1964 Sommer

Das Carolinum
Blätter für Kultur und Heimat

Die komplette Ausgabe zum Download
(40,21 MB)

(30.) 27. Jahrgang Nr. 40

Inhaltsverzeichnis
  • Zum 30. Jahrestag - Über die Entstehung und Entwicklung unserer Zeitschrift Gustav H. Piehler Das Gymnasium Carolinum wurde am 12. April 1795 durch Herzog Carl von Mecklenburg-Strelitz als Oberschule gegründet. Schon im Jahre 1804 zogen Schüler direkt von der Oberschule, wie wir aus den "Annalen" wissen, auf die Universität. 1809 wird von der "Gelehrtenschule" gesprochen, und am 16. Oktober 1811 wird das Gymnasium offiziell von Herzog Carl mit dem Ehrennamen "Gymnasium Carolinum" ausgezeichnet. - Nun regte sich der berechtigte Wunsch im Lehrerkollegium, durch Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten auch den Beweis der Ebenbürtigkeit gegenüber älteren Gelehrtenschulen Deutschlands zu erbringen.
  • Johann Brinckmann Ulrich Berner Die Mecklenburger können stolz darauf sein, daß ihr Land außer Fritz Reuter noch eine weitere markante Dichtergestalt hervorgebracht hat, nämlich John Brinckman. Man wird nun beide in Einzelheiten nicht völlig verstehen können, wenn man nicht mit dem besonderen Mecklenburger Milieu vertraut ist, aber sie sind noch mehr als mecklenburgische Dichter. Man wird ihrer Bedeutung nicht gerecht, wenn man sie nicht gleichzeitig als niederdeutsche Dichter im weiten Sinne würdigt. Das läßt sich von mehreren Gesichtspunkten aus beweisen.
  • 1963/1964 [Gedicht] Hans Franck Ihr saht nicht mehr des Ewigen Gebärde, / Ihr härtet seinen Anruf nicht; / verfallen wart Ihr glaubenslos der Erde, / auf nichts als Geld und Glanz erpicht.
  • Neubrandenburgs mittelalterliche Wehrbauten Erich Brückner Nur wenige Tore der mittelalterlichen Stadtburgen sind erhalten. Der Verkehr erzwang ihre Beseitigung. Der Boden der Stadt wuchs empor (in Neubrandenburg in 700 Jahren rd. 1,20 m.) Die Tordurchfahrt wurde immer niedriger. Frachtwagen mußten ab- und wieder aufgeladen werden. Das Aus- und Eintreiben der 3 bis 4 Viehherden sperrte die Straße. Verteidigungswert hatten die Tore schon lange nicht mehr. Ihre Erhaltung machte unnötige Kosten. Sie wurden abgebrochen.
  • Chronik der Stadt Burg Stargard und ihrer Gemarkung im Rahmen der Landesgeschichte VIII c P. Steinmann Im August 1813 waren die Streitkräfte der Verbündeten in einem weitgespannten, aber an drei Stellen unterbrochenen Bogen versammelt, der von Nordböhmen, Schlesien, Brandenburg sich bis Mecklenburg erstreckte. Demgegenüber hatte Napoleon die Sehne dieses Bogens, die Elblinie, als Basis für die Aufstellung seiner Truppen gewählt. Die "Hauptarmee" der Verbündeten war unter dem Kommando Schwarzenbergs in Nordböhmen postiert. Ihr gegenüber hatte Napoleon die seinige in Sachsen, in der Linie Dresden, Pirna, Königstein, Zittau, aufgestellt. Den linken Flügel bildete - etwas abgesetzt - die "Boberarmee" unter Marschall Ney.
  • 100 Jahre Eisenbahnen im Lande Stargard - 75 Jahre MFWE Ernst Haberland Die Vorderstadt Neubrandenburg erhielt als erster Ort in Mecklenburg-Strelitz Eisenbahnanschluß. Am 15.11.1864 nahm die Mecklenburgische Friedrich-Franzbahn die Strecke Güstrow - Neubrandenburg in Betrieb, und schon gut zwei Jahre später, am 1.1.1867, war durch die Verlängerung dieser Strecke nach Strasburg die Eisenbahnverbindung mit Stettin hergestellt. Diese das Land in der nördlichen Hälfte durchquerende "ausländische" (schwerin'sche) Bahn wurde zusammen mit der "preußischen" Nordbahn, die das Land von Süd nach Nord durchzieht, bestimmend für die weitere Entwicklung der Eisenbahnen im Lande.
  • Das Gedicht Erna Blaas Der die Rose machte und die Raute / aus dem Staub'der Erde und aus Licht, / hat, so sagst du, auch das arme, laute / Menschenwort erhöht für Sein Gedicht!
  • Tadoussac - ein Kulturbild aus Kanada Hermann Rössler Alte Kultur- und Handelsstätten schrumpfen, wenn ihre Mission beendet ist; oft zu einem Nichts zusammen. Was Tyrus und Sidon einst für die Mittelmeervölker gewesen ist, das war vor einigen Jahrhunderten für die Kanadier der heute so unscheinbare Ort Tadoussac. Der Name ist bretonisch; Seefahrer aus der Bretagne haben den mächtigen St.-Lorenz-Strom entdeckt und später die Ufer besiedelt. An der Mündung eines Nebenflusses, Saguenay ("Fluß der tiefen Wasser") genannt, liegt Tadoussac zum Teil auf einer Landzunge. Der große Strom ist zwar noch weit entfernt von der Mündung, aber er beginnt bereits dem Meere zu gleichen.
  • 50 Jahre Bibliotheca Hertziana in Rom. Das Erbe der Henriette Hertz Josef Schmitz van Vorst Die Bibliotheca Hertziana in Rom, das jüngste Reis am Baum der deutschen wissenschaftlichen Institute in Italien, beging in diesen Tagen ihr fünfzigjähriges Bestehen. Die Anfänge des Deutschen Archäologischen Instituts zeichnen sich 1828/29 ab. Dem von Theodor von Sickel 1883 gegründeten Österreichischen Historischen Institut und dem 1888 errichteten Historischen Institut der Görres-Gesellschaft trat im gleichen Jahr das Preußische und heutige Deutsche Historische Institut an die Seite.
  • Schicksalhafte Hochzeit im Neustrelitzer Schloß, 10. 6. 1841 Lisa Haenisch geb. Rieck Als ich zusammen mit meinem Bruder Walther und seiner Frau Dänemark bereiste, besuchten wir in Kopenhagen auch Schloß Rosenborg, jahrhundertelang das Wohnschloß der königlichen Familie, seit 1858 aber in ein sogenanntes Familienmuseum umgewandelt. Man findet hier Möbel und Gebrauchsgegenstände der einstigen königlichen Familie, Gemälde, Porzellan, die Kronjuwelen und sonstige Kostbarkeiten, und kann sich das alles ohne Führung in Ruhe ansehen. Auf unserem Rundgang entdeckte ich ein Porträt: Konprinzessin Marianne von Dänemark, geh. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz. Ich sagte: "Nanu, wer ist denn das? Tining Barth hat uns in der Heimatkunde doch nie von ihr erzählt!"
  • Begegnungen zwischen Olympia und Tokio K. H. G. Wenn die Sonne am 20. August 1964 über Griechenland im Zenith steht, dann wird vor dem Zeustempel in Olympia mit Hilfe eines Brennspiegels die Flamme entzündet, die während der Olympischen Spiele vom 10. bis 24. Oktober in Tokio brennen wird. Griechische Läufer tragen das Feuer nach Athen. Von dort wird es mit dem Flugzeug über Istanbul, Beirut, Teheran, Lahore, Neu Delhi, Rangun, Bangkok, Kuala Lumpur, Manila, Hongkong und Taipeh nach Okinawa gebracht. Auf vier verschiedenen Wegen einer Sternstaffel wandert die olympische Fackel dann durch die Hände von mehr als 150000 jungen Japanern quer durchs "Land der aufgehenden Sonne" ins Stadion am Meji-Park.
  • Die Tat [Gedicht] G. H. Die blauen Blumen / reifen auf dem Felde, / des Mohnes Glut / schäumt in dem heißen Wind.
  • Zum Gedächtnis unseres Abiturienten Hans Jürgen Graf Blumenthal - geboren am 23. Februar 1907 in Potsdam; den Tod erlitten am 13. Oktober 1944 in Plötzensee. Berlin-Plötzensee, den 13. Oktober 1944. Wenn diese Zeilen in Deine lieben, guten Hände kommen, bin ich nicht mehr auf dieser Welt. Ich bin zum Tode verurteilt, rauche jetzt eine letzte Zigarette und werde in kurzem hinübergehen in die Ewigkeit, in der wir uns wiederfinden werden, um niemals mehr getrennt zu werden.
  • Über Ursprünge und Ziele im neuen Kirchenbau Roderich Schröder Es sind nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland mehr Kirchen gebaut worden, als vorher seit der Reformation bis zum Beginn des Krieges. Dafür gibt es mehrere Gründe. Durch den Krieg waren, besonders in den Städten und Großstädten, zahlreiche Kirchen zerstört worden, so daß die ersten Bemühungen der beiden Konfessionen sich zunächst auf eine Wiederherstellung der in den alten Wohngebieten liegenden Kirchenruinen erstrechen, soweit in diesen Stadtteilen der Wiederaufbau der Wohnungen voranschritt. Häufig aber war durch Brand- und Sprengbomben von dem Gefüge der Kirchen so wenig stehengeblieben, daß bei der allgemeinen Armut und dem Mangel an Baumaterialien an den Wiederaufbau der früheren baugeschichtlich und künstlerisch oft wertvollen Räume zunächst nicht gedacht werden konnte.
  • Schliemanns Schwester Dütz K. A. P. In einem Brief, den Heinrich Schliemann am 22. 8. 1868 nach Röbel schrieb, bat er seinen Schwager, der ihm von der Krankheit seiner Frau geschrieben hatte, ihr Leiden recht ernst zu nehmen, denn es handele sich um das Leben seiner Frau, "meiner Lieblingsschwester". Er konnte sich nicht genug tun, Ratschläge zu geben und Vorschläge zu machen, und war selbstverständlich bereit, einen Teil der Kosten zu tragen!
  • Der Wildpark, Serrahn und das Schweizerhaus (I) Walter Karbe; Annalise Wagner Von Neustrelitz führten verschiedene Wege in den Wildpark und zum Schweizerhaus. Wer Auto fuhr, folgte meistens der Chaussee bis zum Thurower Heckenhaus und erreichte von da auf hinreichend festem Waldwege in 10 Minuten die Försterei. Wer einen Fußmarsch von etwa anderthalb Stunden nicht scheute, konnte den Autobus bis zur Endstation Alexanderplatz benutzen, ging die Fürstenberger Straße entlang am "Grünen Baum" vorbei und weiter geradeaus zum Domjüch-See. Dann den Talgrund entlang bis zur Brücke kurz vor dem Jägerpohl. Hier rechts ab über dieselbe und zur zweiten Brücke. Hier wurde der die Schäferei Pöhle mit dem Jägerpohl verbindende Graben überschritten und es ging weiter immer geradeaus über die Goldenbaumer Landstraße am Heckenhaus 4 und dem Mückengrund vorbei zur Försterei.
  • Allein [Gedicht] Hermann Hesse Es führen über die Erde / Straßen und Wege viel, / Aber alle haben / Dasselbe Ziel.
  • Ein Gruß zum 30. Jahrgang des "Carolinum" Heinz Lohmeyer "Der unmittelbare, rückhaltlose Dialog wird immer schwerer und seltener, immer unbarmherziger drohen die Abgründe zwischen Mensch und Mensch unüberbrückbar zu werden. Dies ist die eigentliche Schicksalsfrage der Menschheit." Mit diesen Worten hat der im Jahre 1953 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnete jüdische Religionsphilosoph Martin Buber anläßlich einer Rede in New York im Jahre 1952 einen Prozeß gekennzeichnet, in dem wir uns seit Jahren befinden und dessert wesentlicher Inhalt die zunehmende Erschwerung des echten Gesprächs zwischen Menschen verschiedener Art und Gesinnung ist.
  • Bücher und Buchbesprechungen
  • Neudrusedom / Erinnerungen Niklas Nothnagel
  • Ein Brief aus dem hohen Norden Schwedens Hans Hittenkofer Jokkmokk, den 17. März 1964. Nachdem wir einen ungewöhnlich milden Winter hatten, hat uns ein ebenso kalter März überrascht, mit nachts -25° und tags um 0° herum. Uns ist dieses umso angenehmer, als wir nun unsere Autobahn über die sich viele Meilen (schwedische Meilen) erstreckenden Seen zum Abtransport des im Winter gefällten Holzes ausnutzen können. Wir transportieren täglich über 20000 Kubikfuß Nutzholz bis zur Industrie an der Ostküste, womit wir die Kosten der Fällerei in etwa abdecken können.
  • Zu unseren Texten und Bildern
  • Uns` plattdütsch Eck
  • Zwei Gedichte und ein kleines Stück Prosa John Brinckman Vagel Grip - Uns Köster - Höger up (Dei Güstrower Mark)
  • Vermischte Beiträge, u.a. Faksimiles von Handschriften alter Lehrer des Carolinums von 1921 Friedrich Rosenthal
  • Professor Haberland mit der Sekunda auf dem Schulhof des Realgymnasiums in Neustrelitz [Foto] Helene Busley geb. Böttcher Jonas, Ferchland, Köster, Wolgast, Maass, Prof. Haberland, Szypnewski, Wrege
  • Albert Stecher 95 Jahre Schon anläßlich seines 90. Geburtstages berichteten wir in Heft 30, Seite 105, kurz über die Schulzeit, die unser Senior, Albert Stecher, von Octava bis Obersekunda auf unserem Carolinum verbrachte, und über seinen beruflichen Werdegang, der fast fünf Jahrzehnte bewährter Pflichterfüllung umfaßt. In dieser Lebensbewährung ist er sich seitdem treu geblieben, und mit der Fülle seiner Erinnerungen und Erfahrungen verbindet sich in ihm eine Persönlichkeit, die über allen Zeitenwandel hinweg schlicht in sich selber ruht und menschlich aufgeschlossen tief in heimatlicher Verbundenheit wurzelt.