" waren schuld dar an. - Napoleon konnte daher noch in der Nacht seine Armee ordnen und Befehle zum Rückzug auf Troyes geben, wo der Hauptteil seiner Streitkräfte bereits am 3. eintraf (Friedrich, III, S. 107, 111; Yorck von Wartenburg, II, S. 347/48).
  • Schloß Neuburg am Inn G. H. Piehler O bayrisch Land, o Österreich, / an Schwermut reich und Wein, / nichts kommt dem Strom, / den Fluren gleich, / der Burg am Felsenstein.
  • Franz Engel + Manfred Hamann Man weiß heute kaum noch, welch reges landesgschichtliches Interesse vor dem Kriege in den damals noch recht provinziellen Hauptstädten Schwerin und Stettin, an den kleinsten der deutschen Landesuniversitäten, in Rostock und Greifswald lebte. Der Zusammenbruch von 1945 hatte zunächst nicht nur sämtliche landesgeschichtlichen Zeitschriften und Veröffentlichungsreihen unter seinen Trümmern begraben, er vertrieb auch die Mehrzahl der damaligen Mitarbeiter aus ihren Wirkungsstätten. Gleichwohl mögen die späten vierziger Jahre künftigen Generationen mehr als Pause denn als Abbruch erscheinen.
  • Bernhard Trittelvitz + P. Sanitätsrat Dr. med. Bernhard Trittelvitz ist am 17. Januar 1969 in Elversberg (Saar) nach einem langen, an Arbeit und Freude reichem Leben in die ewige Heimat abgerufen. 1879 wurde er in Hinterpommern geboren, in seinem 3. Lebensjahre ziehen die Eltern nach Rappin auf Rügen. Er besucht das Pädagogium in Putbus, studiert in Tübingen, Marburg und Kiel Medizin und folgt nach seiner Heirat mit einer Schwedin dem Ruf als Knappschaftsarzt ins Saargebiet.
  • Über die mecklenburgische Familie Brunswig Fast in jedem Heft unseres "Carolinum" erscheint der Name Brunswig. Da wir nun die Bilder von Korvettenkapitän a. D. Hermann Brunswig (H. 27, S. 65 u. H. 41, S. 48), von seinem Bruder, Bankdirektor Dr. Peter Brunswig (H. 27, S. 48), aus dessen Jugenderinnerungen wir Auszüge veröffentlichten, und auch von ihrem Vater, dem Geheimen Justizrat Hermann Brunswig (H. 27, S. 44) wiedergegeben haben, so ist es uns eine Freude, jetzt den Großvater unserer beiden Caroliner, den Dr. med. Johann Carl Friedrich Brunswig vor Augen zu führen, der einigen Neustrelitzern noch dem Namen und der Erzählung nach als der alte Medizinalrat bekannt sein mag. CarI Risch erwähnt ihn in seinem Aufsatz über seine Tante Mathilde Wegener. Sie erzählt, daß der alte Medizinalrat ihre kleine Schwester Elise beim Spiel beobachtet habe und dann zu der Mutter sagte: Frau Wegener, das Kind wählt sich einmal ein.en schweren Beruf! Elise Wegener wurde später die Oberin des Kinderasyls der Stadt Berlin.
  • Drei weltberühmte Mecklenburger - Doktoren der Universität Rostock Heinrich Schliemann - Fritz Reuter - Friedrich Chrysander
  • Zu unseren Texten und Bildern
  • Vermischte Beiträge
  • Abschiedsbild der 1. Klasse des Lyceums zu Neustrelitz, März 1921 Lieselotte Albrecht, Irmgard Rust, Lotte Koll, Annemarie Wilcke, Anneliese Winkler, Ursula Schöne, Liesbeth Saß, Helene Müller, Hanna Boddin, Hanna Doerschner, Eva Hoth, Maria Schmidt, Elfriede Rafalzick, Hedwig Drücker, Magdalene Prillwitz, Marie Malchow, Hilde Krugmann, Eva Thau, Grete Haberstolz, Angela Magnus, Elisabeth Lehmann, Thea von Klopmann, Grete Scheuch, Rat Praefcke, Elfriede Borstel, Ruth Tolzien, Marie-Luise Starke, Else Zabel, Anneliese Heller, Hiidegard Schröder, Hedwig Scheel, Erna Voigt, Eva Siehl, Hilde Schulz, Ruth Hoffmann, Grete Winter, Erika Brusch, Margarete Jachmann.