1960 Winter

Das Carolinum
Blätter für Kultur und Heimat

Die komplette Ausgabe zum Download
(39,11 MB)

(26.) 23. Jahrgang Nr. 32

Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort Wir wußten um die Verpflichtung, ein Sonderheft zum 150. Geburtstag des größten mecklenburgischen Dichters, Fritz Reuter, herauszugeben, da das "Carolinum" die einzige mecklenburgische historisch-literarische Zeitschrift ist, deren Mitarbeiter in allen Gebieten deutscher Zunge wohnen. Uns fehlten jedoch die Mittel, und so waren wir gezwungen, im jetzt erscheinenden Winterheft den großen Sohn Mecklenburgs, dessen Werke in fast alle Kultursprachen übersetzt wurden, zu ehren.
  • Aus: Fritz Reuter, Verlag Cotta, Stuttgart 1938 Friedrich Griese Diese Sammlung (der Läuschen und Rimels) half nicht nur dem Dichter, sie hatte auch ihre Bedeutung für den Menschen Fritz Reuter. Der Kampf, der hinter ihm lag, die Mißhandlung einer Jugend bis in das reife Mannesalter hinein, unfruchtbar und sinnlos ihrer ganzen Art nach, mußte überwunden werden, ehe die eigentliche Arbeit begann, und da dieser Kampf menschlich nicht zu überwinden war, konnte es nur vom Dichter aus durch das Werk geschehen. "Wäre Reuter jünger gewesen, dann läge für uns heute der Beginn dieser Überwindung vielleicht in einem Buche wie 'Kein Hüsung' vor."
  • Über Fritz Reuter Irmgard Unger-Brückner (I) Der Stammbaum, (II) Der Stammbaum der Familie, (III) Die Familienuhr, (IV) Gedicht von Ernst Boll, (V) Die Spickgans von Kappheim zu Weihnachten 1863, (VI) Der Kuhnhahn (Puter) für Bismarck, Weihnachten 1867, (VII) Fritz Reuters "Ut de Franzosentid" in Neuseeland (Weihnachten 1867) und Fritz Reuter in Japan, (VIII) Fritz Reuter-Stammtisch im Ratskeller zu Neubrandenburg, Ölgemälde von Wilhelm Bahr 1899
  • Die Bedeutung der Gebrüder Boll in Fritz Reuters Leben und Werk Annalise Wagner Was die Gebrüder Grimm verband und sie Großes für die Geschichte der deutschen Sprache und Literatur leisten ließ, das verband auch die Gebrüder Ball in Neubrandenburg. Um die Mecklenburgische Geschichte und Kultur haben sich Franz und Ernst Ball sehr verdient gemacht und jeder Heimatforscher greift noch heute zu ihren Werken. Daß sie auch literarisch interessiert waren, ist vielen Lesern in bezug auf Fritz Reuter weniger bekannt. Die fruchtbarsten und auch glücklichsten Jahre in Reuters Leben sind die sieben Neubrandenburger Jahre gewesen.
  • Fritz Reuter als Student der Rechte Carl Meltz Heinrich Ludwig Christian Friedrich (Fritz) Reuter wird am 7. November 1810 in der kleinen mecklenburgischen Landstadt Stavenhagen geboren. Der strenge Vater Georg Johann Friedrich Reuter, nach seinem juristischen Studium in Rostock zunächst Amtsauditor in Grabow, geht 1805 in gleicher Eigenschaft nach Stavenhagen und wirkt dort von 1808 bis zu seinem Tode im Jahre 1845 als Bürgermeister, daneben auch noch als Stadtrichter und Amtsregistrator.
  • Der Reuter-Rezitator Karl Kraepelin Annalise Wagner "Ich bin die erste Kohlmeise, wir wollen sehen, ob nicht Nachtigallen folgen!" Diese Worte Klaus Groths über sich und sein Werk sollen hier auf den ersten Reuter-Rezitator Karl Kraepelin, Neustrelitz, übertragen werden. Seiner und seines Milieus, des Sonnabendvereins, der den ersten Schauplatz und die Geburtsstätte zü Reuters Ruhm bildete, soll hier gedacht werden. 1848, nach der gescheiterten bürgerlichen Revolution, an der sich u. a. auch hekannte Demokraten von Neu- und Altstrelitz beteiligten, schloß das damalige Hoftheater auf Wunsch der Bürger für zehn Jahre seine Pforten. Karl KraepeIin war noch kein Jahrzehnt in Neustrelitz an der Bühne beschäftigt (zuerst als "letzter" Chorist und für kleine Partien) und hatte nur ein kleines Einkommen. Jedoch war er durch seine Wendigkeit und vielseitige Begabung ein unentbehrliches Mitglied des Ensembles geworden.
  • Chronik der Stadt Burg Stargard und ihrer Gemarkung im Rahmen der Landesgeschichte IV Paul Steinmann IV. Vom Güstrower Erbfolgestreit (1695 ff.) und von der Errichtung des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz im Jahre 1701 bis zum Tod von Adolf Friedrich IV. (1794) - "Dörchläuchting". Das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz hat sich nicht organisch entwickelt, sondern ist ein künstliches Gebilde. Das zeigt schon seine Zusammensetzung aus zwei verschiedenartigen, weit von einander liegenden Teilen, dem Lande Stargard und dem Fürstentum, ehemaligen Bistum, Ratzeburg. Mecklenburg-Strelitz ist das Produkt eines Kompromisses, eine Schöpfung des Hamburger Vergleichs vom 8. März 1701.
  • Kollegium der Töchterschule in Neustrelitz 1890 (Aufnahme von 1894?) Peter Schmuhl; Herr Schulz, ?, Sitzend: Tine Bardt, Frl. Lorentz, der Direktor (Horn ?), Frl. Kankelwitz I, Frl. Kankelwitz II
  • Am See (Gedicht) G. H. Der Abend, schwer an Duft und Ruch, / fällt sacht / auf schon vergilbend Laub; / der Dohlen spöttisch schwarze Schar, / laut rufend, / strebt zu hohen Bäumen,
  • Unveröffentlichte Briefe von Heinrich Schliemann K. A. P. Cairo 29. Juni 1864, Vielgeliebte Schwester! Während icb Dir dies schreibe, habe ich 29° Wärme in meinem Zimmer; dies wäre ganz erträglich, wenn wir nur kühle Nächte hätten. Leider habe ich des Nachts unter dem Mückennetz, durch welches ich mich gegen die Insekten schützen muß, über 32°, und so wird hier dem Fremden das Klima während des Sommers bald unerträglich.
  • Der erste Weltkrieg vor 200 Jahren Hermann Brunswig Der Siebenjährige Krieg erhob Preußen zur Großmacht und Friedrich II. hieß seitdem der Große. Weltgeschichtlich gesehen begann dieser Krieg 1754 in Nordamerika, als England und Frankreich dort am Missouri zusammenstießen, war ein Teilstück nur des englisch-französischen Ringens um die überseeische Vorherrschaft. Von Europa, von Deutschland aus gesehen jedoch entschied er über die Zukunft des preußischen Staates und damit Deutschlands und Österreichs.
  • 100 Jahre Schloßkirche Neustrelitz Erich Brückner I. Die Vorgeschichte, II. Die Hofprediger, III. Die gestaltenden Männer und ihre Zeit, IV. Die Gestalt der Schloßkirche
  • Foto: Die Primaner des Carolinums in Wichs beim Fackelzug zu Ehren von Professor Dr. Theodor Becker (Übernahme des Direktorats 1904)
  • Genius, Genie und Liebe Ilse Siemers Eine der bedeutungsvollsten Anschauungen der alten Griechen und Römer ist die, welche einen gottgesandten Geist zum Schutze der Menschen annahm. Die Griechen teilten ihn den unteren Gottheiten zu und nannten ihn ihren "guten Dämon". Sie stellten sich darunter die eigene beflügelte Seele als Führerin und Beschützerin des Menschen vor. Die Römer dagegen sahen in ihrem "Genius" kein göttliches Wesen, sondern mehr den Mittler zwischen sich und der Gottheit, der mit dem Menschen geboren wurde und starb.
  • Zwei Gedichte Otto Fröhmke TOLLENSE-SEE / Über die silbrigen Erlen im Tal / Hat sich des Südwinds Harfe geschwungen / Und der Sprosser darinnen gesungen, / Bis der Morgen sein Locken stahl, // FRIEDE / Bist du mit Gott gegangen / Über ein tagmüdes Land / Und hast dein waches Verlangen / Stumm in die Tiefen gebannt,
  • 400 Jahre Güstrower Schloss Wilhelm Gernentz Güstrow besitzt zwei weithin bekannte Bauwerke, einen Dom aus dem 13. Jahrhundert, berühmt durch eine Anzahl bedeutender Kunstwerke, und ein das Stadtbild beherrschendes großes Schloß, eines der Hauptwerke der Renaissance in Deutschland. Im Sommer 1958 hat die Stadt mit einer Reihe von Festveranstaltungen des vierhundertjährigen Bestehens ihres Schlosses gedacht. Sein Baubeginn fällt in das Jahr 1558, aber seine Geschichte läßt sich noch bis in das 13. Jahrhundert zurück verfolgen. Denn schon damals stand an der Stelle, an der das Schloß aufragt, eine Fürstenburg.
  • Foto: Gustav Langmann, später Pastor in Teschendorf, mit seiner Quarta 1904
  • Foto: Orchester des Musikzirkels am Carolinum 1906 Stehend v. r. n. I. : B. v. Harling, Michaelis, W. Hardow, O. Müller, Musikdirektor Busch, G. Arndt, H. Wienck, W. Heinrichs. H. Müller, Sitzend v. r. n. I.: H. Buschh , H. Westphal, Höcker, R. Buhrow, W. Heyn, W. Westphal
  • Töpferei - ein uraltes Handwerk, auch heute noch lebendig Luise Duncker Das erste Handwerk, das sich herausbildete, als die Menschheit von der einfachsten zu einer entwickelteren Wirtschaftsform überging, soll das Töpferhandwerk gewesen sein. Als die Herstellung der Gefäße sich fast nur auf den Eigenbedarf beschränkte, waren es die Frauen, die diese Dinge aus dem feuchten Ton formten, und wir bewundern schon an den steinzeitlichen Töpfen (ca. 500 v. Chr.) die schönen Verzierungen, Ritzmuster, Daumendruckmuster usw., mit denen sie ihre Töpfe schmückten.
  • Die Freie Universität Berlin Heinz Lohmeyer Mehr als ein Jahrzehnt ist vergangen, seit die Freie Universität Berlin ihre Pforten öffnete, um sich im Kreis der deutschen Hochschulen ihrer vornehmsten Aufgabe zu widmen, junge Menschen zu bilden und zu formen und den akademischen Nachwuchs für eine Reihe wichtiger Berufe zu fördern. Sie ist die jüngste Universität Deutschlands. Getragen von humanistischen Idealen und erfüllt von dem immerwährenden Streben nach Wahrheit hat die Freie Universität Berlin den Studierenden aufgerufen "zum Ringen nach Erkenntnis, Wissen und Wahrheit und zur Entwicklung seiner Persönlichkeit und seines Menschentums in der Zucht strengen Denkens, wacher Selbstkontrolle und Teilhabe an dem Reichtum der geistigen Werte, deren Obhut und Pflege den Universitäten anvertraut ist" (Professor Paulsen).
  • Untergang in Neubrandenburg. Deutung des Gemäldes von Caspar David Friedrich in Hamburg Eckhard Unger Der berühmte Landschaftsmaler Caspar David Friedrich, der sich hier (in Neubrandenburg) öfter und längere Zeit hindurch, und namentlich in den Jahren von 1820-1830 bei Verwandten aufhielt, ward an der Vollendung eines bereits begonnenen Bildes unserer schönen Stadt und deren reizenden Umgegend, das er vom Datzberge aus aufgenommen, durch den Umstand verhindert, daß, als er gerade eifrig bei der Arbeit beschäftigt, unter seinen Augen aus der den Fuß des Hügels umspülenden Datze die Leiche eines Ertrunkenen herausgezogen ward.
  • In alten Neustrelitzer Zeitungen geblättert R. Wagner Mitgeteilt und mit Erläuterungen (eingeklammert) versehen von R. Wagner
  • Dr. Friedrich Düsel A. B. Friedrich Düsels Name ist schon häufig im "Carolinum" erwähnt worden, daß es vielleicht manchen alten Caroliner interessieren dürfte, etwas über ihn zu erfahren. Friedrich Düsel wurde am 11. 2. 1869 in Strelitz (Alt) geboren, er besuchte das Carolinum bis zum Abitur. Trotz einer Eins im Deutschen wurde er von dem damaligen Direktor der Schule, Oberschulrat Schmidt, zur Reifeprüfung nicht zugelassen, da er im Latein nicht genügte.
  • Buchbesprechung
  • Zu unseren Texten und Bildern
  • Niederdeutsche Rezitatoren
  • Gründung der Fritz-Reuter-Gesellschaft in Lübeck
  • Vermischte Nachrichten
  • Foto: Abiturientenkommers 1935
  • Zum Gedächtnis von Otto Pfeil, gestorben 1935 K. Das schwere Schicksal, das die einzige Tochter unseres alten Lehrers Studienrat Otto Pfeil betroffen hat, die ihren Gatten, den Caroliner Karlheinz Feilke, nach einer Ehe von wenigen Monaten durch Herzschlag verlor, hat unsere Gedanken auch dem Vater wieder stärker zugewendet. Otto Pfeil wurde am 8. August 1884 in Neubrandenburg geboren, besuchte dort das Humanistische Gymnasium und studierte nach dem Abitur 4 Semester Architektur auf der Technischen Hochschule in Charlottenburg. Dann sattelte er um und ging zur Universität, um Mathematik, Physik und Chemie zu studieren, zog später nach Göttingen, wo er seine Prüfung als Turn- und Schwimmlehrer machte und bestand 1913 in Kiel das Staatsexamen.
  • Foto: Schüler und Lehrer, Kirchenchor 1907 Benzin, Rütz, Winkel, Buchholz, Köppen, Kreienbrink, Parbs, Busch, Bruhn, Busch, Drews, Kietzmann, Wendt, Michael, Lange, Brulm, Lamprecht, Maas, Thomas, Matheus, Wagner, Horn, Heinrichs, Westphal, Kreienbrink, Wagner, Prütz, Reinhold, Kurztisch, Kreienbrink, Guhl, Becker
  • Neustrelitz, du meine liebste Stadt! Gretel Borck, geb. Fölsch Eine besondere Freude für uns war es immer, wenn es auf Besuch nach Neustrelitz ging zum Großvater Langbein, der dort an der Schloßkirche Oberhofprediger war und in einem großen hübschen Pfarrhaus wohnte in der Seestraße nahe am Zierker See, gerade gegenüber vom Schloßgarten. Die breite Kastanienallee neben dem Schloßgarten war ein herrlicher Spielplatz. Die Pendeltür vom Schloßgarten klingt mir noch heute in den Ohren. Eine mir bekannte Persönlichkeit aus jener Zeit war Onkel Rudolphi, der alte Sanitätsrat, der am Markt wohnte oben in Zanders Apotheke. Wenn wir ihn besuchten, mochte ich zu gerne am Fenster stehen und von oben über den ganzen hübschen Marktplatz blicken.
  • Foto: Pension von "Tante Hintze" 1898-1900 Von links nach rechts: Lotte Haberland-Beckström, Maria Fölsch, Miete Märker, Ursula Herzberg, Else Schulz-Cordua, Anna Meier
  • Fahrt in die Heimat Ludwig Schultz Im August dieses Jahres packte mich wieder die Sehnsucht nach der alten Heimat im Strelitzer Land. Der Autobusverkehr floriert, besonders in der Strelitzer Heimat. In Neubrandenburg ist unweit des Reichsbahnhofes ein Busbahnhof mit 10 Bahnsteigen, von denen die Fahrzeuge nach allen Richtungen abfahren: Woldegk, Feldberg, Neustrelitz, Demmin, Schwerin und so fort. Ich stieg also kurz entschlossen hier um 12 Uhr in den Bus und war bereits um 16 Uhr in Neubrandenburg.
  • Foto: Die Obersecunda (R) auf Turnfahrt im Spreewald 1928 v.l.n.r.: Helmut Staude (+), St.R. Rosenhainer, Koch, Knacke, Mähl, Bethusy-Huc (+)
  • Uns´ plattdütsch Eck