1968 Herbst

Carolinum
Historisch-literarische Zeitschrift

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(34.) 31. Jahrgang Nr. 50

Inhaltsverzeichnis
  • Die Glocken von Sankt Elisabeth Edmund Schroeder Dreimal haben die Glocken von Sankt Elisabeth mir ins Leben geläutet. Es war vor einem halben Jahrhundert. Da streifte ich an einem leuchtenden Sonntagmorgen, einem Morgen, wie nur das alte Marburg ihn schenken konnte, durch die feierliche Stille der Hangwälder von Spiegelslust, planlos, ziellos, allein dem Überschwang der grünenden Natur hingegeben. Und da erklang es: ein tiefer, noch in der Ferne voll klingender Ton, und dann ein Zusammenhall von Hell und Dunkel, von dumpfem Dröhnen und jubelndem Singen. Die Sonntagsglocken von Sankt Elisabeth.
  • Lübtheen in historischer Sicht Johannes Overbeck Außerhalb der Grenzen Mecklenburgs dürfte der Name Lübtheen kaum bekannt sein. Und auch viele Mecklenburger werden nur eine vage Vorstellung von diesem Orte haben, es sei denn, sie hätten im südwestlichen Teil ihrer engeren Heimat gewohnt. Lübtheen gehört noch zur Jabelheide, einer großen zur Eibe hin leicht geneigten Fläche, die zumeist aus Sand besteht, der stellenweise zu hohen Dünen aufgeweht ist und heute von Kiefernwäldern und Heide bedeckt ist.
  • Träumer und Weltbürger bereist Europa Hermann Rössler Mit obigem Titel hat unser Mitarbeiter Hermann Rössler seine bis auf die Jahrhundertwende zurückgehenden Erinnerungen beendet. Der erste Teil hat den bezeichnenden Titel "Ein Weltkrieg ist nicht genug". Geboren in Karlsbad, wo sein Vater, Carl Rössler, der später durch seinen Welterfolg bekannte Lustspieldichter, damals Regisseur und Schauspieler war, wurde Hermann Rössler Alt-Österreicher.
  • Chronik der Stadt Stargard und ihrer Gemarkung im Rahmen der Landesgeschichte VIII (h, 2) Marsch des Yorckschen Korps... (25./26. Januar bis 2. Februar 1814). Reitergefecht bei La Chaussée (am 3. Februar 1814). Johannes Overbeck Am 25. Januar hatte Yorck den "längst erwarteten" Befehl erhalten, dem bereits am 17. unter Blüchers Führung in Richtung auf die Marne abmarschierten Korps Sacken zu folgen. Das Heranrücken der Korps der Generale Langeron und Kleist in Richtung auf die bislang vom Yorckschen Korps belagerten oder beobachteten Festungen verzögerte sich aber beträchtlich.
  • Über die Blockflöte Nikolaus Nothnagel In der intimen Kammermusik ist sie zuhause, die Blockflöte, der "recorder", wie sie in England, dem klassischen Blockflötenland heißt, "flauto dolce", wie sie die Komponisten des Barocks nannten. Einfach aufgebaut, unkompliziert zu handhaben, sind die Anfangsgründe ihres Spieles unschwer erlernbar.
  • Der junge Tag [Gedicht] G. H. Piehler Der junge Tag, / umhüllt noch / von dem Dämmergrau, / doch trächtig / mit des Lichtes Gaben, / trat in die Kammer, / still verweilend,
  • Der mecklenburgische Maler Karl Christian Klasen P. Karl Christian Klasen wurde am 19. November 1911 in Güstrow geboren. Als Sohn eines wohlhabenden Vaters, der mehrere Jagden besaß, war ihm eine frohe ungetrübte Jugend beschert; bald jedoch erfaßte die Familie das Schicksal. Der Vater stirbt frühzeitig, das Vermögen zerfloß, so daß der Sohn den Besuch des Realgymnasiums seiner Vaterstadt aufgeben mußte und eine Lehre in einer Kunsttischlerei antrat.
  • Friedrich Chrysander P. Dem Verfasser des Aufsatzes "Lübtheen in historischer Sicht", Dr. Johannes Overbeck, werden viele unserer Leser sehr dankbar sein, daß er uns einmal in diese oft vergessene Landschaft Mecklenburgs, in die "Griese Gegend" einführt. Aber etwas hat er uns unterschlagen, was wir an dieser Stelle nachholen wollen. Lübtheen ist die Geburtsstadt eines vor allem in der Musikwelt berühmten Mannes, nämlich Friedrich Chrysander.
  • Ein unveröffentlichter Brief Luise Reuter geb. Kuntze In dieser schönen alten deutschen Stadt im heutigen Italien lebt unser Caroliner Heinz Schondorf, Sohn des verstorbenen Ministerialrats Schondorf, Erbauer des neuen Carolinums am Glambecker See in Neustrelitz. In seinem Besitz befinden sich zwei für uns Mecklenburger wichtige Originalhandschriften: "Dat Led von den Eikbom" von Fritz Reuter selbst und von seiner Frau Luise Reuter geb. Kuntze ein Brief, welchen sie an Heinz Schondorfs Großvater, den seinerzeitigen Organisten, Komponisten und Kapellmeister Johannes Schondorf in Neubrandenburg, gerichtet hat.
  • Begegnung [Lied] G. H. Piehler; Hans Borlisch Wenn ich in der Stille / durch den Morgen geh, / ohne Ziel und Wille / an den Ufern steh,
  • "Bullenstall" mit Ausblick auf den Ziercker-See, Aquarell Walter Gotsmann
  • Joachim Slüter, Ein niederdeutscher Reformator (1490-1532) Gerhard Bosinski Das 450jährige Reformationsjubiläum - 1967 - hat das Nachdenken über die Persönlichkeit und das Werk Martin Luthers, aber auch vor allem über die Bedeutung der Reformation heute aufs neue angeregt. Es ist nicht zu leugnen, daß Luthers Bemühen allein vom Verständnis des Wortes Gottes her zu begreifen ist.
  • Wann lüftet sich das Geheimnis? (Rethra-Forschungen ergaben: Der Schlossberg scheidet aus) AWE In Feldberg führte kürzlich die Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung des Archäologen Dr. habil. J. Herrmann eine neue Rethra-Untersuchung durch. Seit vielen Jahrzehnten hatte sich hierüber für Heimatfreunde, Historiker und Slawisten interessantes Material angehäuft. Schon 1885 berichtete Ing. Gustav Oesten vor der Anthropologischen Gesellschaft in Berlin von seinen Untersuchungen 1882/83 auf den Inseln des Carwitzer Sees.
  • Ein Brief von der Insel Teneriffa Dorothea Engelhardt Romantica, den 14. 2. 1968 - Heute sitze ich nachmittags ganz allein in unserem appartamento in Romantica und schwänze Schule (den span. Sprachkursus). Edith, die Ehrgeizige, ist natürlich im Kursus unten in Puerto. Mir wird das allmählich für alle Tage zu viel, ich muß mal abschalten. 4 Wochen habe ich nun täglich fleißig gepaukt und abends Schularbeiten gemacht. Die nächsten 4 Wochen gehe ich nur sporadisch hin. Ein Entschuldigungszettel ist nicht nötig! Schließlich hat man ja auch noch anderes zu tun.
  • Auf dem Hochsitz (in den Wäldern bei Northeim) [Gedicht] Fritz Hagemann Die Dämmrung trägt das Sterngewand / Ganz sacht herbei. Am Ackerrand / Zerfällt ein Pflug. Und Vogelruf / Versinkt im Tann.
  • In Memoriam Oberstudiendirektor Dr. Philipp Illmann G. Peters Mit innerer Anteilnahme haben wohl sehr viele der ehemaligen Friedländer vom Heimgang ihres alten Direktors gehört. Wie schnell sind die Jahre dahingegangen. Ich besinne mich noch als einer seiner Pensionäre auf meine erste Begegnung mit ihm. Etwas unsicher, wie es wohl werden würde in der neuen Stadt und der neuen Umgebung, tauchte ich vor dem Direktorhaus auf.
  • Uns´ plattdütsch Eck
  • Weegenled Otthinrich Müller-Ramelsloh Wieh, wieh, wieh! / Wer slöpt öwer Nacht bie mie! / Dat schall mien lütt Häuhning daun, / Häuhning is mien Zuckerhauhn. / Wieh, wieh, wieh, / Wer slöpt öwer Nacht bie mie!
  • Noch so'n poar lütt Verteilseis ut de Möllenstrat Lisa Haenisch Oe Upsatz von Herrn Korl Risch het rni bannigen Spoaß moakt, denn de mirsten, von de he verteilt, hew ick jo kennt. Wi Riecks hemn wol 10 Johr in de Möllenstroat woahnt, in dat middelste von de dree schönen Hüsers, de de oll Ebeling bugt har, een Trepp hoch. Unner uns woahnte, as ick noch ne lütte Diern wir, up de een Sied de Hülppaster von de Stadtkirch, Nathanael Fischer, een sihr stattlichen, finen Mann, de spärer to de Mariners güng un dor "Divisionspfarrer" wür.
  • Läuschen von Fite Kreigenboom Hans Meese Fite Kreigenboom is en seebefahren Minschen und hett as Fahrensmann so tämlich de halve Welt kennenliehrt. Malins steiht hei in Warnmünn' uppe Mool un fangt mit en junge Fru 'ne Snackeri an. Sei geiht dor ok hoeglich up in. Biwägs erkunnigt sei sik: "Seggen S' mal, sünd Sei ok ein von de Schippsmaten, dei in jeden Haben en Bruut sitten hebben?"- "O, nich doch", verwahrt sik Fite. "Wat denken Sei von mi! Ganz so leeg is dat bi mi nich. Kiken S' mal, in Bombay taun Bispill bün ik noch gor nich mal wäst!"
  • Ein Streifzug durch Pommerns Mundarten (III) Gerhard Brose Mutter Ottsch wull ais bottere, un as sai ähr Botterfatt hoale wu, doar sach sai, dat dat kaputt weer. Doar schickt sai ähr kleie Dochter noa't Noawersch, dat sai ähr Botterfatt borge schü. Un dat duert ok ni lang, doa kaim dat Mäke ok mit Noawersch ähr Fatt alope.
  • Mensch und Maschine Hermann Brunswig "Je erfinderischer das Volk, desto ungewöhnlichere Dinge geschehen. Darum spricht der Heilige: - Ich tue nichts, und das Volk wandelt von selbst." Dieser Spruch stammt von Laotse, der von den Chinesen den Ehrentitel "das alte Ohr" erhielt. Er war mit der Welt um sich herum ganz und gar nicht einverstanden, sagte das unumwunden und ohne Scheu. Das alte Ohr hatte es faustdick hinter den Ohren und teilte seine unverzuckerten Pillen höchst freigebig aus.
  • Deine Hände [Gedicht] Goede Gendrich Manchmal / folgen meine Blicke / deinen Händen, / wenn du / in der stillen Stunde / leise durch das Zimmer / gehst,
  • Zu unseren Texten und Bildern
  • Studienrat i. R. Dr. phil. Ernst Meyer + G. H. P. Nach längerem Leiden, das ihn oft für Wochen an das Bett fesselte, ist unser lieber Kollege Dr. Ernst Meyer am 15. August 1968 im Alter von 80 Jahren aus dem irdischen Leben gegangen, betrauert von seiner Gattin Martha Meyer geb. Reuter, die ihm stets eine treue Stütze bei allen seinen wissenschaftlichen Arbeiten war, und von Kindern und Enkelkindern.
  • Der Hirtenknab [Gedicht] G. H. Piehler Vom Wiesenhang, vom Bergeshang / schaut' tief ich in das Tat / am Wiesenhang, am grünen Hang / träumt' ich viel tausendmal.
  • Vermischte Beiträge
  • Kommers der Gymnasial-Abiturienten des Carolinum 1934 [Foto] Heinz Joachim Woschke, gef.; Hubertus Pabst v. Ohain, gef.; Friedrich-WUhelm Holz (aus Mirow) gef. (?); Hans Hiestermann, gef., Dr. Meyer t; Otto v, Reden, gef.; Hans Henning Pantel, Dr. phil., Sievert Beythien, gef.; Gerhard Hanck, Pastor; Oskar v. Bonin, gef.; Herbert Schulz, Dr. med. vet.; Reinhold Günther, gef. (?); Dr. Kühl +; St. R. Zummach.
  • Die Octava des Gymnasiums Carolinum im Sommer 1911 [Foto] Hans Völker, Siegfried Mahnke, Werner Kunitz, Hans Streitenfeld, Joh. Engelbrecht, Karl Müller, Werner Genschow, Otto Sickert, Herbert Schwandt, Herm. Piehl, Karl Ebert, Fritz Meier, Erich Wolfsohn, Kurt Wolter, Willi Granzow, Rudolf Fröhmcke, Walter Blank, Werner Praefcke, Herbert Krüger, Martin Schröder, Lehrer Benzin.
  • Bürgermeister Hofrat Ewald Wohlfahrt Ewald Wohlfahrt stammte aus Alt-Strelitz, besuchte das humanistische Gymnasium Carolinum in Neustrelitz, bestand Ostern 1869 das Abiturientenexamen und studierte in Jena Jura.
  • Früher Abschied [Gedicht] G. H. P. Morgen seh ich dich wandern, / morgen im Frührotschein; / winkst noch von einem zum andern - / bin dann lange allein.