1964/1965 Winter

Das Carolinum
Blätter für Kultur und Heimat

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(30.) 27. Jahrgang Nr. 41

Inhaltsverzeichnis
  • Joh. Joachim Winckelmann und seine Strelitzer Freunde und Schüler. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte im Lande "Dörchläuchtings" Friedrich Scheven Johann Joachim Wirrekelmann ist mehr als der Begründer der neueren Archäologie und Kunstgeschichte. Er wollte in seinen Schriften nicht in erster Linie zu Fachgelehrten sprechen, sondern zu den geistig lebendigen Menschen seiner Zeit, ja jeder Zeit überhaupt. Er öffnete ihnen die Augen für die Schönheit der antiken Kunst und wurde so der Wegbereiter des Klassizismus. Aber darüber hinaus hat er der Welt eine neue Art gegeben, Kunstwerke zu sehen und Kunst zu genießen.
  • Wanderfalter und Falterwanderungen Ernst Urbahn Auf den Briefmarken in aller Welt sind in den letzten Jahren immer wieder die Abbildungen schöner, farbenprächtiger Schmetterlinge erschienen. Exotische Länder glänzen mit ihren berühmten "Augenreißern", aber auch Deutschland kann mit geschmackvoll gefärbten und gezeichneten Faltern aufwarten. Jeder kennt wohl den Trauermantel und Kleinen Fuchs auf der 20-und 10-Pfg.-Marke der Bundesrepublik, den Schwalbenschwanz auf der 20-Pfg.-Marke der DDR, den Apollo und den Admiral, beide in den Farben schwarz oder weiß mit rot und andere, wie man annehmen müßte, echt heimische deutsche Schmetterlingsarten.
  • Wahrheit und Wirklichkeit Hermann Brunswig Die Vergangenheit bleibt für unser Wissen lückenhaft, die Zukunft dunkel und nur die Gegenwart könnte uns hell erscheinen, denn wir leben mitten darin. Aber gerade darum bleibt sie uns am allerundurchsichtigsten, denn sie könnte uns nur klar werden aus dem vollen Wissen um die Vergangenheit, von der sie getragen wird, und um die Zukunft, die sie trägt mit allen Möglichkeiten, die aber erst sichtbar werden, wenn sie sich verwirklichen.
  • Ringe [Gedicht] G. H. Tausend güldne Ringe / ruhen auf dem Grund, / und ich tauch und dringe / stets zu neuem Fund.
  • Der Rostocker Maler Egon Tschirch Ernst Adolf Dreyer Wir wollen heute einen Rostocker Maler der Vergessenheit entreißen, der dem einen oder andern von uns noch lebhaft vor Augen steht. Obwohl seine hohe Gestalt nicht etwa durch Kleidung auffiel, bot die ganze Persönlichkeit doch den Habitus eines besonderen Menschen, eben des Künstlers. Und wer einmal Gelegenheit hatte, ein oder das andere seiner Werke auf sich wirken zu lassen, der nahm einen ganz bestimmten Eindruck von Egon Tschirchs künstlerischem Wesen und Wollen mit.
  • Chronik der Stadt Burg Stargard und ihrer Gemarkung im Rahmen der Landesgeschichte VIII d P. Steinmann "Wie gewiß immer auf die größte Bravour und Begeisterung aller, wenn es auf den Feind ging, zu rechnen war, der größere schwerere Teil des Dienstes - denn die Gefechtstage sind die 'Sonn- und Festtage der Soldaten' - besteht nun einmal im Marschieren, Biwakieren und Mangelleiden, in der Entbehrung leiblicher Pflege, in Hunger und Durst, Regen, Schmutz, Kälte, in der Resignation ohne Übersicht des Ganzen und seines Zusammenhanges, ohne Kunde von den jedesmaligen Gründen und Zwecken, doch unverdrossen, blindlings, bis ins kleinste genau das Befohlene zu leisten und zu leiden, meist ohne Dank, ohne vom Erfolg zu erfahren". So "sah", wie Droysen schreibt, "Yorck das Wesen des Krieges und die Aufgabe des Kriegers an".
  • Friedhöfe in Neustrelitz Hermann Groth Wo das frühere Carolinum steht, lag der erste Friedhof in Neustrelitz. Sichtbar ist von diesem nichts mehr. Namen und Daten sind mir unbekannt, nur einige Sagen und Erinnerungen sind geblieben. So hörten wir Kinder, daß am Ende des Gebäudes, dort, wo Robinien und Fliederbüsche standen, abends um 12 Uhr ein schwarzer Hund mit glühenden Augen erschien. An dieser Stelle sind wohl Gebeine beigesetzt, die bei den Bauarbeiten für die Schule gefunden wurden. Vielleicht waren die beiden Maulbeerbäume, die im Schulhof standen, und deren Früchte so süß waren, wenn sie zur Reife kamen, ein Rest aus dieser Zeit.
  • Unsere drei Kaiserreiche. Eine Jugenderinnerung Hermann Rössler Psychoanalytische Ausflüge ins Land der Jugend sind nicht ungefährlich. Sie reißen manche Wunde auf, geben aber auch oft viel Freude. In diesem Sinne geht meine Erinnerung weit zurück ins Jahr 1901. Wir wohnten in Neustrelitz in der Sassenstraße, und auf der anderen, höher gelegenen Seite wohnte eine nach Neustrelitzer Verhältnissen etwas exotische Familie. Die Matrone, eine Frau Burald, war mit einem Ungarn verheiratet gewesen, der in der Garnison Militärkapellmeister war und von dessen hoher musikalischer Begabung, aber auch feurigem Temperament man sich Wunderdinge erzählte. Die Tochter hatte einen wohlhabenden Kaufmann deutscher Abkunft in der früheren Burenrepublik Transvaal geheiratet. Er hieß Bickell.
  • Sturm [Gedicht] G. H. Speiende Wolken / und zornige Bäche! / Und der Nebel, / das tückische Tier, / jagt um die Höhen.
  • Der Wildpark, Serrahn und das Schweizerhaus (II) Walter Karbe; Annalise Wagner Das "Gatterrevier Wildpark". Wer vor etwa 50 Jahren vom Stadtkirchenturm in Neustrelitz aus in die südostmecklenburgische Richtung blickte, konnte im Osten eine herrliche dichte Waldung, von vielen Außenrevieren umschlossen, erkennen. Sie war der etwa 12000 Morgen umfassende Strelitzer Wildpark mit dem dahinter liegenden doppelt so großen Lüttenhäger Park. Eine der verschiedenen Ursachen zu den Unruhen und der Unzufriedenheit von 1848 war die übermäßige Wildhaltung im Lande und der daraus entstehende Wildschaden für die Ackerbau treibenden Bürger. Die Bezeichnung Wildpark deutet schon darauf hin, daß es sich hier um eine Wildhaltung im Gatter handelt. Bis zum Revolutionsjahr 1848 gab es in Meckl. Strelitz noch keine Gatterreviere.
  • Über die Gelehrtenschule in Neubrandenburg. V. Aufzeichnungen des Bürgermeisters Friedrich Brückner über die Schule um 1810 Irmgard Unger-Brückner Aus den hinterlassenen, in seinem 68. Lebensjahr (1869) gemachten Aufzeichnungen meines verstorbenen Onkels, des Bürgermeisters Friedrich Gustav Brückner, der Michaelis 1809 nach Tertia kam, möchte ich seine Schilderung der damaligen Schulverhältnisse hier einfügen: Die Organisation der gelehrten Schule, wie sie damals war, entsprach den Anforderungen der Jetztzeit in keiner Weise und es erscheint fast unbegreiflich, wie bei solchen Einrichtungen überhaupt tüchtige Männer haben gebildet werden können. Es bestanden zwar 4 Abteilungen, Prima, Sekunda, Tertia und Quarta.
  • Mein Sohn [Gedicht] Fritz Hagemann Du kamst sehr spät. Und tastest an die Wende / Des dritten Jahres kaum, ein zartes Kind. / Und immer hebst du deine kleinen Hände, / Und deine Stimme harft wie Zephyr lind.
  • Über den Ursprung und die Geschichte Malchins (II) Ulrich Fischer Die erste Nummer des "Mecklenburgischen Urkundenbuches" (M. U. B.) vom Jahre 786 erwähnt bereits die Peene als östliche Grenze des Einflußbereichs des Bistums Verden. In mehr als 20 weiteren Urkunden allein bis 1250 wird die Peene genannt, meist im Zusammenhang mit Streitigkeiten um die Sprengelgrenzen zwischen den Bistümern Schwerin und Camin in Pommern. Das Land der Circipaner findet fast ebenso oft Erwähnung als Streitobjekt der weltlichen Herren, der Fürsten von Mecklenburg und Pommern.
  • Neudrusedom. 4. Folge. Erinnerungen Niklas Nothnagel Die Schützenfeste Neudrusedoms sind längst verrauscht, die Musen des alten Theaters verstummten und auch der alte vielgewandete Nachtwächter R. hat seit langem seine letzte Runde beendet. Ob und wie er im Himmel seinen diversen Tätigkeiten nachgehen mag, entzieht sich aus naheliegenden Gründen der allgemeinen Kenntnis. In diesem Zusammenhange muß der Verfasser an die höhere Knabenschule denken, welche, wie erinnerlich, am kleineren der beiden Seen Neudrusedoms lag.
  • Zu unseren Texten und Bildern
  • Dritte Europäische Rektorenkonferenz in der neuen Stadthalle Göttingen G. H. P. Das bis zum Zweiten Weltkriege als klein und freundlich bekannte, durch die wissenschaftliche Qualität seiner Universitas berühmte Göttingen ist im letzten Sommer zur Großstadt geworden. Der Friede und die Ruhe der Kleinstadt mußten schon lange weichen, aber die liebliche Umgebung und die Quellen der Wissenschaft mit ihren Bibliotheken sind geblieben. Überdies lockt weiterhin der sonnige Süden, der demjenigen nahegerückt ist, der in Göttingen sein Domizil aufgeschlagen hat.
  • Bücher und Buchbesprechungen
  • Uns´ plattdütsch Eck
  • Smeeper Borgward und de Paster Hans Henning Schreiber Dat weer en heten Sommerdag. Mudder Sünn harr bannig inbött und brennt' up de Ird hendal, as wull se de ganze Welt verglösen un ansängeln. De lütten Stirnblomen un Kamellen, de hüt morgen noch so plietsch frisch in de Welt herinlurten, leeten de Köpp hängen und dröhmten vun Dod un Verdrögen.
  • Winachtsmark Hans Meese. To uns' Jungenstiet üm 1900 rüm wier dat Pierfohrwark noch nich in PS ümwannelt. De Stratenverkiehr verlööp dunnmals sachtmödiger un sinniger as hüdendaags. De Lüüd harren ok mihr Tiet. Dor föhrten ok noch keen chromglänzen Stratenkrüzers üm dat Rondell von den Nigenstrelitzer Mark (Runddeel sären de Nigenstrelitzer), un von Teenagers un Sexbomben mit Atombusen un blondierte Superbomhen, ne, dor wüß noch keeneen wat von af. Ik bidd di, wat hart dat in Nigenstrelitz 'n Upsehn gäven!
  • Oltspraken Wüür
  • Vermischte Beiträge
  • Aus alter Zeit P. Am 9./10. Oktober 1906 feierte das Gymnasium Carolinum ein hundertjähriges Jubiläum, denn im Herbst 1806 war das große erste Schulgebäude in der Glambeckerstraße soweit fertig gestellt, daß die bisher in einem Bürgerhaus am Markt untergebrachte Anstalt dorthin verlegt werden konnte. Dieser Einzug geschah, im Gegensatz zur Grundsteinlegung, ohne alles Aufheben.