1960 Sommer

Das Carolinum
Blätter für Kultur und Heima

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(26.) 22. Jahrgang Nr. 31

Inhaltsverzeichnis
  • Die Kaiserstadt Goslar Karl G. Bruchmann Wenn in der Festschrift des Carolinums das Bild einer Stadt gezeichnet worden ist, der die Universität seit Jahrhunderten das Gesicht geprägt hat und noch heute bestimmt, so soll auf den folgenden Seiten der Versuch gemacht werden, die Geschichte einer ehemals Freien Reichsstadt zu skizzieren, für die das Erz, insbesondere das Silber im Inneren des die Stadt überragenden Rammelsberges zum Schicksal geworden ist.
  • Das Herzog-Monument im Güstrower Dom Hans-Henning Pantel Im Heft des Winterhalbjahres Nr. 30 dieser Blätter für Kultur und Heimat unseres alten Carolinums erwähnte Paul Steinmann in seiner "Chronik der Stadt Burg Stargard ... " auf S. 39 den Herzog Ulrich von Mecklenburg als des damaligen Landes Stargard Herr und die Herzogin Elisabeth aus königlichem Stamm zu Dänemark als des Landes Stargard Frau. Steinmann berichtete zwar, daß Herzogin Elisabeth den zum Wagenschauer gemachten Dom in Güstrow wieder zum geistlichen Gebrauch einrichtete, das dort befindliche bedeutende Herzog-Monument aber erwähnt er nicht.
  • Neustrelitz [Gedicht] Fritz Hagemann Unvergeßliche du, aus einstigen Tagen / Fällt herüber dein heller Glanz, / Muß ich in meinem Alter, ohne zu hoffen, / Singen ein Lied dir aus Gram und Lust.
  • Friedrich von Schiller. Festrede auf dem 2. Caroliner Tag Gerd Tolzien Die hohe Auszeichnung des Rufes, an dieser Stätte im Hinblick auf den 200. Geburtstag Friedrich von Schillers die Festrede zu halten, kam mir unerwartet. Sie kam in eine Überfülle von Arbeit, zudem ungewöhnlich spät. Noch während der wenigen Nächte, die mir zur Vorbereitung verfügbar waren, fühlte ich mich versucht, abzusagen - in der Erkenntnis: daß die Zeit niemals ausreichen könne, dem würdigen Gegenstand die angemessene Form zu geben.
  • Die Grüneberg-Orgel in der Stadtkirche Neustrelitz Hans Borlisch Im Jahre 1869 wurde der Bau einer neuen Orgel in der Stadtkirche zu Neustrelitz ins Auge gefaßt, da der Zustand der alten Orgel so schlecht geworden war, daß eine Reparatur keine wesentliche Abhilfe versprach. In einer Eingabe aus dem Jahre 1875 an die Großherzogliche Landesregierung beruft man sich auf die Urteile der Orgelbauer Grüneberg-Stettin, Lefers-Neustrelitz, des Orgelvirtuosen Dötzek-Cöln und des Komponisten Meier in Schönberg.
  • Aus der Welt Friedrich Griese Wenn ich zurück in das einfache Leben gehe und zuletzt da ankomme, wo es außer dem, was uns gehört und womit wir alle Tage zu tun haben, nichts gibt, dann bin ich zehn Jahre alt, und wir nennen die Gegend, in der wir wohnen: Aus der Welt. Weil uns damals an genaueren Ortskenntnissen noch nichts lag, wäre uns auf Nachfrage nicht eingefallen, daß wir so ziemlich den Mittelpunkt zwischen den kleinen Städten Penzlin, Waren und Stavenhagen bildeten, wobei wir uns gefühlsmäßig, unseres Dichters Fritz Reuter wegen, zu seiner Stadt Stavenhagen hingezogen fühlten. Im übrigen war es so unausdenkbar weit um uns, daß wir lieber erst gar nicht anfingen, uns unsere Abseitigkeil vorzustellen.
  • Christian Philipp Wolff - ein Mecklenburg-Strelitzer Hofbaumeister und Bildhauer Konrad Hustaedt Die Meckl.-Strelitzer Kunstgeschichte weist unter den Vertretern der Bildhauerkunst nur wenige Namen von Rang auf. Ihr Chorführer ist unzweifelhaft Christian Philipp Wolff. Als Sohn eines Fürstlich Waldeck'schen Kammerdieners und Hofschneiders zu Helsen im dortigen Fürstentum am 17. Juli 1772 geboren, tritt er nach dem Besuch der Schule in dem benachbarten Arolsen aus Liebe und Begeisterung zur Kunst in die Werkstatt des Hofbildhauers Friedrich Valentin als Lehrling ein.
  • Chronik der Stadt Burg Stargard und ihrer Gemarkung im Rahmen der Landesgeschichte III Paul Steinmann Dem 17. Jahrhundert hat der große unselige Religionskrieg seinen Stempel aufgedrückt durch die gewaltigen Verwüstungen in den von ihm betroffenen Ländern, vor allem aber durch die unsagbaren Nöte und Drangsalierungen sowie durch die folgenschwere Reduzierung der Bevölkerung Deutschlands und speziell Mecklenburgs. Im stärksten Maße wurde im Lande Stargard die Stadt Neubrandenburg im Jahre 1631 und das ganze Land in den Katastrophenjahren 1637, 1638 und 1639 heimgesucht.
  • In der Wildnis des Saguenay Herman Rössler So seltsam es klingt - die Reise, die ich in Kanada mit meiner Frau und kanadischen Freunden im August von Montreal zum Saguenay-Fluß unternahm, hat eine mehr als 400-jährige Vorgeschichte. Ich erlebte diese vier Jahrhunderte im Geist während der ganzen Fahrt und dankte dem französischen Seefahrer Jacques Cartier, denn ohne sein Zutlfn wäre diese Reise nicht möglich gewesen. Als Cartier anno 1534 seinen Fuß bei der Halbinsel Gaspe, und 1535 bei dem heutigen Montreal an Land setzte, war dies noch ein verwegenes Abenteuer.
  • Über den Gesichtssinn der Spinnen Heinrich Homann In der folgenden Skizze erteilen wir einem der wenigen Arachnologen Europas das Wort; er gibt einen Einblick in eine uns wohl allen unbekannte Welt. - Spinnen werden meistens verkannt. Gewiß, eine Kreuzspinne ist kein hübsches Tier, und das genügt für die meisten Menschen, sie zu verabscheuen. Dabei ist das Leben der Spinnen so vielseitig und interessant, daß es sich verlohnt, sie einmal näher zu betrachten. Da webt eine Kreuzspinne ihr Netz, ein kleines Kunstwerk, eine andere Spinne bringt als Spinnenbräutigam seiner Angebeteten eine Fliege als Geschenk.
  • Neubrandenburg als Geburtsstätte deutscher Turnkunst - Vom Neustrelitzer Turnplatz 1818 - 46 Annalise Wagner 1803 trafen zwei relegierte Studenten der Greifswalder Universität in Neubrandenburg ein. Es war der Pharmazeut Helm und der als Herr Fritz sich ausgebende Ludwig Jahn, der eine Hauslehrerstelle bei dem Baron le Fort annahm. Peter und Ernst im Alter von 12 und 14 Jahren hatte er zu unterrichten. Neben der theoretischen Wissensvermittlung spielte die Körperertüchtigung bei Herrn Fritz eine bedeutende Rolle. Leibesübungen, einfache Lebensweise, Abhärtung und gewisse Strapazen waren Wege zur Ertüchtigung und mannhaften Erziehung der Jugend.
  • Das Fürstentum Ratzeburg Walter Wiedemann Nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens fiel das Bistum Ratzeburg 1648 als Fürstentum Ratzeburg an Mecklenburg als Entschädigung für die an Schweden abgetretenen Gebiete Wismar, Neukloster und Insel Poel. Bis zu dieser "Säkularisation" war das Bistum ein selbständiger geistlicher Staat gewesen, der fast 500 Jahre bestanden hatte. Das Fürstentum Ratzeburg wurde in drei Ämter auftgeteilt: Schönberg und Stove, die zum bischöflichen Tafelgut gehört hatten, und Schlagsdorf, das die über das ganze Land verstreuten Kapiteldörfer umfaßte.
  • Das Technikum Strelitz Johannes Schwengler Die technische Lehranstalt in Strelitz-Alt besaß eine über das normale Maß hinausgehende Anziehungskraft für die heranzubildenden Ingenieure und Techniker und zwar nicht nur in Deutschland. Unter den Hörern waren natürlich in erster Linie Deutsche vertreten; ein starkes Kontingent stellten die nordischen Länder und die Schweiz. Schließlich wurden auch Holländer, Österreicher, Ungarn, Bulgaren, Rumänen, Spanier, Russen, ja sogar Türken, Perser, Japaner und Chinesen am Technikum ausgebildet.
  • Der mecklenburgische C-Husar Timm 1813 (Auszug aus einem Brief) Hermann Rieck Friedland, den 14. Juli 24 - Lieber Hermann! Deine Karte hat mich überrascht und erfreut. Nimm dafür meinen herzlichsten Dank. Röhl hat Recht: Meine (und Karls) Eltern haben in dem Hause gewohnt, wo auch der "Adlerfänger" Timm wohnte, und ich bin daselbst (29. 9.1842) geboren. Es liegt zwischen dem Reutergarten und dem Gang, der nach dem GI. See zu führt, in der Glamb. Nebenstraße. Ob es Nr. 6 ist, weiß ich nicht. Es gehörte in meinen ersten Lebensjahren dem Schneidermeister Kleinheld (aus Greifswald), der eine Riefstahl zur Frau hatte, eine Schwester von Vaters Kollegen an der höheren Töchterschule, dem Vorgänger von Zander.
  • Aufbau in Neustrelitz nach 1945 Annalise Wagner Viele unserer Leser werden in den letzten 10, 20 oder mehr Jahren unserer Stadt keinen Besuch mehr gemacht haben. Daher scheint es angebracht zu sein, einen Kurzbericht über die Entwicklung und über manche Veränderung in Neustrelitz zu geben. Fangen wir in der Schloßkoppel an. Unmittelbar hinter dem Parkhaus (jetzt staatliche Musikgrundschule) sind zwei große Sportplätze angelegt, der eine mehr oberhalb unweit der Parkstraße, der andere ein Fußballplatz unterhalb, an den Tiergarten grenzend und mit den alten Eichen abschließend.
  • Frühwanderung [Gedicht] G. H. Mußt in der Frühe wandern, / Wenn die Sterne am Himmel stehn, / Einsam und ohne die andern, / Die sonst des Wegs mit dir gehn.
  • Kritische Betrachtung zum 2. Caroliner Tag Heinz Lohmeyer Die letzten Strahlen einer goldenen Herbstsonne fielen auf Marburg. Jetzt hieß es Abschiednehmen von einem langen und herrlichen Sommer, von einem milden Herbst, Abschiednehmen aber auch von jener romantischen Universitätsstadt an der Lahn, die uns für einige Tage beherbergte. Während sich am späten Nachmittag des 4. Oktober 1959 langsam der D-Zug in Bewegung setzte, um uns an die Stätten unseres Wirkens und Schaffens zurückzubringen, fiel noch einmal der Blick auf die Stadt, die zu dieser Abschiedsstunde ein farbenprächtiges Gewand angelegt hatte
  • Ansprache unseres Protektors, des Herzogs Christian Ludwig Christian Ludwig Meine sehr verehrten Damen und Herrn! Liebe Caroliner! Zunächst möchte ich Ihnen, lieber Herr Oberstudiendirektor Piehler, sehr herzlich danken für die freundlichen Worte der Begrüßung und Ihnen versichern, daß ich sehr gern hierher gekommen bin. - Liebe Caroliner! Nachdem Sie mich zu Ihrem Protektor ausersehen haben, ist es nun heute das erste Mal, daß ich hier in Ihrem Kreise mit Ihnen zusammen sein kann, und ich habe gesehen, welche große Wiedersehensfreude unter Ihnen herrschte, als Sie hier hereinkamen, wie einer den andern wiederfand, den er über Jahre, womöglich seit Jahrzehnten nicht gesehen hatte.
  • Edwin Fischer + Hermann Warncke Am 22. Januar 1960 starb Professor Dr. h. c. Edwin Fischer in Zürich. So fern ist der Sterbeort dieses großen Künstlers von unserer Heimat gelegen, und doch verbindet ihn mit der kleinen Stadt Neustrelitz die Liebe, die Edwin Fischer zu ihr im Herzen trug. Von Neustrelitz aus hat er seinen Siegeslauf durch die ganze Welt genommen. So seien ihm auch im "Carolinum" Worte des Gedenkens gewidmet.
  • Allerlei von der See für die armen Lüd` an Land Hermann Brunswig Wer wie der Schreiber dieser kleinen Plauderei von der See noch als Oberbramraagast Nr. 1 auf einem Segelschulschiff der alten Kaiserlichen Marine ausgebildet worden ist, hat natürlich für die armen Lüd' an Land nur ein erhabenes Gefühl Sindbadscher Überlegenheit übrig. "Ach Gott, Ji armen Lüd' an Land", denkt er bei sich "Euch kann man die Hucke vollügen, daß sich die Decksbalken biegen." Was wir hier aber durchaus vermeiden wollen.
  • Der Junius - Auf Joh. Christ. Günther [Gedicht] Walter Blanck Nun tragen draußen vor den Toren / Die Rosen ihren göldnen Ball, / Und tausend schöne Leonoren / Blühn wiederum mit Farb' und Schwall. / Johann Christian.
  • Das Museum für Ur- und Frühgeschichte in Schwerin und seine Veröffentlichungen Am 1. Januar 1953 wurde die vorgeschichtliche Abteilung des Staatlichen Museums Schwerin aus dem Verbande dieses Instituts herausgelöst und als Museum für Ur- und Frühgeschichte Schwerin dem Staatssekretariat für Hochschulwesen unmittelbar unterstellt. Dem Museum wurde gleichzeitig die Bodendenkmalpflege in den Bezirken Rostock, Schwerin und Neubrandenburg als offizielle Forschungsstelle übertragen. Die jetzige Regierung stattete das neu geschaffene - zum ersten Mal selbständige - Museum so großzügig mit Personal und Geldmitteln aus, wie das bislang nicht im entferntesten in irgendeiner Periode der 200jährigen Geschichte der mecklenburgischen Vorgeschichtsforschung der Fall gewesen war.
  • In alten Neustrelitzer Zeitungen geblättert A. Wagner Am 30.9.1811 legt Herzog Carl der bisherigen Schulanstalt den Namen "Gymnasium Carolinum" zu. Schuldirektor Siefert wird "Schulrat". Lehrer Müller und Lehrer Kämpffer werden "Professor".
  • Zu unseren Bildern und Texten
  • Bücher und Buchbesprechung
  • Vermischte Nachrichten
  • Oberstudiendirektor Dr. Hans Michaelis + Im Herbst 1920, nach der Pensionierung von Geheimrat Direktor Dr. Wetzstein, übernahm Dr. Hans Michaelis, bisher Studiendirektor des Realprogymnasiums in Schönberg i. M., die Leitung des Realgymnasimns i. E. in Neustrelitz. Seine erste Aufgabe, das Realgymnasium zur Vollanstalt aufzubauen, meisterte Michaelis mit dem Enthusiasmus des jungen Direktors zusammen mit einem ebenfalls recht jungen arbeitsfreudigen Kollegium.
  • Vom Neustrelitzer Realgymnasium i. E. im Jahre 1920 Als ich 1920 zu Ostern als frisch gebackener Oberlehrer, wie die Studienräte damals noch hießen, an die Neustrelitzer Realschule kam - Neustrelitz hatte damals, da Strelitz (Alt) noch nicht eingemeindet war, 12 000 Einwohner - waren gerade die Wellen des Kapp-Putsches verebbt. Ich lernte bald einen und den anderen der Kapp-Putsch-Indianer kennen, wie sie sich selbst mit Stolz nannten.
  • Untertertia des Realgymnasiums 1920 vor dem Schweizerhaus bei Serrahn [Foto] Wilke, Köpke, Maxim Schwarzlose, Reinsberg, Gustav Platte, Christian Schwarzlose, 3. Helmuth Mathaei, Werner Platte, Schnuppe, Winter, Schulz
  • Uns´ plattdütsch Eck
  • Anning un Hanning "Fiting", schrew min Schwesting Miken ut Rostock, ,,de ollen Schölerinnen von't Lyceum ut Niegenstrelitz dräpen sich in Hamborg in'n Patzenhofer. Gah mal hen. Ward woll männigein von Dine ollen Fründinnen dormang sien. Öwer dat schad niks. Brukst kein Bang nich to hämm. Se sünd all in't betagte Öller."
  • Fuxia der Gothia 1901 [Foto]
  • mine leeven caroliner, realer und lyzisten! Ick weet all, wat ji sängen will, n. mit schnurz geiht dat nu woll bargaff. ji glöben villicht, ick hew nu mit gustav nagel ne nie partei upmakt, wägen min ottografie mit all de lütten bokstaben. oewer wovon kümmt dat? dat kümmt dorher, wielmin rechter dumen to lang und de oll kreissag to scharp wier und nu sitt ick dormit an und kann blot mit de linker hand klimpern und dorbi de groten bokstaben nich kloppen. an de rechter hand haden se mi ierst got twintig pund gips anklistert und nu hewwen se mi dor son'n bökenkloben von n' halwen fastmeter holt anpinnt. also deswägen min gustav-nagel-ottografie.