Dem Traum vom Fliegen
eine Eurofighterlänge näher

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Wer hat als Kind nicht davon geträumt? Als Pilot die Welt bereisen, neue Kulturen und viele Menschen kennenlernen, die Erde aus einer anderen Perspektive betrachten, ein hochmodernes Fluggerät mit vollster Präzision durch die unendlichen Weiten der Wolken zu navigieren, die Sonne jeden Tag zu sehen auch wenn es wochenlang regnet ...

Doch für mich ist dies mehr als nur ein Kindheitstraum. Es ist mein Berufsziel, für das ich kämpfe. Dieser Berufswunsch rückt immer näher und es wird Zeit, sich ernsthaft mit den verschiedenen Möglichkeiten, die ins Cockpit führen können, auseinanderzusetzen.

Im Rahmen des Berufsberatungstages der 10. Klasse, an dem ich selber, als Schüler der 11.Klasse nicht teilnehmen konnte, leitete der erfahrene Eurofighter Pilot und Fluglehrer Johannes Ehlert, alias Joe, ein Seminar und gab den Schülern einen Einblick in seinen faszinierenden Beruf bei der Bundeswehr.

Durch Zufall bekam Herrn Benzin, unser Ansprechpartner der Schule in Punkto Berufsberatung, Wochen später davon mit, dass ich Pilot werden möchte. Er erinnerte sich an Johannes Ehlert und sein gut besuchtes Seminar der 10-Klässler. Er gab mir die Kontaktdaten von Johannes und meinte, dass eventuell ein Praktikum am Luftwaffenstützpunkt der deutschen Bundeswehr in Rostock/Laage möglich wäre. Voller Euphorie kontaktierte ich noch am selben Tag Herrn Ehlert.

Mit Freude über meine E-Mail und meinem Interesse am Fliegen antwortete Herrn Ehlert auf meine Anfrage und zog auch gleich Parallelen zu sich selbst. Er erinnerte sich an seine Schulzeit zurück und erläuterte, dass er damals in einer ähnlichen Situation stand wie ich. Er legte mir gleich nahe, dass es nichts Schöneres für ihn gibt, als einen Eurofighter fliegen zu dürfen, es aber bis dahin auch ein harter und anstrengender Weg sei. Jedoch bereut er es keineswegs Diesen gegangen zu sein. Er versprach mir gleich seine Bereitschaft, mich auf meinem persönlichen Weg zu unterstützen und gab mir den ersten Tipp: „Ganz wichtig ist es, dein Ziel nie aus den Augen zu verlieren und dich auch von kleinen „Niederlagen” nicht verunsichern zu lassen.“ Doch dies sollte nicht die einzige Erfahrung sein, die er mit mir teilen wollte. Er war bereit, in einem persönlichen Gespräch auf alle meine Fragen Antworten zu geben und bat mir dazu ein zwei-tägiges Praktikum am Luftwaffenstützpunkt in Laage an, welches ich selbstverständlich mit höchster Begeisterung entgegen nahm.

Nach dem genehmigten Antrag der Schule auf Unterrichtsfreistellung war es dann am 9. April endlich soweit. Mein Praktikum, vollgepackt mit Highlights, unvergesslichen Eindrücken und natürlich mit einer riesigen Menge an Infos, Erfahrungen und wertvollen Tipps begann.

Die zwei Tage waren bestens organisiert. Es lag mein Praktikumsausweis bereit, mit dem ich auf das Gelände kam. Mir stand eine Stube in der Kaserne zur Verfügung, in der ich für diese eine Nacht kostenlos nächtigen konnte. Zudem durfte ich für einen kleinen Aufpreis die Mahlzeiten in der Mensa wahrnehmen. Die auf dem Gelände befindlichen Sportanlagen, wie Schwimmhalle und Tartanbahn konnte ich ebenfalls nutzen, was ich nach dem ersten Tag gerne annahm.

Ich wurde am ersten Tag von einer netten Unteroffizierin (ehemalige Neustrelitzerin) auf das Gelände begleitet, die mir dann jeden Winkel des Luftwaffenstützpunktes zeigte. Es folgte das erste Aufeinandertreffen mit Johannes Ehlert. Joe integrierte mich sofort in seine Flugstaffel mit ein. Am Mittagstisch saß ich beispielsweise mit ihm und 6 weiteren Piloten zusammen, konnte so meine ersten Fragen loswerden und interessante Gespräche zwischen den Piloten folgen. Eingeleitet wurde das Praktikum mit einem Highlight- einem Flug im Simulator des Eurofighters. Auf diesem Simulator trainieren normalerweise die Flugschüler, die bereits ihre fliegerischen Grundlagen beherrschen und praktische Flugstunden in ihrer Ausbildung in Amerika gesammelt haben. Nach dem Amerikaaufenthalt kommen sie nach Laage zurück und erlernen dort das taktische Fliegen auf dem Eurofighter. In solch einem Trainingssimulator durfte ich dann Platz nehmen. Von einer Luftbetankung bis hin zum Luftkampf mit einer MIG-29, über die ersten Starts und Landungen bei Nacht und Überschallflug über Rostock wurde mir alles simuliert und mir dabei das hochmoderne Fluggerät durch Joe erklärt.

Anschließend stieg ich in einen kompletten Kampfjetpilotenanzug, um so eine Vorstellung zu bekommen, was ein Pilot tragen muss. (siehe Bilder)
Am Nachmittag durfte ich in das Büro der Flugplaner hineinschauen, in dem mir ein netter Offizier am PC genau erklärte, wie eine Mission organisiert wird und Flugrouten erstellt werden, was ich auch mit großem Interesse entgegennahm. Der erste Tag endete auf dem Besucherhügel, auf dem Joe zusammen mit mir die startenden Eurofighter beobachtete. 
Am zweiten Tag nahm mich morgens der Spieß der Staffel in Empfang. Mit ihm absolvierte ich den Basis Fitness Test der Bundeswehr, der mir zeigte was für die Ausbildung als Offizier alles verlangt wird. Zudem war meine Neugier groß, wie ich wohl als Sportler abschneiden werde.

Nach dem Mittagessen erhielt ich die Chance, mit einigen Flugschülern ins Gespräch zu kommen, die ihre Erfahrungen schilderten und mir viele Tipps gaben. Ein Flugschüler begleitete mich dann den restlichen Tag lang, denn Joe flog am Nachmittag selber eine Mission und war zuvor mit deren Vorbereitungen beschäftigt. Aber so konnte ich auch die ganze Planung miterleben. Für diesen Nachmittag stand ein 2 gegen 4 Luftkampf über MV auf dem Plan. Ich war erneut im Büro der flight planner und versuchte nun das erlernte Wissen vom Vortag anzuwenden, um für Joe die Flugroute zu erstellen, die er in seiner Mission am Nachmittag fliegen sollte. Anschließend nahm ich an dem Briefing (Besprechung) der fliegenden Piloten teil, das nächste Highlight, das ich so schnell nicht wieder vergessen werde. 6 Piloten saßen zusammen, tagten über ihre heutige Mission und Vorgehensweise im Luftkampf und ich saß mitten drin. Dies war top secret, doch letztendlich verstand ich sowieso nicht alles, da die auf Englisch geführte Besprechung auch von englische Kürzeln und Fachbegriffe des Jetfliegers geprägt war, mit denen ich noch nicht komplett vertraut bin.
Nach all der Vorbereitung ging es dann schließlich mit einem Kleintransporter, gefüllt mit den 6 fliegenden Piloten, meinem begleiteten Flugschüler und mit mir, zu den Eurofighter im Hangar. Auf dem Rollfeld angekommen, erklärte und zeigte mir der Flugschüler den Eurofighter aus nächster Nähe und zum Anfassen, während sich Joe auf seinen Flug verbreitete und Rücksprache mir den dortigen Flugtechnikern hielt.

Das Praktikum neigte sich mit einem erneuten Highlight dem Ende. Joe verabschiedete sich überaus freundlich von mir, stieg in seinen Kampfjet und lies die Turbinen langsam an, während ich nur 5 Meter entfernt vom Geschehen stand. Er rollte mit dem Eurofighter aus dem Hangar und gab mir ein Handzeichen aus dem Cockpit zur weiteren Verabschiedung. Vom Besucherhügel aus beobachte ich mit 5 weiteren Flugschülern nun seinen Start. Sein Versprechen: „Eigentlich starten wir immer ohne Nachbrenner, aber für dich mach ich heute eine Ausnahme. Wir wollen schließlich ein bisschen Dampf machen.“, hat er bei seinem Takeoff nicht gebrochen. 

Abschließend möchte ich sagen, dass mir ein besseres Praktikum hätte nicht geboten werden können. Ich hatte mir zuvor einiges erhofft, dass es aber so gut wird, das hätte ich niemals erwartet. Die zwei Tage haben mir sehr gefallen und weitergeholfen, meinem beruflichen Ziel zu folgen. Vor allem die Gespräche mit den Flugschülern waren sehr intensiv und vorteilhaft. Ich konnte mir ein sehr gutes Bild über den Alltag bei der Bundeswehr machen. Bei all den Highlights, die sich mir boten, wiesen die Gespräche aber auch immer wieder auf die Nachteile der Bundeswehr hin, was ich persönlich natürlich sehr schätze. Ich hatte zudem das Privileg alleine als Praktikant zu sein und einen Piloten, Joe, als Ansprechpartner zu haben. So konnte ich auch hinter die geheimen Türen der deutschen Luftwaffe schauen und habe mich gefühlt, als wäre ich ein Teil der Staffel. Joe hat alles getan, um mir ein bestmögliches Praktikum zu ermöglichen und ich spürte, wie er für seinen Beruf lebt. Ich halte weiterhin den Kontakt zu Joe und der gesamten Staffel aufrecht. Sie wollen wissen, wohin es mich nach dem Abitur verschlägt und haben mir ihre Hilfe bei den Bewerbungsverfahren angeboten.

Zudem möchte ich euch mit diesem Schülerzeitungsartikel dazu motivieren, für eure Träume und Ziele zu kämpfen. Auch wenn Träume oft so weit entfernt und Ziele unerreichbar scheinen, ist es wichtig, nie aufzugeben. Wenn man eine Sache will und mit einem gesunden Selbstbewusstsein daran glaubt es zu schaffen, können Ziele erreicht und Träume wahr werden. Und manchmal gehört einfach auch ein wenig Glück dazu. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal mit einem Eurofighterpiloten in Kontakt komme, den Eurofightersimulator fliege und ich mir jetzt, wenn mal wieder die Jets ihre Runde über Neustrelitz und Umgebung fliegen, mir die Frage stelle, ob ich diesen Piloten schon die Hand gegeben habe. Durch einen Zufall wurde mir das möglich gemacht und ich bin unendlich dankbar dafür.

An dieser Stelle möchte ich der gesamter 1. und 2. fliegenden Staffel des taktischen Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“ danken. Dabei geht mein besonderer Dank an Oberstleutnant & Staffelkapitän Herrn Ehlert und deren Spieß, die für einen reibungslosen Ablauf sorgten, sowie seinen Flugschülern, mit denen ich intensive Gespräche führen konnte. Ein ganz großer Dank geht an Herrn Benzin und der Schulleitung. Es ist schön zu wissen, dass es so viele Menschen gibt, die einen tatkräftig unterstützen und begleiten. Nehmt auf eurem Weg in die Zukunft jede Chance mit, die ihr kriegen könnt. Es hilft enorm.

Louis Dittmann

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