1958 März

Caroliner Zeitung
Blätter für Kultur und Heimat

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(24.) 20. Jahrgang Nr. 25-26

Inhaltsverzeichnis
  • Städte und Gestalten Hermann Gienapp Wir bringen im folgenden eine Auslese aus den dichterischen Werken von Hermann Gienapp. Mit diesem Beitrag möchte er unserem alten Carolinum seinen Dank und seine Verbundenheit bekunden. Wie alle seine dichterischen Werke ist auch diese Auslese nach einem zyklischen Baugesetz zusammengestellt, worin der wechselseitige Bezug der einzelnen Teile aufeinander erst den Gesamtgehalt sichtbar macht. Die Auswahl ·erstreckt sich vom ersten selbständigen Werk - der "Geistigen Krone" (1923-1927) - bis an die Gegenwart (1953) heran und vom engsten Bereich -- der Heimatstadt - bis zum weitesten Umkreis, mit dem "Ewigen Persien".
  • Auf den Spuren unseres Gründers des Herzogs Carl von Mecklenburg-Strelitz, Vaters der Königin Luise Paul Kühl "Un wat nich is un wat nich kann, is ümmer Vadder schuld doran, männichmal is dat äwerst ok Mudder"; dieser scherzhaft negativ geprägte Ausdruck mecklenburgischer Volksweisheit bedeutet, positiv ausgedrückt, daß für jeden Menschen der Boden, auf dem er gewachsen ist, seine Herkunft, seine Kinderstube von größter Bedeutung ist. In diesem Sinn sind manche Eigenschaften und Charakterzüge, die wir an Königin Luise bewundern, ihr starker Familiensinn, ihre Rechtlichkeit, Herzensgüte und ihr kerndeutsches Empfinden, durch eine nähere Betrachtung ihrer Familie, vor allem ihres Vaters, besser zu würdigen und zu verstehen.
  • Kindheit und Jugend Heinrich Schliemanns Annalise Wagner Wenn hier versucht wird, über die Kindheit und Jugend Heinrich Schliemanns etwas zu berichten, so geschieht es keineswegs auf Grund langjähriger Forschungen. Außerdem sind in den letzten 50 Jahren viel gute und schlechte Bücher und Aufsätze über diesen großen Caroliner und Mecklenburger geschrieben, die allen möglichen Interessengruppen gerecht zu werden versuchten. Der Archäologe und Philologe, der Goldsucher und Schatzgräber, der Laie und der Schüler kann seinen Wissensdurst über Schliemann zur Genüge in ihnen stillen. Aber weil Schliemann durch Schule und Freunde, Vaterhaus und Lehrstelle in Beziehung zum südöstlichen Mecklenburg, incl. Neustrelitz, steht, soll hier für die Heimatfreunde noch einmal das Wesentlichste zusammengefaßt werden.
  • Heinrich Schliemann und seine Beziehung zu Mecklenburg-Strelitz Walter Karbe Eine willkommene Bereicherung erfuhr das Hauptarchiv kürzlich durch den Erwerb von mehr als 60 eigenhändigen Briefen Heinrich Schliemanns, des weltberühmten Trojaentdeckers. Sie sind an einen Neustrelitzer Jugendfreund gerichtet und stammen aus den Jahren 1868-90. Es ist dies die Zeit seiner wirksamsten Forschertätigkeit, deren Schilderung demgemäß auch einen breiten Raum einnimmt; auf diese kann hier niclit weiter eingegangen werden. Es soll an dieser Stelle nur einiges aus den Briefen erzählt werden, was für unsere engere Heimat von Interesse ist, zu der Schliemann in naher Beziehung stand.
  • Aus: Das griechische Abenteuer J. I. von Wiese Am Heiligen Abend des Jahres 1829 lag eine geschlossene Schneedecke über dem weiten, flachen mecklenburgischen Land. Drei Tage waren die Flocken ohne Unterlaß gefallen, und der Weihnachtsmorgen brachte bei klarem Wetter starken Frost. So kam es, daß auf dem Weg zum Weihnachtsgottesdienst der Schnee unter den Stiefeln knirschte und sich ein hoher Sternenhimmel über dem Land auftat.
  • Ihr gingt vorauf [Gedicht] Willi Cordua Wie lange ist es her, / daß inniger einander wir begegnen? / Als euer Engel rief zu frühem Sterben / und ihr ihm folgen mußtet, / wußte da die Seele schon, / welch größer Leben vor euch lag?
  • Gedanken zu meiner Schulzeit Willi Cordua Bisher las ich immer von verbotenen Schülerverbindungen. Es gab aber zu meiner Zeit erfreulicherweise schon erlaubte: den Li. V., den Leseverein, den Musik-Zirkel. Ich erinnere mich noch heute dankbar daran, daß uns Schülern damals schon die Möglichkeit einer eigenen künstlerischen Betätigung damit gegeben wurde. Denn darauf kam es im Grunde hinaus bei diesen Vereinen. So wurden im Literarischen Verein wöchentlich an einem Abend meist klassische Stücke mit verteilten Rollen gelesen.
  • Erinnerungen an Thomas Mann Friedrich Rosenthal Sehr geehrter Herr Oberstudiendirektor Piehler! Im Laufe des vergangenen Jahres erhielt ich von Ihnen aus der allen Heimat eine Anzahl von Briefen, in denen Sie Gedanken und Empfindungen freundlicher Gesinnung, persönliches Verstehen und menschlich-gütiges Interesse zum Ausdruck bringen, wofür ich Ihnen herzlich danke. In diesen Briefen sprechen Sie von Ihren Bemühungen um einen neuen Zusammenschluß der alten Caroliner und vom Ziel und Sinn der Caroliner Zeitung, in der Sie sich die Aufgabe stellen, in diesem neuen Abschnitt deutscher Geschichte zerrissene Fäden wieder zu knüpfen und das Einigende zu betonen, damit der unselige, trennende Streit um Partei, Religion und Rasse begraben sei.
  • Als ich ein Junge war - seinen Kindern erzählt, Weihnachten 1917 Peter Brunswig Meine lieben Kinder! Ihr kennt die große Stadt Berlin, die man auf jeder Karte findet und wo Peter geboren ist. In dieser Stadt wohnen nur kluge Leute, oder wenigstens glauben sie selbst alle, daß sie mächtig klug seien und die allerklügsten Leute in der ganzen Welt. Wenn nun so ein kluger Berliner in die Sommerfrische an die Ostsee gehen will, um seinen Geist wieder etwas aufzufrischen, so geht er an den Stettiner Bahnhof und besteigt einen Zug der Bahn, die Nordbahn genannt wird, weil sie von Berlin nach Norden fährt. Zuerst kommt er dann durch ganz flaches Land, an dem nicht sehr viel zu sehen ist.
  • Ein Brief aus Honolulu Carl E. Reinhardt Liebe Caroliner! Ohne viel einleitende Worte möchte ich Euch mitteilen, daß eine der größten und freudigsten Überraschungen in mein Haus flatterte: die Caroliner Zeitung. Nachträglich meinen herzlichsten Glückwunsch zum Caroliner Treffen in Marburg und besten Erfolg für die Zukunft! Erinnerungen an die "Penne" wurden wach. Wie gerne denkt man heute an all die Tage zurück, in denen wir seinerzeit schwitzten und lachten und versuchten, hier und da eine Stunde zu schwänzen, weil die Hausaufgaben nicht erledigt waren. Ich denke an die 10 Minuten vor dem "Klingeln", die wir unten am Glambecker See verbrachten, um die Maikäfer zu schütteln, die dem Geschichtsunterricht den Beigeschmack moderner Technik in Form fliegender Objekte gab.
  • In der Schule am Meer, Eingangskapitel des Romans "Primanerfahrt" Werner Klose Der Mann, der den roten Schlauch über den breiten Plattenweg schleift, ist Herr Klett. Er kommt in unserer Geschichte nicht vor, obwohl er als Hausmeister einer der wichtigsten Männer der Schule ist. Dieser Stoßtruppführer der Scheuerfrauen und Hilfsarbeiter steht ganz vorn im Kampf gegen Schmutz und Schlamperei in den Gebäuden, und sein Todfeind ist der Sand, den der Seewind von den Dünen über die Heide treibt.
  • Rat Praefkcke Margarethe Lachmund, geb. Grobbecker Wenn·icli an meine Schulzeit auf dem Lyzeum in Neustrelitz (1907- 13) zurückdenke, geschieht es mit großer Dankbarkeit. Das Besondere, was die Schule uns gab, war die Freiheit und Aufgeschlossenheit, in der wir in ihr aufwachsen durften. Sicher haben wir diesen Wert erst später, als wir erwachsen waren, bewußt empfunden. Als Kind und junger Mensch nimmt man das Gute als selbstverständlich hin, und so werden wir damals kaum begriffen haben, daß wir diesen Geist des Schullebens vor allem Rat Praefcke zu verdanken hatten.
  • Über ein Treffen der Lyzeistinnen Im November trafen sich in Harnburg einige ehemalgie Neustrelitzer Lyzeistinnen, um das 150jährige Bestehen der Schule zu feiern. Man beschloß, für eine größere Wiedersehensfeier - möglichst 1958 - zu werben, da dies erste Treffen nur wenigen bekannt geworden war.
  • Tradition Kühl Es ist doch so: jeder einzelne von uns trägt in sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Jeder einzelne - ob er sich dessen bewußt ist oder nicht, ist völlig gleichgültig - ist Gewirktes und Wirkendes.
  • Carolinum und Lyzeum Der Festschrift des Direktors am. Carolinum Dr. Rättig aus dem Jahre 1856 entnehmen wir, daß die höhere Mädchenschule bis 1834 dem jeweiligen Direktor des Gymnasiums unterstand. Das war also auch noch der Fall; nachdem Michaelis 1831 das geräumige und vortrefflich ansgestattete Schulhaus hinter der Stadtkirche eingeweiht war. Erst in der Folge erhielt die höhere Mädchenschule in dem Lehrer Schröder einen besonderen Rektor.
  • Anschriften der Caroliner und Freunde des Carolinums (Fortsetzung)
  • Vermischte Nachrichten
  • Zu unseren Texten und Bildern
  • "der sich die Heimat erwanderte", die erste Kritik zum Karbe-Buch Reinhard Barby Annalise Wagner hat sich durch die Herausgabe des Buches " ... der sich die Heimat erwanderte" ein ganz großes Verdienst erworben. Sie hat Herkunft, Jugend, Werdegang und Leistungen Walter Karbes mit feinem psychologischem Verständnis für diese einmalige Persönlichkeit - unter guter Verwendung von Karbes eigenen Aufzeichnungen - dargestellt, wofür ihr alle Heimatfreunde dankbar sein müssen.
  • Aus alter Zeit: § 22 der Schulordnung vom 21. 3. 1889 (Bürgerschule) Sämtliche Schüler und Schülerinnen müssen angemessen bekleidet zur Schule kommen. Die Lehrer sind befugt, dahin gehende Anordnungen zu treffen.
  • Ein Brief von Siegfried Zander, Hamburg: Min leiw Schnurz! Siegfried Zander Min. leiw' Schnurz! To Din "Nahklapp" häf ik mi bannig freut. Dat is doch 'n schön's Geföhl un dat makt ein'n richdig warm üm't Hart, wenn'n weit, dat de Herrn Schriftgelihrten von de Caroliner Zeitung nich blos de von de höwersten Bänk to Wurd kamen laten, nee, dat se ok weiten will'n, woarts dat mit de Volksstimmung up de ünnersten Bänk utsüht.
  • Luise Michaelis (Kortenleggersch) In der Caroliner Zeitung Nr. 21/22 ist eine Reihe von Originalen der Stadt Alt-Neustrelitz erschienen. Da tauchte in meiner Erinnerung ein Bild aus der Versenkung anf, welches sich würdig an die Kette der besonderen Typen damaliger Zeit anschließt. Wecker hett se in de Schölertid nich kennen liehrt, dit Unikum Luising, mit Namen Kattenmichelsch?
  • Uralte Geschichten von Lehrern und Schülern unseres Gymnasiums aus längst vergangenen Tagen Hustaedt Der alte, begüterte und stets auf das vornehmste gekleidete Professor Michaelis, der bis 1893 in Deutsch, Griechisch und Geschichte Unterricht erteilte, zeichnete sich durch seine besonderen, die Heiterkeit der Schüler hervorrufenden Eintragungen in das Klassenbuch aus.
  • Ne, wat dat ok al giwt [Gedicht] Ehrenfried Bahlcke "Schnurz" Dat is man, dat ick dorvon segg, / Süss geiht mi dat nix an, / Denn ick gah ümmer minen Weg / So god, as ick dat kann.